Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

eine lange Wunde quer über den Hals auf, so dass die Todesursache nicht eindeutig feststellbar ist. Die Badezimmerwand ist in Höhe des Kopfes mit Blut und schleimiger Substanz beschmutzt (Schädelinhalt), ansonsten wurde auffällig wenig Blut gefunden, was darauf hinweisen könnte, dass das Opfer erst post mortem in die Badewanne gelegt wurde. Die Wunden scheinen noch nicht alt zu sein, allerdings weist die Leiche bereits eine fahlweiße Farbe sowie Leichenflecken an der rechten Ferse auf.
    Der Schädel wurde vermutlich mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. Im Badezimmer wurden weder ein solcher Gegenstand noch ein Messer gefunden.
    Die Schamlippen der Frau wurden mit Hilfe eines scharfen Gegenstandes entfernt.
     
    Weitere Feststellungen:
    Wie bei Mordverdacht üblich, verzichteten wir auf jede weitere Untersuchung der Leiche und der angrenzenden Räume, um keine Spuren zu vernichten. Hoofdinspecteur erster Klasse Naegels blieb zur Bewachung des Tatorts in der Wohnung.
     
    Nach der Rückkehr in mein Büro informierte ich sogleich die Staatsanwaltschaft.
    Staatsanwalt Verspaille wurde telefonisch über den Leichenfund und darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Spurensicherung zum Tatort unterwegs sei.
    Staatsanwalt Verspaille ersuchte mich, in meinem Büro zu bleibenund die Ankunftszeit der Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft zu Protokoll zu nehmen. Um 15:48 Uhr erhielt ich den Anruf, dass man das Eintreffen des Staatsanwalts gegen 16:40 Uhr erwarte.
    Daraufhin informierte ich den diensthabenden Commissaris Cuypers über den Vorfall, der sich nach Eintreffen des Staatsanwalts ebenfalls zum Tatort begeben wollte.
    Am Tatort war zu diesem Zeitpunkt bereits mein Kollege Adjunct-Commissaris Peter Pot von der Mordkommission eingetroffen. Er teilte uns mit, dass die Aussage des Nachbarn aufgenommen würde (Protokoll Nr. S423/99), die als Anlage zur Akte der Staatsanwaltschaft vorliegt.
     
    Eintreffen der Spurensicherung (Mijnheer Schildermans) um 16:25 Uhr.
    Um 17:12 Uhr Eintreffen der Kriminalpolizei sowie Staatsanwalt Koopman. Begehung des Tatorts durch den Commissaris.
    Aufgrund der unklaren Todesursache wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Gerichtsmediziner Dr. A. Somers, Populierendreef 27, Mechelen, zum Tatort bestellt. Dr. Somers stellte um 15:38 Uhr den Tod fest und stellte die Sterbeurkunde aus.
    Um 17:20 Uhr Eintreffen des diensthabenden Commissaris Cuypers sowie des Untersuchungsrichters De Groef – in Vertretung von UR Bosmans, der nicht erreichbar war – und Staatsanwalt Verspaille samt Assistent. Beschluss des UR nach Begehung des Tatorts:
     
    Alle wichtigen Beweismittel werden von der Kriminalpolizei beschlagnahmt.
    Lage und Zustand der Leiche sollen dokumentiert werden.
    Eine Blutprobe soll entnommen werden.
    Ausfertigung der nötigen Dokumente durch den Gerichtsmediziner.
    In der Wohnung soll aus Sicherheitsgründen das Gas abgestellt und nach Verlassen die Eingangstür versiegelt werden.
     
    Anschließend erfolgte die Versiegelung des Leichensacks und der Abtransport der sterblichen Überreste der Toten in die Vrouwvlietstraat. Im Anschluss Versiegelung der Tiefgarage des Opfers. Kein Kfz darin abgestellt.
    Adjunct-Commissaris Apers teilt um 18:10 Uhr mit – was der inzwischen eingetroffene Hausmeister bestätigt –, dass es sich bei der Mieterin der Wohnung um Mevrouw Nadine Versluys handelt, ledig, Personalausweisnummer IK 113 0058196 11.
    Seiner Aussage nach könnte es sich bei dem Opfer um Nadine Versluys handeln, doch Art und Grad der Verstümmelungen lassen keine eindeutige Identifizierung zu. Bei der Obduktion soll nach weiteren Identitätsmerkmalen gesucht werden.
    Die von Adjunct-Commissaris Apers ermittelten Ergebnisse sowie eine Fotokopie des Mietvertrags sind als Anlage beigefügt.
     
    Unterzeichnet:
    Adjunct-Commissaris P. Vandeuren
     
     
    Anlagen:
    Bestätigung über Blutentnahme des Opfers (vermutlich Nadine Versluys), Nr. 03258
    Vorläufiger Befund und Beleg über entstandene Kosten für die Blutuntersuchung
    Eidesstattliche Erklärung des Gerichtsmediziners
    Sterbeurkunde für mutmaßliches Opfer Nadine Versluys
    Beschreibung des Tatorts, Wohnung K. Astridlaan 44, 2800 Mechelen
    Umschlag mit Fotokopie des Wohnungsmietvertrags sowie Fotokopie des Personalausweises von Nadine Versluys
    Rechnung des Gerichtsmediziners Dr. A. Somers
     
    Mechelen, 6. Februar 1999

3
     
    »Mein Gott, was für ein Korinthenkacker!«, fluchte Deleu vor sich hin. »Lobt ihn weg oder