Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
war.
Sie hatte noch nie zuvor einen Nanotech-Helm getragen. Er hing schlaff in ihren behandschuhten Händen wie ein leerer Plastikbeutel. Pancho las die bebilderte Bedienungsanleitung auf dem Palmcomp und blies ihn auf wie einen Luftballon. Er blähte sich zu einem starren Kugelhelm auf. Er fühlte sich zwar etwas schwammig an, doch Pancho setzte sich den Helm auf den Kopf und versiegelte ihn am Kragen des Anzugs, indem sie mit zwei Fingern an der Naht entlangfuhr. Wie man einen Gefrierbeutel versiegelt, sagte sie sich.
Es gab keinen Lebenserhaltungs-Tornister; nur eine kleine grüne Sauerstoffflasche, die für eine Stunde reichte. So stand es jedenfalls in der Bedienungsanleitung.
Also gut, sagte sie sich. Du hast eine Stunde.
Die Sicherheitsangestellte von Nairobi hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was die fast hysterische Japanerin sagte. Sie rieb sich ständig die Augen und schluchzte hemmungslos. Die zwei afrikanischen Wachen, beides Männer, lagen noch immer bewusstlos auf dem Betonboden.
Sie rief ihren Vorgesetzten übers Handy an und meldete den Fund: eine Zugmaschinen-Fahrerin und zwei Wachen – alle drei geblendet und außer Gefecht gesetzt.
»Wo ist der Schlepper?« Das Gesicht des Mannes schaute sie sogar auf dem kleinen Handydisplay unversöhnlich und grimmig an.
»Nicht hier«, antwortete sie.
Der Vorgesetzte lächelte fast. »Gut. Alle Zugmaschinen haben Funkbojen. Fragen Sie die Fahrerin nach der Kennung des Schleppers, und dann können wir sein Funkfeuer verfolgen und die Flüchtige aufspüren.«
»Vorausgesetzt, die Flüchtige ist überhaupt noch im Besitz des Fahrzeugs«, sagte sie spontan.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr. »Natürlich unter dieser Voraussetzung«, knurrte er.
Es war nicht klug, klüger als der Chef sein zu wollen, wurde sie sich zu spät bewusst.
Pancho zögerte noch, als sie den Schneidkopf des Lasers an die gewölbte Metallwand hielt. Ich schneide ein Loch hinein, und die Luft entweicht blitzschnell. Die Leute hier tragen keine Anzüge. Sie konnten getötet werden.
Dann schüttelte sie den Kopf. Dafür ist die Kuppel zu groß. Wenn die Luft entweicht, schaffen sie Abdichtplatten heran und stopfen das Leck, bis eine Reparatur-Mannschaft eintrifft und es abdichtet.
Niemandem wird etwas zustoßen außer dir, sagte sie sich, wenn du nicht endlich mit dem Arsch hochkommst.
Sie betätigte den Schalter des Lasers. Der Infrarot-Strahl selbst war unsichtbar, doch es erschien sofort ein kirschroter glühender Punkt an der Metallwand. Pancho hielt den Laserkopf wie einen altmodischen Bohrhammer in beiden behandschuhten Händen und führte ihn langsam in einem Bogen. Sie spürte nichts im Softsuit, sah aber, dass Staub auf dem Boden aufgewirbelt wurde und in der dünnen, rotglühenden Schneidnaht verschwand. Ich bin durch, sagte sie sich.
Nichts als Vakuum da draußen.
Die Wand war dick, und die Arbeit ging nur langsam voran, doch schließlich hatte Pancho ein halbkreisförmiges Loch ausgeschnitten, das groß genug war, dass sie hindurchkriechen konnte. Staub und Metallspäne wurden durch die Öffnung gesogen. Als sie den Laser ausschaltete und durchs Loch schlüpfte, sah sie aber, dass noch eine Wand dahinter war. Verdammt! Ein Meteor-Schild.
Es war eine dünne Wand aus Wabenkernmetall außerhalb der eigentlichen Kuppel, die den Hagel von Mikrometeoriten absorbieren sollte, der unablässig auf die Mondoberfläche prasselte. Grummelnd nahm Pancho den Laser wieder auf und machte sich noch einmal an die Arbeit. Das geht jetzt aber viel schneller, sagte sie sich.
Sie hörte eine Stimme, die aus nächster Nähe etwas auf Japanisch brüllte – aber sie ignorierte es und sägte mit dem Laser hektisch ein Schlupfloch in den Meteor-Schild.
»Sie da!«, schrie eine Männerstimme. »Hören Sie sofort auf damit, oder ich schieße!«
Erzfrachter Cromwell
Trotz der Zuversicht, die er auf dem Kommandantensitz nach außen hin demonstrierte, war der Kapitän auf der Brücke der Cromwell ziemlich nervös, während der Seelenverkäufer von Erzfrachter in der Strahlenwolke auf Vesta zuflog. Verstohlen hielt er ein Auge auf die Konsole, die die Strahlungswerte innerhalb und außerhalb des Schiffes anzeigte. Ein grelles rotes Licht besagte, dass die Außensensoren eine extrem hohe Strahlung registrierten, die einen Menschen in wenigen Minuten getötet hätte. Neben diesem unheilverkündenden roten Glühen auf der Steuerkonsole meldete eine Kette friedlicher grüner
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