Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
feindlichen Schiffe manövrierten synchron, was freilich unklug war. Wenn ein Verband gejagt wurde, war es ratsam, sich aufzufächern, um den Verfolgern die Zielerfassung zu erschweren.
Das Kollisionswarnradar blökte.
»Was, zum Teufel, ist das?«, schrie Gormley.
Der Navigationsschirm schaltete automatisch um und zeigte ein paar Dutzend metergroße Felsbrocken, die auf Gormleys Schiffe zurasten. Der Sudanese erkannte glühende Wolken aus Abgas-Plasma, die die Felsen auf sie zutrieben.
Wie einfach, sagte er sich. Man positioniere kleine Felsen mit Plasmaraketen und Steuerchips, locke den Feind zu ihnen hin und lasse die Felsen dann mit den feindlichen Schiffen kollidieren. So einfach.
Und so tödlich.
Die Felsen bewegten sich mit hoher Geschwindigkeit, als sie die Schiffe der Astro Corporation rammten. Sie zerrissen die Schiffe wie Hochgeschwindigkeitsgeschosse, die auf Blechbüchsen abgefeuert wurden. Einer krachte in die Brücke der Antares , durchschlug den behelmten Kopf des Piloten und trat an der anderen Seite der Brücke wieder aus, während der enthauptete Körper der Frau überall Blut verspritzte. Entsetzensschreie ertönten im Helmkopfhörer des Sudanesen. Mit einem wüsten Fluch schaltete er das Anzugsfunkgerät ab, als sein Sitz aus der Verankerung auf dem Schiffsdeck gerissen wurde, und flog durch das klaffende Loch in der Brücke, wo der Felsbrocken eingeschlagen hatte. Er spürte, wie der linke Arm brach, und wurde von einer stechenden Schmerzwelle betäubt, die ihm über den Rücken lief. Dann fühlte und hörte er nichts mehr.
Er drehte sich quälend langsam im leeren Raum, noch immer auf dem abgerissenen Sitz angeschnallt. Er spürte nichts mehr vom Hals abwärts und vermochte auch kaum zu atmen. Mit tränenerfüllten Augen sah er die zertrümmerten Überreste von Gormleys Flotte, umherdriftende Wrackteile und Körper in Raumanzügen. Eine stolze Kriegsflotte war binnen weniger Sekunden in eine langsam sich ausdehnende Trümmerwolke verwandelt worden. Treibgut, sagte er sich noch. Wir werden in dieser öden Wildnis sterben.
»Mein Gott«, wisperte jemand auf der Brücke der Samarkand .
Harbin starrte ebenfalls auf die Szene der Vernichtung. Die Astro-Flotte schien durch einen Schredder gegangen zu sein. Durch einen Fleischwolf. Überall drifteten, rotierten und taumelten Körper und Wrackteile durchs All.
»Sollen wir die Überlebenden aufnehmen?«, fragte sein Pilot mit erstickter Stimme.
Harbin schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Überlebenden.«
»Aber vielleicht ein …«
»Es gibt keine Überlebenden«, wiederholte er hart. Aber er wandte den Blick noch nicht vom Bildschirm. Es sind ein paar hundert neue Asteroiden zum Gürtel hinzugefügt worden, sagte er sich. Und ein paar davon sind einmal Menschen gewesen.
Hauptquartier der Astro-Corporation
»Vernichtet?«, fragte Pancho mit einem plötzlichen Gefühl der inneren Leere.
»Sämtliche Schiffe«, sagte Jake Wanamaker. »Keine Überlebenden.« Er wirkte düster und niedergeschlagen.
»Was ist geschehen?«
Wanamaker stand vor ihrem Schreibtisch wie jemand, der einem Exekutionskommando gegenübersteht. Pancho erhob sich und bedeutete ihm, auf einem der bequemen Polsterstühle Platz zu nehmen, die um den kleinen ovalen Tisch in der Ecke des Büros arrangiert waren. Zittrig und mit weichen Knien ging sie zum Tisch und setzte sich neben ihren militärischen Befehlshaber.
»Wir sind nicht sicher. Wir erhielten ein kurzes Signal, dass sie kleine Asteroiden – ein paar von ihnen nicht größer als eine Männerfaust – einsetzten, um Gormleys Schiffe zu rammen.«
»Wie war das überhaupt möglich?«, fragte Pancho.
»Sie haben die Felsen mit Plasmaraketen und einfachen Steuersystemen bestückt«, sagte Wanamaker. »Es hat nicht viel dazu gebraucht. Sie mussten die Felsbrocken nur auf eine sehr hohe Geschwindigkeit beschleunigen und mit unseren Schiffen kollidieren lassen. Wie ein Schrotschuss auf Papiertüten.«
»Und sie sind alle tot?«
Wanamaker nickte düster.
»Mein Gott«, sagte Pancho sich. Dreizehn Schiffe. Etwa hundertfünfzig Menschen.
»Ich glaube, dass ich meinen Rücktritt anbieten sollte«, sagte Wanamaker.
Pancho funkelte ihn an. »Aufgeben?«
Er zuckte zusammen, als ob sie ihn geschlagen hätte. »Nein. Aber nach einer solchen Niederlage … werden Sie wahrscheinlich einen besseren Mann als Feldherrn wollen.«
»Nein, ich will Sie, Jake«, sagte Pancho und schüttelte entschieden den Kopf. »Wir haben
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