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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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»Allmählich fällt mir wieder ein, warum ich dich so mochte.«
    Mochte? »Vergangenheitsform?«
    Sie warf einen kurzen Blick auf das Baby in ihren Armen. »Ich hatte andere Dinge im Kopf, seit wir uns getrennt haben, Dante.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Emma.«
    »Wessen Baby ist sie? Ist sie mit dir verwandt?«
    Genau in diesem Augenblick fing das Baby zu quengeln an. Verdammt! Es klang, als stimmte es sich auf ein langes, lautes Gebrüll ein.
    »Sie braucht eine frische Windel«, erklärte Melanie. »Nimm sie mal kurz. Ich muss meine Zigarette entsorgen.«
    Melanie hielt mir das Baby entgegen und drehte sich bereits weg, sodass ich keine andere Wahl hatte, als es zu nehmen. Sie verließ den Raum und ging in die Küche. Die Zigarette zu entsorgen, war mittlerweile eigentlich überflüssig, denn inzwischen stank sowieso der ganze Raum nach Qualm. Das Baby am ausgestreckten Arm zog ich den Kopf in den Nacken wie eine Schildkröte, um die größtmögliche Distanz zwischen mich und das Ding zu bringen. Ich hörte Wasser aus dem Hahn laufen, dann den Deckel des Abfalleimers zuklappen. Da ich es kaum erwarten konnte, dieses Ding in meinen Händen wieder loszuwerden, horchte ich angespannt.
    Mel kam zurück. Mit geübtem Griff öffnete sie die überdimensionale marineblaue Tasche, die hinten am Buggy hing, holte eine blassgelbe Plastikmatte mit buntem Blumenmuster heraus, legte sie auf den Boden und strich sie glatt. Dann förderte sie noch eine Wegwerfwindel, eine kleine orangefarbene Plastiktüte und einige Feuchttücher zutage. Mit einem geknickten Lächeln nahm Melanie mir das Baby ab, was ich widerstandslos geschehen ließ. Mein erleichterter Seufzer war lauter als beabsichtigt. Aber verdammt! So bald wollte ich das nicht noch mal erleben. Ich sah zu, wie Melanie sich auf den Teppich kniete, um das Baby auf die Plastikmatte zu legen. Während ich die Fenster zum Lüften öffnete, fing Mel an, lauter albernes Zeug zu reden.
    So was wie: »Soll ich dir die Windel wechseln? Ja, du bekommst eine schöne frische Windel. Das ist fein, nicht wahr?«  
    Und es sollte noch schlimmer kommen. Zu meinem Entsetzen knöpfte Melanie nämlich jetzt den gelben einteiligen Strampelanzug auf und zog behutsam die Babybeinchen heraus. Sie hatte doch hoffentlich nicht ernsthaft vor, das Wickeln hier auf unserem Teppich zu erledigen? Sah ganz danach aus. Heftig! Ich wollte sie davon abhalten, aber mir fiel rein gar nichts ein, was ich hätte sagen können. Wie gelähmt sah ich zu, wie Melanie die Wegwerfwindel aufriss.
    Igitt!
    Die Windel quoll über vor Kacke. Klebriger, ekliger, megastinkender Babykacke. Erstaunlicherweise gelang es mir, mein Frühstück bei mir zu behalten. Trotzdem wich ich blitzartig zurück und flüchtete mich in die entlegenste Ecke. Fast als hätte die Windel Beine bekommen und würde mich durchs Zimmer jagen.
    »Schau ruhig zu«, meinte Melanie. »Da kannst du was lernen.«
    Ja, klar!
    »Es ist ganz einfach«, fuhr Melanie fort. »Du hebst ihre Beine an den Fersen leicht an, bis sich der Po von der Windel löst, dann wischst du sie schön ordentlich sauber.« Melanie ließ die Tücher auf die schmutzige Windel fallen. »Anschließend ziehst du die alte Windel unter dem Po hervor und legst eine saubere drunter. Danach klebst du sie zu, nicht zu fest und nicht zu locker. Siehst du? Es ist wirklich einfach, so einfach, dass sogar du es schaffen würdest.«
    »Ja, aber warum sollte ich das wollen?«, fragte ich.
    Also im Ernst, puh!
    Nachdem Melanie die dreckige Windel in der orangefarbenen Plastiktüte verstaut und diese oben verknotet hatte, knöpfte sie den Strampelanzug wieder zu, drückte Emma an sich und wiegte sie sanft. Die unglaublich langen Wimpern des Babys streiften seine Wangen, als es die Augen schloss. Melanie reichte mir die Tüte mit der schmutzigen Windel. Ich zuckte entsetzt zurück.
    »Kannst du das bitte in euren Mülleimer werfen?«, bat sie lächelnd.
    »Ähm … Die Küche ist noch da, wo sie vorher war – das kannst du genauso gut selbst erledigen.«
    »Hältst du dann bitte Emma so lange?«
    O Gott. Kacke oder Baby? Baby oder Kacke?
    Ich nahm Mel die Windeltüte ab und hielt sie mit spitzen Fingern auf Armeslänge. Vorsichtig setzte ich mich damit in Bewegung, entschied mich dann aber spontan für eine Eilbeförderung. Eindeutig die bessere Wahl. Ich sprintete also in die Küche, ließ die Tüte in den Treteimer fallen und schrubbte mir anschließend die Hände im Spülbecken wie

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