Boys Dont Cry
getrunken.«
»Ach, da passiert nichts«, tat Adam meine Besorgnis ab. »Sei nicht so kompliz…«
Emma spuckte Adams komplettes T-Shirt voll.
Zum dritten Mal in kaum fünf Minuten herrschte betretenes Schweigen. Ich brach es als Erster. Ich johlte vor Lachen und Tante Jackie stimmte mit ein.
»Oh je«, sagte Dad, bevor auch er lächelnd das Gesicht verzog.
Emma brach in Tränen aus. Als ich sie Adam aus den Armen nahm, wehrte er sich nicht, sondern starrte weiter auf die Sauerei auf seinem T-Shirt.
»Ich habe dich gewarnt«, erklärte ich, bevor ich mich an meine Tochter wandte. »Macht nichts, Emma. Es gibt keinen Grund, wegen verschüttetem Johannisbeersaft zu weinen!«
Adam funkelte mich an. »Sehr witzig.« Dann tat er etwas, das ich lange, lange Zeit nicht erlebt hatte. Er brach ebenfalls in Gelächter aus. Mein Bruder, der Sauberkeitsfanatiker, hatte Erbrochenes auf dem T-Shirt und konnte doch tatsächlich darüber lachen. Er schüttelte den Kopf. »Geschieht mir nur recht«, sagte er. »Bin gleich wieder da.« Er verließ die Küche.
»Tropf nicht die Teppiche voll«, rief Dad ihm hinterher und stellte das Essen in den Backofen, damit es warm blieb.
Zehn Minuten später, als Adam geduscht und umgezogen zurückkam, setzten wir uns zum Essen hin.
»Na schön«, sagte ich, hob mein Messer und deutete damit auf Adam. »Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder angestellt?«
»Wie bitte?«, fragte Adam stirnrunzelnd.
»Du warst nicht mal zehn Minuten unter der Dusche«, erklärte ich. »Du bist nicht Adam.«
Stille.
»Halt die Klappe und geh zum Teufel, Dante«, erwiderte mein Bruder und bewies damit mal wieder, wie geistreich und schlagfertig er war.
»Verdammt, Adam, hör mit der verdammten Flucherei auf«, sagte Dad.
»Tyler! Also wirklich, Tyler!«, seufzte meine Tante.
Und dann brachen wir alle wieder in Lachen aus. Emma brabbelte Adam die ganze Zeit etwas vor, und Tante Jackie und Dad lächelten sich an, als dächten sie beide an meine Mum, die Dad immer wegen seiner schillernden Wortwahl gerügt hatte. Ich legte leise und bedachtsam Messer und Gabel nieder und genoss die Szene.
Es war ein Augenblick puren Glücks. Und alle, die um diesen Tisch saßen, empfanden es genauso.
Vor Emmas Kommen hatten wir im selben Haus gewohnt, aber das war auch schon alles gewesen. Jetzt war es anders. Es waren keine Fragen geklärt, es gab keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse, kein Problem war wirklich gelöst. Aber wir waren eine Familie und wir waren zusammen.
Und das war alles, was jetzt zählte.
Malorie Blackman wurde 1962 in London geboren. Ihre Bücher sind in Großbritannien absolute Bestseller, einige ihrer über 50 Bücher wurden verfilmt und viele mit Preisen ausgezeichnet. Malorie Blackman lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in England. Im Boje Verlag ist bereits die Trilogie Himmel und Hölle , Asche und Glut und Schachmatt erschienen.
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