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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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Untersuchungshaft gekommen und hätte im Gefängnis auf seine Verhandlung warten müssen.
    Nachdem ich den Brief ein drittes Mal gelesen hatte, war ich verwirrter denn je. War dieser Brief der Auslöser dafür, dass Adam nach so langer Zeit die Schlaftabletten genommen hatte? Lag Josh richtig mit seiner Einschätzung, wie Adam sich fühlen musste? Hatte der Brief alte Wunden aufgerissen oder Salz in noch offene Wunden gestreut? Ich faltete den Brief zusammen und legte ihn widerstrebend zurück unter Adams Kissen.
    »Daddy? Daddy?« Meine Tochter rief nach mir.
    Ich ging hinunter, nahm sie aus ihrem Hochstuhl und drückte sie an mich, bis sie zu protestieren und zu strampeln begann: Sie wollte auf den Boden. Ich ließ sie ins Wohnzimmer, wo sie mit ihren Sachen spielen konnte, während ich von der Tür aus zusah.
    Auf Tante Jackie war Verlass. Kaum zwanzig Minuten später stand sie im Flur und umarmte mich ungestüm.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Besser.«
    »Wo ist Emma?«
    »Im Wohnzimmer, sie malt.«
    Tante Jackie nahm mein Kinn in die Hand und sah mir prüfend ins Gesicht. »Ich bin so stolz auf dich«, sagte sie dann unvermittelt.
    »Wieso? Weil ich die Fassung verloren und beinah meine Tochter geschlagen hätte?«, gab ich voller Selbstverachtung zurück. »Weil ich nicht besser bin als Melanie?« Meine Tante machte wohl Witze.
    Tante Jackie lächelte. »Aber du hast sie nicht geschlagen. Es zu denken und es zu tun sind zwei paar Stiefel, mein Lieber. Merk dir das. Du darfst das nie vergessen. Du bist aus dem Zimmer gegangen und hast dir eine kleine Auszeit genommen, um dich zu beruhigen.«
    »Aber ich hätte fast …«
    »Ein ›fast‹ interessiert keinen Menschen. Wenn man ›fast‹ zum Maßstab nehmen würde, gäbe es im ganzen Land höchstens zwei unschuldige Seelen.« Tante Jackie unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Geste. »Sei nicht so hart zu dir. Und da ist noch etwas, weshalb ich stolz auf dich bin: Du hast dir Hilfe geholt!«
    Auf meinen verdutzten Blick hin lächelte Tante Jackie wieder. »Das ist eben typisch Mann, mein Lieber. Ihr Männer könnt einfach nicht um Hilfe bitten. Ihr haltet es für ein Zeichen von Schwäche, als würden die anderen euch deshalb verurteilen oder den Eindruck gewinnen – Gott bewahre –, ihr kämt nicht zurecht.«
    Ich wollte etwas dagegen einwenden, schloss meinen halb geöffneten Mund aber schnell wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. Das stimmte doch gar nicht, na ja … nicht so ganz jedenfalls.
    »Adam ist genauso, trotz seines ganzen Geredes, er sei in Kontakt mit seinen Gefühlen«, seufzte Tante Jackie. »All diese Monate allein da oben in seinem Zimmer, unfähig, irgendjemandem anzuvertrauen, wie viel Angst er hat und wie allein er sich fühlt.«
    »Das werde ich nie wieder zulassen«, sagte ich entschlossen.
    Wenn es nicht schon zu spät war …
    Nein . Es war nicht zu spät. Ich würde es spüren … Genau wie ich spüren würde, wenn ich irgendwann Emma verlöre. Eine Möglichkeit, an die ich nicht einmal denken mochte.
    »Die Tage, an denen Adam allein in seinem Zimmer gesessen hat, sind vorbei«, erklärte ich meiner Tante.
    »Ach ja?«
    »Ja«, sagte ich nachdrücklich. »Ich habe meinen Bruder viel zu gern, um zuzulassen, dass er sein Leben so verpennt.«
    »Hast du ihm das gesagt?«, fragte meine Tante.
    »Na ja, ähm … nicht wortwörtlich. Aber er weiß es«, behauptete ich.
    »So, wie du weißt, dass dein Dad dich lieb hat«, sagte Tante Jackie. »Trotzdem hast du bestimmt nichts dagegen, es auch ab und an zu hören.«
    Sie wartete, bis sich ihre Worte gesetzt hatten, und sah mich dabei vielsagend an. Das war das Schlimme an Tante Jackie. Sie konnte einem fürchterlich auf den Keks gehen, vor allem, wenn sie recht hatte. Wahrscheinlich kamen mir genau wie Dad solche Sachen einfach schwer über die Lippen. Noch eine Gemeinsamkeit.
    »Hast du schon was von deinem Dad gehört?«
    »Noch nicht.«
    »Daddy?«, rief Emma.
    »Ich komme, Emma.«
    »Wo ist denn mein Schätzchen?« Tante Jackie schob mich beiseite und ging schnurstracks auf meine arme Tochter zu.
    »Lauf weg, Emma«, versuchte ich ihr telepathisch zu übermitteln. »Oder mach dich auf was gefasst. Tante Jackie bricht über dich herein.«
    Ich machte ein paar Schritte und blieb dann unvermittelt stehen. Was hatte Tante Jackie gesagt?
    Ihr Männer könnt einfach nicht um Hilfe bitten …
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich nicht der erste Typ war, der mit

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