Bradens Vergeltung
darauf zuzuschlagen, jederzeit bereit, ihn zu zerstören.
»Mr Wyatt?« Seine persönliche Assistentin klopfte zaghaft an die Tür, ihre Stimme klang zögernd.
»Herein«, rief er barsch, ohne seine Ungeduld über die Störung zu verbergen.
Langsam öffnete sich die Tür, und seine sonst so selbstbewusste, attraktive Sekretärin trat in sein Allerheiligstes. Der Blick ihrer kühlen grauen Augen verriet nur einen Anflug von Nervosität, und niemals ließ sie ihre gelassene Miene und die Maske der Emotionslosigkeit fallen. Sie war so kalt wie ein Eisberg und so effizient wie ein Roboter. Ihre Fassade war wirklich eine beeindruckende Leistung. Er konnte ihre Nervosität fühlen, den Anflug von Angst, der sie durchfuhr. Aber sie verbarg ihre Furcht vor ihm wesentlich besser als andere, das musste er ihr lassen.
»Wir haben eine Meldung von unserer Kontaktperson in Washington. Man braucht Sie im Büro für ein frühmorgendliches Meeting mit der Aufsichtskommission zum Thema Senator Cooley. Senator Tyler hat darum gebeten, dass Sie sich persönlich darum kümmern. Er möchte, dass die Zusatzartikel zu den Breeds-Gesetzen schnell verabschiedet werden, um die Entlassung und Strafverfolgung der Agenten Farrow und Harding zu ermöglichen.«
Farrow und Harding. Die beiden Berater aus Washington, die in der Zuflucht stationiert gewesen waren, würden niemals ein Gericht von innen sehen, um sich für ihre Verbrechen zu verantworten. Sie würden überhaupt nie wieder gesehen werden – Ende der Geschichte.
»Wurden Farrow und Harding mittlerweile gefunden?« Ihr Verschwinden hatte so einige Fragen innerhalb des Polizeiapparates aufgeworfen.
Mia wandte den Blick nicht von ihm ab. »Die Agenten Farrow und Harding wurden noch nicht ausfindig gemacht«, erklärte sie. »Aber wir haben mehrere Patrouillen im Einsatz, die nach ihnen suchen.«
Eine verdammte Verschwendung von Arbeitskraft, aber es war notwendig. Farrow und Harding waren bereits auf dem Weg in die Hölle, mittels eines Sturzes in die brennende Lava eines Vulkans in Übersee. Wenn es etwas gab, was die Breeds vom Council gelernt hatten, dann wie man Leichen ordnungsgemäß entsorgte.
»Sehr gut. Packen Sie alles Nötige zusammen. Wir brechen nach Einbruch der Dunkelheit auf. Ich will zudem Profile über die beiden Kontaktpersonen in Washington. Ich will jedes verdammte Detail ihres Lebens wissen, bis zum letzten Furz. Und zwar gestern. So etwas wird nicht noch einmal passieren.« Er registrierte, dass Mia zusammenzuckte, als er den letzten Satz knurrte, und es war ihm ziemlich egal. Er war nicht hier, um für irgendjemandes Wohlbefinden zu sorgen, schon gar nicht für das seiner Assistentin.
»Sofort, Sir.« Sie nickte knapp, bevor sie ging und die Tür hinter sich schloss.
Und einmal mehr war er allein.
Jonas ließ den Blick durch den Raum wandern, über den antiken Schreibtisch aus Kirschbaum und den großen Sessel dahinter, die sorgfältig polierten Bücherregale und die Sitzgarnitur aus Leder. Der Raum strahlte Klasse und Respekt einflößende Macht aus. Macht, die die Breed-Gemeinde langsam gewann und einsetzte, um ihren Platz in der Welt zu sichern.
Der Führungsrat der Breeds arbeitete auf dieses Ziel hin, im Stillen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es gab so wenige Breeds, und ihre Fortpflanzung war kein leichter Prozess. Unglücklicherweise sah es immer mehr so aus, als würde die verlängerte Lebensdauer ihnen mehr Probleme bereiten als alles andere.
Besonders, wenn man die undichte Stelle in der Zuflucht berücksichtigte. Es musste einer ihrer eigenen Leute sein.
Er ging zu seinem Schreibtisch und starrte grimmig auf die Akte, die er zusammengestellt hatte. Es machte ihm nichts aus, ein paar Nicht-Breed-Agenten zu töten, die sich einbildeten, sie könnten reich werden, indem sie die Breeds ans Messer lieferten. Aber einen anderen Breed zu töten, weil er die Testergebnisse bezüglich der Paarung an das Council verraten hatte, war eine ganz andere Sache. Erst recht wenn es sich um eine weibliche Breed handelte.
Er holte tief Luft und schüttelte bedauernd den Kopf. Er ermahnte sich selbst, dass es kein Bedauern geben durfte.
Über die Autorin
Autorenfoto: © Holly Daniel
Lora Leigh lebt mit ihrer Familie in Kentucky. Mit ihren erotischen Liebesromanen hat sie sowohl im Bereich der Romantic Fantasy als auch des Romantic Thrill eine große Leserschaft gewonnen. Weitere Informationen unter: www.loraleigh.com
Die Breeds-Reihe bei LYX
1.
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