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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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auch von Frauen, die nicht meine Schwestern waren. Nein, ich war nicht häßlich, aber grobknochig, rothaarig und blauäugig wie mein Vater, und im Sommer hatte ich überall Sommersprossen. Alle behaupteten immer, ich sähe ehrlich aus. Ein ehrlicher Bauer, aus einem einigermaßen wohlhabenden Clan und in einem Alter, in dem man sich mit irgendeiner ehrlichen Ehefrau niederläßt und für den Fortbestand des Clans sorgt. Gawains Gesicht war fein geschnitten. Er hatte hohe Wangenknochen und dunkle Augen, und sein Bart, der jetzt kurz getrimmt war, ließ sein Gesicht noch schmaler erscheinen. Er sah aus wie das, was er war: ein Krieger, und zweimal von königlichem Geblüt. Aber warum sollte ich das Gefühl haben, daß er soviel mehr wert war als ich? Britannien konnte leichter ohne Krieger als ohne Bauern auskommen, und Könige und ihre Clans kommen und gehen, während mein Clan das Land in der Gegend um Mor Hafren schon bebaut hatte, ehe die Römer kamen.
Aber so, wie es in Britannien heute aussah, würden die einzigen Bauern um Mor Hafren Sachsen sein, wenn die Krieger nicht gekämpft hätten. Und ich und mein Clan, wenn wir überlebt hätten und frei geblieben wären, wir würden uns jetzt nach Land in den Bergen von Gwynedd umsehen oder auf der anderen Seite des Meeres, in Kleinbritannien. Der Pendragon hatte uns gerettet, und der Mann, der mir gegenüber auf der anderen Seite des Tisches saß und das Ale ablehnte, das Morfudd ihm anbot, dieser Mann hatte gegen die Finsternis gekämpft…
Ich war derjenige, der heute abend nur wenig aß. Meine Mutter warf mir einen strengen Blick zu, während sie meinen Teller wegnahm, einen ›Erzähl-es-mir-mal-später‹-Blick. Ich fragte mich, ob ich das wohl konnte. »Mutter, wenn dieser Krieger wieder wegreitet, dann will ich mit ihm. Ich will Camlann sehen und die Sachsen und den Krieg. Ich will meine Familie verlassen um solcher Dinge willen, die diesen Gawain so verbittert haben.« Nein, es ging nicht. Das war die Bitte eines Kindes, unsinnig und außerdem unmöglich. Daß Gawain gewillt wäre, mich mitzunehmen, war genauso unwahrscheinlich, wie daß meine Mutter mich würde gehen lassen.
Wir setzten uns am Herdfeuer nieder, und Gawain stellte meinem Vater höfliche Fragen über den Hof und den Clan und das Land um Mor Hafren und über die letzte Ernte. Er hörte sehr aufmerksam den Antworten zu. Mein Vater brauchte eine ganze Weile, um das Gespräch auf seine eigenen Fragen hinzulenken. Aber schließlich hatte er es geschafft.
»… schicken sie auf die Weide, wenn der Schnee nicht zu tief liegt, selbst mitten im Winter. Aber jetzt, jetzt ist es zu kalt, um so was noch zu machen. Sie wollen nicht raus aus dem Stall. Sind in der Hinsicht schlauer als Menschen. Oder wenigstens als manche Menschen.«
»Ich bin dann also nicht schlau?« Gawain sah ernst aus, aber seine Augen strahlten ein bißchen zu hell.
»Du reist zu einer Zeit, wo vernünftige Männer am Feuer sitzenbleiben.«
»Ich sitze ja jetzt an einem Feuer.«
»Aber was mußten wir nicht alles tun, damit du dableibst! Wirklich, Herr Gawain, wann bist du denn losgeritten und warum?«
»Was das Wann angeht: das war Anfang November. Und das Warum – ich bin auf der Suche nach einer bestimmten Frau. Möglicherweise ist sie hier vorbeigekommen, vor acht Jahren im Spätherbst. Eine blonde Frau, die eine braune Stute ritt und der zwei Diener folgten. Einer von ihnen war ein alter Mann, dem ein halbes Ohr fehlte. Die Frau hatte blaue Augen, vielleicht trug sie auch ein blaues Kleid, und sie sprach mit einem nördlichen Akzent.«
»Eine Edelfrau?« fragte mein Vater. »Nein, von so einer Frau habe ich weder etwas gesehen noch etwas gehört. Aber warum suchst du sie denn?«
»Ich… ich schulde ihr etwas. Ich hatte nicht die Gelegenheit, es ihr zurückzuzahlen, solange noch Krieg war, und jetzt, wo wir Frieden in Britannien haben, versuche ich, sie wiederzufinden.«
»Mitten im Winter? Wer ist sie denn?«
Gawain senkte den Blick. »Sion, das ist eine komplizierte Geschichte, und auch eine lange. Außerdem ist sie für mich nicht sehr ehrenhaft.«
Mein Vater zuckte die Achseln, fummelte am Fuß seines Hockers herum und hob ein Stück Holz auf, aus dem er eine Tasse schnitzen wollte. »Wie du meinst. Aber wenn die Geschichte lang ist, dann haben wir heute abend und morgen und so weiter, bis deine Wunde geheilt ist, Herr.« Er hielt inne. Sein Blick begegnete Gawains Augen. »Warum macht dir das alles solchen Kummer?«
Gawain

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