Bradshaw Gillian - Artus 02
lächelte. »Weil das alles eine bittere Erinnerung enthält.« Wir schwiegen einen Augenblick, und dann fuhr er abrupt fort. »Ich habe diese Frau einmal geliebt, und ich habe ihr weh getan.«
Mein Vater musterte die angefangene Tasse und begann, am Rand herumzuschnitzeln, während er eifrig darum bemüht war, Gawains Blick auszuweichen. »Und du liebst sie noch immer?«
»Gott ist mein Zeuge, ja. Aber ich muß auf jeden Fall ihre Vergebung erlangen. Ich habe nicht darum gebeten, als wir uns trennten, und ich habe ihr großes Leid gebracht.« Wieder entstand ein langes Schweigen. Gawain schaute auf seine Hände. Die langen Finger verflochten sich auf seinen Knien. »Du hast ein Recht, die Geschichte zu hören, Sion ap Rhys, wenn du es wirklich willst. Und ich habe nicht das Recht, die Angelegenheit zu verbergen, um meinen Stolz zu retten oder eine Ehre aufrechtzuerhalten, die ich an sie verloren habe. Außerdem schulde ich auch dir etwas.«
»Mhm. Du schuldest mir Vertrauen«, sagte mein Vater und begann jetzt richtig zu schnitzen. Das Messer machte ein weiches, schabendes Geräusch. »Ich würde die Geschichte gern hören.«
Gawain blickte auf und schaute ins Feuer, wie Männer das tun, wenn sie die Erinnerungen an ein Ereignis zusammensuchen und nicht wissen, wie sie sie in Worte fassen sollen. Er rieb seine Schwerthand auf seinem Knie langsam hin und her, als ob irgend etwas daran klebte.
»Ich glaube, daß es im Frühling begann, vor acht Jahren«, sagte er. Der Wind rauschte im Strohdach, und die Nadel meiner Mutter glitzerte, während sie nähte. Gawain richtete sich auf und saß bewegungslos da, den Blick noch immer auf das Feuer fixiert. »Vor acht Jahren, im Frühling jenes Jahres, schickte mein Herr Artus mich mit einer Botschaft nach Caer Ebrauc. Der alte König, Caradoc, war gestorben, und sein Neffe, Bran ap Caw, der älteste der zwölf Söhne des Caw, trat seine Nachfolge an. Alle Söhne des Caw waren Artus’ Feinde, wegen einer Blutfehde, die angefangen hatte, als mein Herr die Hohe Königschaft an sich riß. Deshalb fürchtete mein Herr, daß Bran vielleicht wieder mit der Rebellion beginnen könne. Das war während unserer Kampagne im Norden, gegen die Sachsen von Deira und Bernicia und die anderen nördlichen Königreiche. Bis da war die Kampagne gut gelaufen, und die Sachsen spürten die Kraft unserer Angriffe, aber dadurch wurden sie nur noch entschlossener, Rache an uns zu üben. Sie waren damals so stark, wie sie nie gewesen waren, besonders nachdem sie sich zusammengeschlossen hatten. Aber wir waren umhergezogen und schlugen sie da, wo sie es am wenigsten erwarteten, und führten Raubzüge durch, daß sie in jenem Winter sogar hungern mußten. Aber wir hätten damals mindestens noch ein weiteres Jahr gebraucht, ehe wir sie dazu zwingen konnten, unsere Bedingungen zu akzeptieren. Die Rebellion eines der britischen Königreiche hätte damals für uns tödlich sein können. Mein Herr mußte also jemanden zu Bran schicken, um herauszufinden, wie es stände, und um sich mit ihm zu versöhnen. Er wählte mich.«
»Du warst damals noch ziemlich jung.« Mein Vater warf ihm einen scharfen Blick zu. »Es war ja erst ein Jahr, nachdem ich dich kennengelernt hatte.«
»Ich war eben achtzehn.« Gawain lächelte. »Aber mein Herr mußte einen seiner besten Krieger schicken, oder Bran hätte sich beleidigt gefühlt. Cei oder Gereint oder meinen Bruder Agravain hätte er nicht schicken können, weil die drei in der Lage gewesen wären, bei dem geringsten Anzeichen einer Beleidigung gegen Artus Bran Wein ins Gesicht zu schütten. Und damit hätte man diesen Mann kaum versöhnt. Bedwyr konnte er auch nicht aussenden, denn der ist Bretone und nur vom niederen Adel – obwohl ein edlerer Mann nie auf der Erde gelebt hat. Aber auch deswegen hätte Bran beleidigt sein können, wenn er es gewollt hätte. Artus sagte mir das, als ich einwandte, daß ich zu jung sei. Er hat mich geschickt.«
»Gawain von der goldenen Zunge«, murmelte Morfudd kokett.
Gawain lachte und warf ihr einen Blick zu. »Als Cei mich zum erstenmal so genannt hat, meinte er das als Witz. Nun, ich zog von König Uriens Festung in Rheged nach Caer Ebrauc, ich und zwei andere aus Artus’ Familie. Die Straßen waren schlecht, und wir brauchten ungefähr sieben Tage, obwohl wir alle gute Pferde hatten. Aber die Apfelbäume standen gerade in Blüte, und die Wälder wurden grün. Mein Hengst Ceincaled lief wie die Sonne auf den Wellen. Ich dachte
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