Brandbücher - Kriminalroman
können, aber ich wollte sie für sich selbst sprechen lassen, um zu zeigen, was damals von Studenten angerichtet wurde.
Auch sonst gibt es einige Spuren in die Vergangenheit, die für den Ablauf der Geschichte keine Rolle spielen, die alten Straßen meiner Heimatstadt, die ich erwähne, den Rabbiner, den es 1933 wirklich gab und der auch tatsächlich in der Mühlenstraße lebte, Sally Landau, der das Dritte Reich in einem Versteck in den Niederlanden überlebt hat, nach dem Krieg eine Zeit lang wieder in Borken lebte und dort begraben werde wollte. All das sind kleine Denkmale für die Opfer des Nationalsozialismus, die leider schneller vergessen werden als die Täter, die zum Teil nach dem Krieg wieder einflussreiche Positionen einnehmen konnten.
Den Namen meiner Heimatstadt erwähne ich bewusst nicht, auch wenn Straßen oder Plätze und einige Namen vorkommen. Es geht mir nicht darum, eine Stadt vorzuführen, sondern zu zeigen, wie Menschen vielleicht vor 80 Jahren gelebt haben. Borken war für mich eine Art Modellstadt, durch die ich gegangen bin, um mir vorzustellen, wie die Welt damals aussah. Ohne eine Internetseite mit vielen Postkarten aus jener Zeit, den Stadtplan, der von einer Schülergruppe erstellt wurde, und natürlich die unglaublichen Recherchen und Bildersammlungen von Borkener Bürgern wäre das niemals möglich gewesen. Ihnen möchte ich an dieser Stelle besonders danken. Ich erinnere mich gut an den Moment, als ich begann, mich mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen zu beschäftigen: Als 17-Jährige besuchte ich die Lesung eines Zeitzeugen. Bei dieser Veranstaltung, die schlecht besucht war, fragte einer der Zuhörer, wer denn besonders an den Judenverfolgungen in meiner Heimatstadt beteiligt war. Der Zeitzeuge, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnere, erwähnte eine angesehene Familie und erklärte, wie die überlebenden Familienmitglieder agiert hatten.
Die meisten dieser Aktivisten des Dritten Reiches leben nicht mehr oder sind sehr alt. Es ist auch unwahrscheinlich, dass ihre Nachfahren so handeln wie die Familie in meinem Roman. Und doch gilt für mich die Maxime: Alles, was ich denken kann, kann auch Wirklichkeit werden. Wer weiß schon, was in den Köpfen der Menschen und im Verborgenen vor sich geht? Ich danke all jenen, die sich dafür engagieren, dass die Opfer des Nationalsozialismus einen Namen und ein Gesicht bekommen, und jenen, die geduldig meine E-Mails und Telefonate beantwortet haben.
Schließlich gilt mein Dank jenen, die in mühsamer Kleinarbeit Daten und Dokumente ins Internet stellen, das hat mir die Recherche enorm erleichtert. Als ich im Jahr 2000 begann, Informationen über die Bücherverbrennungen 1933 zu sammeln, gab es nur einige ältere Bücher und im Internet genau einen Beitrag zu dem Thema. Zum Teil konnten mir selbst die Stadtarchive keine Auskunft über die Aktionen in ihrem Ort geben, so kam ich dazu, in den Archiven der Tageszeitungen zu recherchieren. Das hat sich erfreulicherweise geändert, inzwischen sind viele Quellen zugänglich und ausgewertet. Das Internet erspart einem nicht, auch mir nicht, die Lektüre von Fachliteratur, Telefonate, Gespräche, Kongressbesuche und die Auswertung von Originalquellen. Aber es erleichtert die Suche und die Kontaktaufnahme ungemein und es hilft, dass das Thema nicht in Vergessenheit gerät, auch über Gedenktage hinaus. Ich versuche mit meiner Seite www.buecherverbrennung.de einen weiteren Beitrag dazu leisten, dass uns diese Zeit und diese Aktion eine Lehre ist. Hat sie doch gezeigt, dass Dichter recht haben können wie Heinrich Heine mit seinem Satz im Almansor: ›Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.‹
Entschlüsselung des jüdischen Kalenders
12IY5693 = 12. Iyyar 5693 = 8. Mai 1933
4SH5693 = 4. Shevat 5693 = 31. Januar 1933
8SH5693 = 8. Shevat 5693 = 4. Februar 1933
14SH5693 = 14. Shevat 5693 = 10. Februar 1933
15SH5693 = 15. Shevat 5693 11. Februar 1933
18SH5693 = 18. Shevat 5693 = 14. Februar 1933
23SH5693 = 23. Shevat 5693 = 19. Februar 1933
25SH5693 = 25. Shevat 5693 = 21. Februar 1933
26SH5693 = 26. Shevat 5693 = 22. Februar 1933
2AD5693 = 2. Adar 5693 = 28. Februar 1933
8AD5693 = 8. Adar 5693 = 6. März 1933
16AD5693 = 16. Adar 5693 = 14. März 1933
6NI5693 = 6. Nisan 5693 = 2. April 1933
12NI5693 = 12. Nisan 5693 = 8. April 1933
17NI5693 = 17. Nisan 5693 = 13. April 1933
19NI5693 = 19. Nisan 5693 = 15. April 1933
23NI5693 = 23. Nisan
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