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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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verbinden.« Bea zieht die Gardine auf, um Licht hereinzulassen, wühlt in ihrem Rucksack und holt schließlich Wundspray und Verbandsmaterial hervor. Quinn dreht sich zu Maude, um sie zu bewachen.
    »Gut vorbereitet«, bemerke ich, als Bea mir den Ärmel hochkrempelt und die Wunde abtupft.
    »Wir haben den Trip ein paar Tage länger geplant als du. Wir mussten ja nicht Hals über Kopf raus aus der Kuppel«, antwortet Bea, und ich kann nicht einschätzen, ob das vorwurfsvoll oder nett gemeint ist.
    »Was soll mit ihr passieren?« Quinn zeigt auf Maude.
    Ehrlich gesagt habe ich keinen Schimmer, was wir mit ihr machen sollen, so was kam in meinem Training nicht vor, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir sie einfach hierlassen sollten.
    »Nehmt mich mit«, heult Maude. »Ich krepier, wenn ihr mich hierlasst. Was glaubst du wohl, warum ich deine Sauerstoffflasche wollte? Ich bin zu alt, ich kann dieses Scheißding hier nicht mehr rumschleppen.« Sie gibt ihrem Atemkühlschrank einen Tritt. »Wie soll ich damit nach Beeren oder Essbarem in den Häusern suchen? Ich komm mit dem Teil doch nirgends mehr hin. Nehmt mich mit. Ich bin zu alt für das Drecksleben hier.«
    »Hey, der kann man nicht trauen«, warne ich. »Die muss hierbleiben.«
    Bea zuckt zusammen, wickelt aber unbeirrt weiter Mullbinde um meinen Arm.
    »Ihr wollt mich doch wohl nich hier verrecken lassen?«, schreit Maude.
    Quinn reibt sich die Schläfen und tippt Bea mit dem Fuß an, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Aber die schaut nicht hoch.
    Mit einer Sicherheitsnadel befestigt sie den Verband, steht auf und geht ans Fenster. »Ist doch nur ’ne alte Frau«, sagt sie. Ihre Stimme klingt ruhig, aber die Empörung darin ist unüberhörbar. »Wir können sie doch nicht einfach hier verhungern lassen!«
    Ich schaue Maude an und sie starrt zurück. Selbst wenn sie nicht auf mich losgegangen wäre, würde ich ihr nicht helfen, von hier wegzukommen. Könnte ich gar nicht. Ich hab keine Zeit zu verlieren, ich muss mich jetzt echt beeilen, und sie wäre der reinste Klotz am Bein. Alle drei wären Klötze am Bein. Nein, keine Frage, die Ausgestoßene kann nicht mit – aber Bea und Quinn das zu verklickern, wird nicht ganz einfach sein. Vielleicht muss ich ihnen weismachen, dass ich total skrupellos bin und normalerweise zu ganz anderen Maßnahmen greife. Dann kann ich es ihnen als Riesenentgegenkommen verkaufen, Maude einfach nur hierzulassen.
    Also sage ich: »Es wäre mies, sie hier verhungern zu lassen. Wesentlich humaner wäre es, sie umzubringen, oder?«

BEA
    Die reden doch tatsächlich über Mord  – darüber, einen Mord zu begehen!  –, als würden sie übers Wetter plaudern. Quinn kann Alinas hirnrissigem Vorschlag unmöglich zustimmen, das ist doch völlig absurd. Klar, er spielt jetzt den harten Kerl, damit sie ihn bloß nicht für ein Weichei hält. Nur vergisst er dabei ganz, worum es hier geht: darum, jemanden umzubringen! Eine alte Frau.
    Seit zehn Minuten versuchen sie jetzt schon, zu einer Entscheidung zu kommen: Sollen sie ihr lieber das Atemgerät wegnehmen und sie ersticken lassen, oder sollen sie sie von ihrem Elend erlösen, indem sie sie niederstechen? Das diskutieren sie! Sie niederzustechen! Genauso gut könnte Quinn seinen kleinen Holzhammer rausholen und die Frau zu Tode knüppeln. Ich stehe am Fenster und beobachte die beiden. Sie spielen das Spiel sehr überzeugend  – das Spiel, das darin besteht, so zu tun, als wären sie wild entschlossen zu töten.
    Schließlich fragt Quinn: »Was meinst du, Bea?«
    »Du weißt genau, was ich meine«, antworte ich, unddas weiß er auch. Eben deshalb kann er mir die ganze Zeit nicht in die Augen sehen.
    »Was?«, fragt Alina Quinn, so als müssten meine Worte von ihm übersetzt werden. Als könnte sie nicht direkt mit mir kommunizieren.
    »Bea ist der Meinung, dass wir ihr helfen sollten«, erklärt Quinn, woraufhin Alina zu lachen anfängt. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich dieses Lachen aufregt, denn es bedeutet, dass Alina und Quinn jetzt ein Team sind und nicht mehr Bea und Quinn.
    »Was treibst du überhaupt hier im Ödland?«, frage ich Maude.
    »Sprich nicht mit ihr«, sagt Quinn.
    »Sie ist absolut hilflos, Quinn, sieh sie dir doch mal an.«
    Maude brabbelt ohne Unterlass vor sich hin.
    »Was treibst du hier, so weit entfernt von der Kuppel?«, frage ich noch einmal.
    »Na was wohl? Wahrscheinlich ist sie hier, um den nächstbesten Menschen umzulegen, der des Weges kommt. Und ich

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