Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
mir Ihr Pad«, sagt er.
Hastig schalte ich auf das Ausweisdisplay um. Der Grenzer schaut auf das Pad, dann auf mich, noch einmal aufs Pad, dann wieder auf mich. Dann scannt er den Ausweis. Eine digitale Stimme schnarrt: »Quinn Bartleby Caffrey – autorisiert.«
»Ihr Vater ist ein hoher Funktionär bei BREATHE?«, fragt er.
»Können Sie nicht lesen?« Ich klinge arrogant und ungeduldig, genau wie mein Vater.
»Das sagt allerdings noch nichts aus über Ihre Beziehungzum Präsidenten. Wie, sagten Sie, stehen Sie zu ihm?«
Ich rolle genervt mit den Augen, als würde mir jetzt wirklich der Geduldsfaden reißen, und nehme ihm mein Pad aus der Hand.
»So, jetzt reicht’s. Ich rufe Cain an«, schnaube ich und fuhrwerke auf der Tastatur herum. Schon nach wenigen Sekunden tippt mir der Grenzer mit seinem Gummiknüppel auf die Hand.
»Das ist nicht nötig, denke ich. Wir machen Ihnen einen Vorschlag: Wir lassen Sie und Ihre Freundin durch und Sie tun dafür etwas für uns.« Alles , würde ich am liebsten rufen, was immer Sie wollen. Ich mache alles für Sie.
»Sie sind wohl verrückt, was?«, schnauze ich stattdessen. »Wollen den Sohn eines Premiums bestechen. Einen persönlichen Freund des Präsidenten …«
»Sauerstoff«, unterbricht mich der Grenzer. Er hält seine Hände verschränkt, als würde er beten, und sieht in keiner Weise mehr bedrohlich aus, sondern nur noch traurig und verzweifelt. »Können Sie uns Sauerstoffflaschen beschaffen?« Er flüstert, damit die Touristen in den anderen Warteschlangen ihn nicht hören. »Nicht als Bestechung. Als Geschenk.«
Die anderen Wachposten lauschen aufmerksam. Sie wirken auf einmal gar nicht mehr verbissen und feindselig – nur noch erwartungsvoll.
»Meine Frau und ich haben seit Jahren nicht mehr miteinander getanzt … seit Jahren«, sagt der mit dem seltsamen Gesicht.
Wir starren uns eine ganze Weile an. Durchaus möglich, dass er weiß, dass ich lüge.
»Fünf Flaschen könnte ich Ihnen besorgen«, willige ich schließlich ein und blicke die Soldaten der Reihe nach an.
»Zehn. Und sie müssen binnen zweiundsiebzig Stunden hierher geliefert werden.«
»Acht. Und Sie kriegen sie innerhalb einer Woche.« Ich lass mich doch nicht über den Tisch ziehen.
»Öffnet das Tor!«, ruft der Grenzer.
Und das war’s.
Alina und ich passieren das zweite Stahltor und treten in einen Glastunnel, durch den auch alle anderen Touristen zockeln. Wir lehnen uns an die gewölbte Glasscheibe und warten auf Bea.
»Hast du Luft?«, frage ich Alina.
Noch immer leicht zitternd zieht sie eine Sauerstoffflasche aus ihrem Rucksack und befestigt sie an ihrem Gürtel. Dann streift sie die durchsichtige Silikonmaske über Mund und Nase und zieht den Gummiriemen am Hinterkopf fest, damit die Maske luftdicht abschließt. Ich krame meine Ausrüstung ebenfalls hervor und schnalle sie um.
Als Bea durch das Tor tritt und uns sieht, rennt sie auf uns zu, was natürlich nicht schlau ist. Aber bevor ich etwas sagen kann, fällt sie mir schon um den Hals und drückt sich an mich, dass es wehtut.
»Hey, brich mir nicht die Rippen!« Ich weiß, dass sie sich Sorgen gemacht hat, aber ich will jetzt nicht weiter darüber nachgrübeln. »Komm, ich helfe dir mit deinerMaske«, biete ich an. »Und dann sollten wir endlich aufbrechen.«
Wir gehen bis zum Ende des Glastunnels, in den jetzt das erste Tageslicht fällt, und als wir an der Drehtür ankommen, die nach draußen führt, betreten wir – Bea, Alina und ich – mit einem gemeinsamen Schritt die sauerstofflose Welt.
TEIL 2
IM ÖDLAND
BEA
Obwohl Quinn und ich kein Wort darüber verlieren und uns nicht mal mit Blicken verständigen, wissen wir, dass wir noch eine Zeit lang mit Alina zusammenbleiben werden. Es wäre zu auffällig, wenn sie alleine losstapfen würde.
Wir haben beschlossen, uns so weit wie möglich von der Kuppel und den Tagestouristen zu entfernen. Die meisten Ausflügler sind so still wie wir, sie konzentrieren sich aufs Atmen und darauf, Panik zu vermeiden, während sie sich immer weiter von der sicheren Sauerstoffquelle entfernen.
Wenn wir wollten, könnten wir uns während des Laufens durch die Löcher unserer Luftauslassventile unterhalten. Das Problem ist nur, dass wir es nicht gewohnt sind, das Gesicht bedeckt zu haben. Na, wenigstens hält die Maske meinen Kopf warm, denn meinen Schal habe ich Alina gegeben. Was hätte ich anderes tun sollen? Zusehen, wie sie vor Kälte schlottert? Von Quinn hat sie
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