PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
PROLOG
„Am l. September 2400 Erdzeit begann die letzte Phase jener
Entwicklung, die ihre Krönung in der Errichtung einer Verbindung
zwischen der Leerraum-Expedition des Großadministrators und der
heimatlichen Galaxis finden sollte. Diese Verbindung wurde am 4.
November 2400 im Horror-System hergestellt. Dazwischen lagen
unzählige Zerreißproben für Material und Menschen der
ANDROTEST I.
Die ANDROTEST I ging aus dem Zweig einer ganzen Programmserie
hervor, die alle ein und dasselbe Ziel verfolgten: den großen
Sprung der Menschheit nach Andromeda vorzubereiten. Das wichtigste
aller dieser Programme wurde ANDROTEST-GROUP-Programm genannt. Es
sollte den ersten Beweis erbringen, daß es möglich ist,
Raumschiffe zu bauen, die die rund 1,45 Millionen Lichtjahre von der
Heimatgalaxis bis zum Andromedanebel zurücklegen können.
Das ANDROTEST-Group-Programm, auch kurz ANTEG genannt, mußte
von der Voraussetzung ausgehen, daß es in absehbarer Zeit kein
Lineartriebwerk geben würde, das mehr als sechshunderttausend
Lichtjahre laufen konnte, ohne völlig auszubrennen. Unter diesen
Umständen griff man auf ein uraltes System der Raumfahrttechnik
zuürck: das Mehrstufensystem.
Die ANDROTEST I wurde als vierstufiges Raumschiff gebaut. Jede
Stufe verfügte über ein komplettes Lineartriebwerk, war
dreihundert Meter lang und durchmaß dreihundert Meter. Aus
mehreren Gründen betrug der Aktionsradius jeder einzelnen Stufe
nur zweihundertfünfzigtausend Lichtjahre. Bis zum Ausbrennen
aller vier Stufen vermochte das Schiff also nur maximal eine Million
Lichtjahre zurückzulegen. Das genügte noch nicht, den
Andromedanebel zu erreichen. Doch das war auch nicht die Aufgabe der
ANDROTEST I. Dieses Schiff sollte vorerst nur eine Verbindung mit der
seit dem 15. August 2400 vermißten Expedition des
Großadministrators herstellen und danach wieder in die
heimatliche Galaxis zurückkehren.
Auf diesen historischen Flug braucht hier nicht weiter eingegangen
zu werden. Der Bericht darüber ist unter dem Titel AUF DEN
SPUREN DER CREST erschienen, in dem ausführlich über die
Abenteuer der ANDROTEST-Besatzung berichtet wird.
Die meisten Menschen werden glauben, daß alles, was zwischen
Fertigstellung und Start der ANDROTEST I am 3. Oktober 2400 lag,
nebensächliche Routine oder technischwissenschaftliche
Kleinarbeit war. Das zu glauben wäre allerdings ein Irrtum. Was
sich zwischen dem l. September und dem 3. Oktober 2400 ereignete, war
selbstverständlich nicht halb so sensationell wie der erste
extragalaktische ,Brückenschlag’, aber was Abenteuerlichkeit und
Gefährlichkeit angeht, stand es keineswegs hinter dem
eigentlichen Unternehmen zurück.
Offiziell gilt ein gewisser Guy Nelson, Raumkapitän und
Eigner des Interstellar-Frachters HER BRITANNIC MAJESTY, als
Hauptperson jener Ereignisse. Sein Verdienst soll hier auch
keineswegs geschmälert werden. Hinter den Kulissen waren es
jedoch zwei Frauen, die den Anstoß zu Kapitän Nelsons
Handlungen gaben - und noch einiges mehr.
Es begann eigentlich damit, daß Miß Mabel Nelson sich
um die Gesundheit ihres Bruders sorgte … “
Auszug aus den Memoiren von Onton Hagehet, ehemals Kommandierender
Admiral auf Opposite.
1.
Miß Mabel Nelson lehnte sich im Sitz des Gleiters zurück
und genoß den Anblick des Sonnenuntergangs.
Die grüne Sonne Whilor versank langsam hinter den flachen
Hügelkuppen im Westen. Ihre Strahlen brachen sich in dem
gigantischen Bauwerk aus Metallplastik und Glassit, das den höchsten
jener Hügel krönte. Der Gebäudekomplex der
Hayward-Universität beherrschte das Stadtbild von Hondro, der
Hauptstadt des Planeten Opposite.
Doch dann begann die Stadt selbst, die Aufmerksamkeit Mabels auf
sich zu ziehen. Als die Sonnenstrahlen hinter den Hügeln
verschwanden, begann Hondro wie ein Diadem zu funkeln. Die
zylindrischen Gebäude der vollautomatisierten Wohnsilos standen
gleich brennenden Kerzen über dem bunten, hektisch zuckenden
Lichtermeer der Großstadt. Wie Schlangen wanden sich Hunderte
von Hochstraßen durch und über das Gefunkel. Ein großer
Teil von ihnen lief in den dunklen Hügeln der Westseite aus und
verschwand dort, wo die erhellten Tunnelmündungen gleich
glühenden Augen sagenhafter Riesen strahlten. Wenn man einen der
Tunnels passierte, so wußte Mabel, kam man in eine andere Welt
- in das gigantische Areal des Raumhafens Hondro.
Mabel schloß die Augen. Dort, hinter den Hügeln,
wartete die HER BRITANNIC MAJESTY. In wenigen Tagen würde
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