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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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in den rückwärtigen Teil des Friseursalons, von wo eine offene Tür nach draußen in eine enge Gasse führt. Wenn ich nach links laufe, müsste ich wieder zu Bea, Alina und Maude stoßen. Das hieße aber auch, dass ich die Soldaten, sollten sie mich erwischen, direkt zu den dreien führen würde. Bleibt also nur rechts.
    Ich renne an etlichen Hintertüren von ehemaligenLäden vorbei und flüchte mich schließlich in eines dieser Geschäfte. Es ist von oben bis unten vollgestopft mit alten Computern und Monitoren. Ich schleiche mich zur Frontscheibe und spähe hinaus. Der eine Soldat steigt gerade auf den Panzer, der andere klettert bereits durch die Luke ins Innere. Nachdem sie beide darin verschwunden sind, streckt der eine noch mal seinen Kopf heraus und brüllt ins Megafon: »Wenn du nicht augenblicklich rauskommst, eröffnen wir das Feuer. Nimm die Hände über den Kopf und komm raus. Auf der Stelle!«
    Gebückt sause ich durch die Hintertür zurück nach draußen. Auf der einen Seite versperren mir weitere Geschäfte den Weg, auf der anderen Seite eine hoch aufragende Ziegelmauer. Ich entscheide mich fürs Klettern. Zwar sieht die Mauer so aus, als könne sie jeden Moment einstürzen, aber zumindest hat sie genügend Rillen und Vorsprünge, an denen ich mich hochhangeln kann.
    Von oben sehe ich drei kleine Gestalten davonhuschen: Bea, Alina und Maude. Warum sie sich die Hände schützend über die Köpfe halten, verstehe ich erst, als ich eine gewaltige Explosion höre und mir plötzlich Steine und Glasscherben um die Ohren fliegen. Reflexhaft schütze auch ich meinen Kopf. Ich will von der Mauer runter, doch noch bevor ich springen kann, beginnt sie zu schwanken und wirft mich ab. Vom Boden aus sehe ich, wie die Ziegelwand auf mich einstürzt, doch ich kann mich nicht rühren – ich werde unter den Steinen begraben.

ALINA
    Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns gesehen haben oder nicht. Aber letztlich ist es eine müßige Frage. Wir ziehen weiter. Was sollen wir auch sonst tun? Die umliegenden Gebäude explodieren reihenweise, Betonbrocken regnen auf uns herab. Würden wir hierbleiben, wären wir in null Komma nichts erschlagen.
    Ein Stück weiter geradeaus sehen wir den Eingang einer U-Bahn-Station. Er wirkt wie das gähnende Maul eines hungrigen Tieres und war offenbar mal mit dünnem Drahtgeflecht abgesperrt – dieses ist jedoch längst eingerissen. Als wir uns nähern, bleibt Maude wie angewurzelt stehen, und selbst als ich weitergehe und ihr dabei die Atemmaske vom Gesicht reiße, rührt sie sich nicht vom Fleck. Der Panzer hinter uns ist immer noch am Schießen und noch immer fliegen Trümmer durch die Luft. Bea packt Maude am Arm, zieht sie zu mir, hebt die Atemmaske vom Boden auf und streift sie ihr wieder über.
    Doch die alte Frau ist wie von Sinnen. »Nich da rein!«, brüllt sie im Lärm der Explosionen und zeigt mit einemknotigen Finger auf den Eingang der U-Bahn-Station. »Nich in den Untergrund.«
    »Los, komm, Bea«, schreie ich.
    »Nicht ohne sie«, ruft Bea zurück und versucht, Maude in den Eingang zu ziehen. Doch die Alte ist stark – das habe ich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Also drehe ich mich um und helfe Bea, Maude hinter uns herzuzerren.
    »Nein!«, kreischt Maude, als würden wir Anstalten machen, sie umzubringen.
    »Wir müssen weiter rein, nach unten. Könnte sein, dass sie den Eingang bombardieren«, erkläre ich.
    »Aber Quinn ist doch noch irgendwo da draußen!«, schreit Bea.
    »Wenn sie aufhören zu schießen, suchen wir nach ihm. Im Augenblick können wir ihm nicht helfen. Wir müssen jetzt da rein.«
    Bea zögert einen Moment, dann steigt sie die stillgelegte Rolltreppe hinunter. Maude steht wie festgefroren da und starrt in den Rolltreppenschacht.
    »Ihr w…wisst ja nich, w…was da unten drin is«, stammelt sie.
    »Na ja, Sonne gibt’s da jedenfalls nicht. Also wird’s auch keine Ausgestoßenen geben, so viel ist schon mal klar«, sage ich und folge Bea.
    Am Fuß der Rolltreppe ist es nachtschwarz. Ich höre Bea in ihrem Gepäck herumwühlen, dann leuchtet sie plötzlich mit einer Taschenlampe in die Dunkelheit. Die Station ist der größten Zerstörung entgangen. Die Wände sind zwar dreckig, aber ansonsten völlig intakt,die Bodenfliesen weitgehend erhalten und eben. Bea befestigt die Taschenlampe an ihrem Rucksack.
    »Wir warten eine Weile und dann steigen wir wieder rauf, okay?«, sage ich, denn ich weiß, dass sie sich Sorgen macht wegen Quinn. Ich

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