082 - Die weisse Frau
Liebe Mit-Vampire!
Die im letzten Band abgeschlossene Betrachtung über imaginäre, magische und dämonische Bücher und Schriften aus dem Lovecraft’schen Cthulhu-Mythos, über deren Ursprung und tatsächliches Vorhandensein in weiten Kreisen Unsicherheit herrschte, bedarf noch einiger Ergänzungen. Cthulhu und seine Dämonengesellschaft aus einer Zeit vor unserer bekannten Mythologie, vergleichbar etwa mit den gefallenen Engeln der biblischen Legende, fabrizierten eine Reihe von verderblichen Schriften, deren Lektüre in keinem Fall geheuer sein soll.
Lovecraft „erfand“ in diesem Sinn außer dem NECRONOMICON und den bereits erwähnten R’LYEH TEXT noch das BUCH VON DZYAN (The Book of Dzyan), die SIEBEN GEHEIMEN BÜCHER VON HSAN (Seven Cryptical Books of Hsan) und die DHOL GESÄNGE (Dhol Chants). August Derleth sind die CELAENO FRAGMENTE (Celaeno Fragments) zuzuschreiben. Von dem Engländer Brian Lumley stammen aus späterer Zeit die G’HARNE FRAGMENTE (G’harne Fragments) und das CTHAAT AQUADINGEN. Ein weiterer Engländer, John Ramsey Campbell, sei hier erwähnt mit den ENTHÜLLUNGEN VON GLAAKI (Revelations of Glaaki).
Alle diese Bücher, die wir in unserem dreiteiligen Bericht nannten, sind also erfunden, auch wenn manch eines vielleicht tatsächlich da oder dort auf einer Antiquariatsliste auftauchen mag.
Am ehesten kommt das NECRONOMICON noch einer realen Existenz nahe, vor allem durch Beiträge anderer Künstler, die Teile dieses dämonischen Werkes schufen. Wir erwähnten in diesem Zusammenhang bereits den Franzosen Philip Druillet und den Amerikaner Lin Carter.
Wie sehr Lovecraft selbst bereits dem Buch eine „reale“ Basis gab, zeigt die Aufstellung der verschiedenen Ausgaben, die es im Laufe der Zeit gegeben haben soll. Wir halten uns hierbei an eine Aufstellung von August Derleth: Das Werk hieß ursprünglich AI Azif und wurde etwa 730 n. Chr. in Damaskus von dem Yemeniten Abdul Alhazred niedergeschrieben.
950 n.Chr. übersetzte Theodorus Philetas die Schrift ins Griechische. Das Werk erhielt nun den Namen NECRONOMICON. Patriarch Michael verbrennt das Werk 1050. Der arabische Text ist endgültig verloren. Olaus Wormius übersetzt 1228 die griechische Ausgabe ins Lateinische. Papst Gregor IX verbietet 1232 beide Ausgaben, die griechische und die lateinische. Eine Ausgabe in Fraktur erscheint in Deutschland um 1440. Über diese Zeitangabe hier herrscht Zweifel, und das trägt wiederum psychologisch zur Authentizität bei. Eine griechische Ausgabe wird 1500 – 1550 in Italien gedruckt.
Eine Übersetzung des lateinischen Textes ins Spanische entstand um 1600. Heute wird gemunkelt, es gäbe Kopien im
Vatikan, in Paris, in Südamerika, überall verschlossen und bewacht wie ein Staatsschatz, und überall wird von seltsamen, schrecklichen Geschehnissen berichtet, die Studenten und allzu Neugierigen zugestoßen sein sollen, als sie sich an das Studium des Werkes machten.
Gewiß ein faszinierender Gedanke, und manch einer mag bedauern, daß es solch ein Werk über uralte, dämonische Kräfte und Geheimnisse nicht wirklich gibt.
Wer sich näher mit dem Cthulhu-Mythos beschäftigen möchte, dem empfehlen wir die beiden Ballantine/Boxer-Beagle Taschenbücher: TALES OF THE CTHULHU MYTHOS Vol. 1 und 2. Es handelt sich dabei um Anthologien, herausgegeben von August Derleth, Nachdrucke der vergriffenen Arkham House Bücher. Darin finden sich Stories von H. P. Lovecraft, A. Derleth, J. R. Campbell, R. Bloch, R. E. Howard, H. Kuttner, F. B. Long, B. Lumley, J. V. Shea, C. A. Smith, J. Wade und C. Wilson. Ob von diesen Büchern deutsche Ausgaben erschienen sind, ist uns nicht bekannt.
Unsere kleine Artikelserie soll aber keinen frustrieren, der gern in staubigen alten Bibliotheken und Antiquariaten herumstöbert, denn erstens ist das ein reizvolles Vergnügen, um das man keinen echten Bücherwurm bringen darf, und zweitens … wer weiß … vielleicht gibt es doch unentdeckte Schätze mit den Formeln einer älteren, dunkleren Magie…
Damit verabschiedet sich die VAMPIR-Redaktion für diesmal.
Die weiße Frau
Vampir Horror Roman Nr. 82
von Frank Sky
Kurz nach Mitternacht wurde es still auf Schloß Hohenbrück. Die Natur schien den Atem anzuhalten. Der Wind flaute ab. Bäume und Sträucher standen wie erstarrt. Nichts bewegte ihre Blätter. Der Ruf der Eule verstummte. Eben noch war das Hecheln streunender Hunde zu hören gewesen, die durch den Park
Weitere Kostenlose Bücher