Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
Angst; da war amüsierte Nachsicht, ein tröstender, mütterlicher Ton, den er immer so gern von seiner eigenen Mutter gehört hatte.
Harmony war in Sicherheit. Um ihre Sicherheit musste er sich keine Sorgen machen. Seine Sorge war, dass er nicht da war, um sie in die Arme zu nehmen. Er würde niemals mehr ihr Lachen hören, niemals sein Kind an seine Brust drücken. Er würde niemals das Glück seiner Partnerin kennenlernen.
»Der Preis ist bezahlt. Blut wurde vergossen. Dein Leben für ihres«, flüsterte eine sanfte, beruhigende Stimme. »Deine Rückkehr hängt nur von deinem eigenen Willen ab.«
Er öffnete die Augen. Der Wind wehte vor ihm, schimmernd, leuchtend, glitzernd im hellen Sonnenlicht. Die Kraft war beinah blendend, erfüllt mit Hitze und geflüsterten Versprechen, die ihn bis in sein Innerstes erschütterten.
»Bist du stark genug zurückzukehren, Kind des Windes?«, flüsterte die Stimme. »Stark genug, bei all dem zu bleiben, wofür du gestorben bist? Du hast deine Pflicht erfüllt. Ein Leben für ein Leben, Blut für Blut.«
»Ich kann zurückkehren?«
»Ein Leben für ein Leben. Blut für Blut. Der Handel wurde geschlossen. Deine Rückkehr hängt nur von deinem Wunsch ab.«
Dann hörte er den Schrei, wild, gequält, eine Klage, die von solchem Schmerz erfüllt war, von so trostlosem, durchdringendem Leid, dass er sich zuerst fragte, ob er aus ihm selbst kam.
Dann sah er sie durch die flimmernden Wellen aus Hitze und Luft. Sie kämpfte mit jemandem. Mit Jonas. Er drückte sie auf den Boden, während Megan und Braden versuchten, sie stillzuhalten. Ihre Hände kratzten an einer Tür. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen, und ihr Gesicht war mit Blut und Dreck und Tränen beschmiert, während sie seinen Namen schrie.
»Harmony.« Er flüsterte ihren Namen, streckte sich ihr entgegen. Seine Hände sanken in die schimmernden Wellen des Lebens, versuchten, sie zu erreichen, kümmerten sich nicht im Geringsten um das harte, brutale Zucken seines Körpers.
Dann wurde alles dunkel, und sein eigener Schrei hallte in seinem Kopf wider, während er darum kämpfte, sie wiederzufinden. Er musste zu Harmony.
»Ruh dich aus, Kind des Windes«, flüsterte die Stimme, als sein Körper bleischwer wurde und seine Seele sich nach dem Klang von Harmonys Stimme sehnte. »Ruh dich jetzt aus …«
Es war ihr egal, dass die Empathin sie in den Armen hielt und dass Braden und Jonas leise in einer Ecke miteinander sprachen. Harmony starrte aus tränenverschleierten Augen auf die Uhr an der Wand des Warteraums und zählte die Sekunden.
Sie konnte das gedämpfte Piepsen des Herzmonitors im Operationssaal hören, den Beweis, dass Lance zurückgekehrt war. Noch lebte er. Die Stimmen der Chirurgen waren nun viel leiser. Sie wollte nicht wissen, was sie sagten. Sie konnte nicht leben mit dem Wissen, was mit seinen Organen geschehen war.
Wie oft hatte sie mit einer einzigen Kugel ins Herz getötet? Das Messer war ihre bevorzugte Waffe, aber nicht ihre einzige.
Sie merkte, dass Megans Hand ihr sanft durchs Haar strich, während Harmonys Kopf auf ihrem Schoß lag. Die Frau behandelte sie wie ein Kind, und im Moment hatte Harmony nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren. Lance’ Eltern waren im Heli-Jet der Breeds unterwegs nach Boulder. Sie würden bald ankommen. Und sie musste da sein. Sie sollte ihnen gegenübertreten. Sie war die Frau, die beinah ihren Sohn getötet hatte.
Cousins, Tanten und Onkel waren angeblich ebenfalls unterwegs zum Krankenhaus. Harmony hatte keine Ahnung, wie sie ihnen allen begegnen sollte.
»Sie werden dich lieben.« Es dauerte einen Augenblick, bis Megans sanfte Stimme zu ihr durchdrang. »Lance liebt dich. Du trägst sein Kind in dir, und er hat sich entschieden, sein Leben für dich zu geben. Du hast ihn nicht gezwungen, das zu tun, Harmony. Er hat getan, was er für seine Pflicht hielt.«
»Er musste es nicht tun«, flüsterte Harmony. »Er hätte mich sterben lassen sollen.«
»Und er wäre dir gefolgt«, seufzte Megan. »So kämpft er wenigstens darum zu leben. Und ob er es schafft oder nicht, du bist immer ein Teil unserer Familie. Genau wie dein Kind.«
Wenn er es nicht schaffte, würde sie ihm folgen. Megan und Braden würden das Baby mit all der Liebe großziehen, von der Harmony keine Ahnung hatte, woher sie sie nehmen sollte. Sie würde Lance folgen. Genau, wie sie es geschworen hatte.
»Harmony!«, protestierte Megan. »Das hätte Lance nicht gewollt.«
Harmony wusste, dass
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