Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
kleines After-Christmas-Special im Café Plauder-Tasche ja so schön war …«
Musste mich schon sehr beherrschen, Live-Unterhaltung mit Mum nicht gleich über Twitter zu verbreiten. Chance, dass Mutter je auf Twitter ist, geht gegen null.
»Bridget?«
»Ja«, sagte ich und versuchte, mich von Twitter loszureißen.
»Du kommst doch, oder?«
»Ääähm, was war das noch einmal genau?«
Sie seufzte. »Es geht um die Helm-ab-Feier anlässlich der Fertigstellung der neuen Gatehouse-Lodges! Es ist Tradition hier, dass das gefeiert wird. Alle tragen Schutzhelme, die dann in die Luft geworfen werden.«
»Und wann soll das sein?«
»Samstag in einer Woche. Du musst unbedingt kommen, Liebes. Mavis hat Julie und Michael da und alle ihre Enkel.«
»Können die Kinder mitkommen?«
Zaudern am anderen Ende. »Aber sicher, Liebes, das ist doch der Sinn der Sache, obwohl …«
»Obwohl?«
»Nichts, nichts, Liebes. Mabel soll aber das Kleid anziehen, das ich ihr geschickt habe.«
Ich seufzte, denn Mabel hat ihren eigenen Kopf, was Kleidung angeht. Ich habe an ihr schon alles versucht, von coolem H&M-Kids-Outfit (Shorts mit bunter Strumpfhose und dazu Biker-Boots) bis hin zu Mums goldigen Glockenkleidern, doch sie bleibt bei ihrem Disneyland-meets-Kelly-Family-Stil, das heißt Glitzershirt, kombiniert mit Leggings und einem knöchellangen Stufenrock. An solchen Sachen merkt man, wie weit ich mich von der nachwachsenden Generation entfernt habe. Wir kapieren es einfach nicht mehr.
»Bridget!«, sagte Mum, verständlicherweise etwas genervt. »Du musst auf jeden Fall kommen, Liebes, egal, wie sehr sich die Kinder danebenbenehmen.«
»Sie benehmen sich nicht daneben .«
»Na ja, die anderen Kinder sind halt älter, weil du unbedingt so lange warten musstest. Und als alleinerziehende Mutter ist es auch nicht immer leicht …«
»Ich weiß nicht, ob ich an diesem Samstag kann.«
»Aber alle haben ihre Enkel dabei, da wäre es schon eine große Enttäuschung für mich, wenn ich allein … allein bleibe.«
»Gut, Mum, verstanden. Aber ich muss jetzt Schluss machen.«
»Habe ich schon von dem Skandal erzählt, den wir gerade mit diesem …«, sagte sie. Das macht sie immer. Jedes Mal, wenn sich unser Gespräch dem Ende zuneigt, eröffnet sie ein neues Thema. »Also da ist dieser Mann, du weißt schon, derjenige, der immer versucht, in jedes Schlafzimmer reinzukommen. Kenneth Garside heißt er, ein ganz schlimmer Finger. Hatte schon fast mit allen Frauen was.«
»Und du, Mum, gefällt er dir?«, fragte ich unschuldig.
»Bitte werd nicht albern, Liebes. In meinem Alter will man keinen Mann mehr. Die suchen nur jemanden, der sie umsorgt.«
Eines der interessanten Menschheitsphänomene überhaupt, das unterschiedliche Verlangen von Frauen und Männern in bestimmten Lebensabschnitten.
Von zwanzig bis dreißig …
… sind Frauen klar in der besseren Position, denn alle wollen sie vögeln, und daraus erwächst eine Menge Macht. Ü20-Männer sind in der Regel dauergeil, haben aber noch nichts vorzuweisen wie Karriere etc.
Von dreißig bis vierzig …
… wendet sich das Blatt. Frauen über dreißig haben es am schwersten auf dem Liebesmarkt, denn die biologische Uhr tickt unüberhörbar. Das ist natürlich unfair und könnte sich nur ändern, wenn der ganze Bereich rund um die künstliche Empfängnis à la Jude endlich so funktioniert, dass man sich darauf verlassen kann – und aus der lästig tickenden Groß mutteruhr endlich ein schicker Digitalwecker wird, ohne Alarmfunktion.
Von vierzig bis fünfzig …
… weiß ich nicht, denn da war ich die meiste Zeit mit Mark zusammen. Gut möglich, dass in dieser Dekade die Chancen gleich verteilt sind – wenn man Babys unberücksichtigt lässt. Kann auch sein, dass Männer sich vorne sehen, weil sie denken , dass Frauen etwas Gleichaltriges suchen, während sie nach etwas Jüngerem Ausschau halten. Aber das stimmt so nicht, denn auch Frauen könnten sich einen jüngeren Mann vorstellen. Und den jüngeren Männern kommt das gelegen, weil a) das Thema Baby abgehakt ist und b) nicht gleich ein Ernährer gesucht wird.
Von fünfzig bis sechzig …
… kippt abermals alles, denn für Männer ist das Karriereende in Sicht. Sie wissen, wie weit sie es noch bringen können und wo endgültig Schluss ist. Doch im Gegensatz zu Frauen waren Freunde, die sie auffangen könnten, bei ihnen nie ein Thema. Sie haben ständig nur über Golf etc. geredet, und das rächt sich jetzt. Außerdem
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