Brockmann Suzanne
weniger verqualmten Korridor hinaustraten. „Sir, wir haben draußen vor dem Tor sechs Kanister abgefangen, von denen wir annehmen, dass sie das Triple X enthalten. Aber es sieht ganz so aus, als glaubte Zoe, sie habe die Chemikalien hier gefunden. Da drin stehen sechs Kaffeedosen. Drei davon sind leer. Ich vermute, sie hat den Inhalt verbrannt.”
„Bleib hier. Lass das Zeug keine Sekunde aus den Augen, Senior Chief”, befahl Jake. Er hob die Stimme. „Ich muss Zoe jetzt runterschaffen. Sie braucht einen Arzt. Los, schaffen wir die Clowns hier raus!”
Vincent und seine Männer trugen bereits Handschellen. Bobby hielt seine Waffe auf den Kopf des CRO-Anführers gerichtet. Die anderen SEALs nahmen Jake und Zoe in die Mitte. So gelangten sie unbehelligt die Treppen hinunter und hinaus auf den Hof.
Die FInCOM war eingetroffen. Und während Agenten der Federal Intelligence Commission in ihren dunklen Anzügen Christopher Vincent über seine Rechte aufklärten, trug Jake Zoe durch das Loch, das er in den Zaun gesprengt hatte, zu einem wartenden Krankenwagen.
Der Sanitäter deutete auf eine Liege in dem Fahrzeug. „Sie können sie hier ablegen, Sir.”
„Nein”, antwortete Jake.
Der Sanitäter schaute ihn erstaunt an.
Jake lächelte, um seine Antwort zu entschärfen. „Nein. Wissen Sie, ich ... Ich will bei ihr bleiben.”
„Für immer?”
Er blickte auf Zoe herab und in ihre offenen Augen. Sie brachte kaum mehr als ein Flüstern zustande, weil sie so viel Qualm eingeatmet hatte. Ihr Haar hing in rußigen Strähnen aus ihrem französischen Zopf, und ihr Gesicht war blutverkrustet und schwarz von Ruß. Dennoch war sie ihm nie schöner erschienen.
„Ja”, sagte er. „Für immer.”
Der Sanitäter war ungefähr zwanzig Jahre alt und gab sich allergrößte Mühe, nicht zuzuhören, während er Zoe ein paar dünne Schläuche in die Nase schob und ihr Sauerstoff zuführte.
„Geben Sie uns eine Minute”, bat Jake, „bitte.”
Der Sanitäter zog sich zurück. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht blendete Jake seine Gegenwart einfach nur aus, während er sich in Zoes Augen verlor.
Dann berührte er sie, ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Kehle, und ihm kamen erneut die Tränen. „Ich dachte, du wärst tot”, sagte er leise. „Lucky hat gesehen, wie Vincent auf dich geschossen hat, und ... Wir alle dachten, er hätte dich umgebracht, Zoe!”
„Oh Jake”, flüsterte sie.
„Aber du hättest wirklich tot sein können!”, fuhr er fort. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, in einem nicht belüfteten Raum ein Feuer anzuzünden?”
„Ich habe meinen Job erledigt”, gab sie leise zurück. „Und darauf vertraut, dass du deinen Job erledigst und mich da rausholst. Ich habe alles darauf gesetzt, dass diese Teamarbeit sich auszahlen wird.” Sie lächelte. „Ich habe gewonnen.”
„Ja”, erwiderte Jake. „Ich auch.”
„Ich glaube, jetzt wäre der richtige Moment für einen Kuss”, sagte sie.
Jake lachte und küsste sie. „Ich liebe dich, Zoe.”
Sie schüttelte den Kopf. „Oh Jake, du musst das nicht sagen. Ich brauche das nicht.”
„Mag sein”, gab er zurück, „aber ich brauche das. Ich dachte schon, ich bekäme keine Chance mehr, dir das zu sagen. Ich dachte ...” Er musste sich räuspern, bevor erweitersprechen konnte. „Zoe, ich würde mich geehrt fühlen, wenn du bereit wärst, diese Verrücktheit zu legalisieren und Zoe Robinson zu bleiben. Ich bin zu alt, um ...”
„Jake, wie kannst du mich bitten, dich zu heiraten - obendrein auf diese halbherzige Art und Weise, wenn ich das bemerken darf - und im selben Atemzug behaupten, du seist zu alt ...”
„Darf ich meinen Satz zu Ende bringen? Danke. Ich bin zu alt, um nicht aus vergangenen Fehlern zu lernen. Ich habe nicht erwartet, Daisy zu überleben”, erklärte Jake. „Und seien wir ehrlich, Baby, bei deinem Job ist es durchaus möglich, dass ich auch dich überlebe. Wie schnell das gehen kann, habe ich heute erfahren, und das war schon sehr ernüchternd. Tatsache ist, keiner von uns kann wissen, wie viel Zeit wir miteinander haben werden. Und wir sind beide schon zu alt, um von dieser Ungewissen Zeit auch nur eine einzige kostbare Sekunde zu verschenken.”
Tränen quollen ihr aus den Augen und hinterließen helle Spuren in ihrem rußverschmierten Gesicht. Für eine knallharte Agentin weinte Zoe ganz schön viel. Er küsste sie. „Heirate mich.” Er küsste sie noch einmal, länger diesmal. „Ich möchte, dass du
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