Brockmann Suzanne
„Was soll das heißen: Er wird schon wieder? Er hat eine Kugel in der Brust stecken.“
„Er hat eine Kugel in seiner kugelsicheren Weste stecken“, klärte sie Harvard lächelnd auf. „Sie müssen nur vorsichtig sein, wenn Sie Billy umarmen.“
Crash trug tatsächlich eine kugelsichere Weste. Nell konnte die platt gedrückte Kugel in ihr stecken sehen. Er hatte also tatsächlich geblufft. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie sich nicht sicher gewesen. Aber er hatte tatsächlich nie die Absicht gehabt, sich selbst zusammen mit Garvin in die Luft zu sprengen. Wenn er das vorgehabt hätte, hätte er sich nicht die Mühe machen müssen, eine kugelsichere Weste zu tragen.
Er hatte überlebt – und er hatte es so gewollt.
Nell konnte nicht an sich halten. Sie brach in Tränen aus.
Crash setzte sich mühsam auf. „Hey.“ Seine Stimme war ganz leise und schwach. Er streckte seine Arme nach ihr aus, und sie schlüpfte hinein. „Hast du mir nicht immer gesagt, dass du keine Heulsuse bist – dass du eigentlich nie weinst?“
Sie hob ihren Kopf und sah ihn an. „Muss ein Zufall sein, dass ich ständig in deinen Armen weine.“
Er lachte, dann biss er die Zähne zusammen. „Autsch.“
„Meinst du es tut weh, wenn ich dich küsse?“
„Ja“, sagte Crash ganz leise. Er hatte bemerkt, dass die Alpha Squad Garvin weggebracht hatte. Er war mit Nell alleine. Sanft berührte er ihre Wange und bestaunte die Kriegsbemalung in ihrem Gesicht. Ausgerechnet seine ängstliche Nell, die am liebsten mit einem Buch vor ihrem Kamin saß, hatte sich wie ein Indianer auf dem Kriegspfad bemalt und war nachts ausgezogen, um durch einen Wald zu kriechen. Ihm war klar, dass sie das nur für ihn getan hatte. „Es wird immer ein bisschen wehtun, wenn du mich küsst. Ich werde nämlich immer Angst haben, dich zu verlieren.“
„Du wirst mich nie verlieren“, sagte sie entschlossen. „Versuch’s erst gar nicht. Jetzt hab ich dich, und ich werde dich nicht wieder gehen lassen.“
Ihre Augen füllten sich schon wieder mit Tränen, als sie ihn erneut küsste. „Ich habe keine Ahnung, wie es von hier an weitergeht“, gestand er ihr. „Selbst wenn mich die Navy zurücknimmt – ich weiß nicht, ob die SEAL-Teams noch irgendwas mit mir zu tun haben wollen. Die Gray Group wird die Finger von mir lassen, da bin ich mir ganz sicher. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich keinen Schreibtischjob bei der Navy will …“
„Das musst du doch nicht sofort entscheiden“, sagte sie und strich ihm liebevoll das Haar aus der Stirn. „Lass dir selbst doch etwas Zeit. Du hattest ja bisher noch nicht einmal Gelegenheit, Jakes Tod zu betrauern.“
„Ich denke einfach, ich …“ Er hielt inne und war selbst überrascht darüber, was er gerade gedacht hatte. Aber jetzt, da er es schon gedacht hatte, musste er es auch unbedingt sagen. Er wollte es unbedingt sagen. „Ich denke, ich kann dich nicht bitten, mich zu heiraten, wenn ich dir nicht offen und ehrlich sage, dass mein Leben gerade etwas durcheinander ist.“
„ Etwas durcheinander? Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres, meinst du n…?“
Crash konnte den Moment genau festmachen, in dem sie begriff, was er gerade gesagt hatte.
Dich bitten, mich zu heiraten …
Sie begann erneut zu weinen.
„Oh mein Gott“, sagte sie leise. „Ich kenne das Durcheinander. Also los – frag mich. Wenn du willst, meine ich.“
„Du weinst schon wieder“, merkte er an.
„Dieses Mal zählt nicht“, erwiderte sie. „Freudentränen zählen nicht.“
Crash lachte. „Autsch.“
„Oje, ich muss aufhören, dich zum Lachen zu bringen.“
Er griff zärtlich nach ihrem Kinn und hob ihren Kopf an, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen musste. „Nein“, sagte er. „Hör bitte niemals damit auf.“
„Soll das heißen … du liebst mich, weil ich dich zum Lachen bringe?“
Crash verlor sich in dem traumhaften Blau ihrer Augen.
„Nein.“ Er flüsterte die Worte, von denen er wusste, dass Nell so lange auf sie gewartet hatte. Die Worte, die er nun endlich über die Lippen brachte. „Ich liebe dich … und du bringst mich zum Lachen.“ Er küsste sie und blieb am Samt ihrer Lippen hängen. „Du weißt, dass ich für dich sterben würde.“
Sie griff nach dem Saum seiner kugelsicheren Weste und zog ihn näher an sich. „Ich weiß, dass du für mich lebst, und das ist viel schwieriger.“
„Willst du denn nun …“ Seine Lippen waren ganz trocken. „Willst du mich denn nun
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