Brunftzeit

Freundin sich geleistet hat …« beginnen, in Wirklichkeit aber der Erzählerin selbst passiert sind, noch um eine Art »Stille Post«, bei der eine Anekdote von einem Erzähler zum nächsten weitergereicht und dabei beständig um pikante Details bereichert wird.
    Nein, das hier ist wirklich geschehen, und ich kenne auchden Namen der betroffenen Frau. Den ich an dieser Stelle natürlich nicht nenne – ich bin schließlich kein Fiesling.
    Also:
    Eine junge Frau trifft sich zum ersten Mal mit einem jungen Mann, den sie sehr nett findet. Unglücklicherweise hat sie die Angewohnheit, gleich beim ersten Mal sehr weit zu gehen, insbesondere, wenn Alkohol fließt. Sie beschließt also schon im Vorfeld, nicht zu viel zu trinken, um die Selbstkontrolle nicht zu verlieren. Als weitere Vorsichtsmaßnahme rasiert sie sich weder die Beine noch die Bikinizone, was sie ihrer Meinung nach mit Sicherheit davon abhalten wird, sich in Anwesenheit des netten jungen Mannes auszuziehen.
    Leider trinkt die Frau dann doch zu viel, verliert alle Hemmungen und nimmt den Mann mit nach Hause. Sie ändert ihren Plan, den sie wie folgt in die Tat umsetzt: Sie platziert den Mann auf ihrem Sofa, schlüpft schnell ins Bad und rasiert sich die Beine. Dann zieht sie einen kurzen Rock an, geht zurück ins Wohnzimmer und baut sich in aufreizender Pose im Türrahmen auf.
    Der Mann wendet ihr den Blick zu. Seine Augen weiten sich vor Entsetzen, als sein Blick die Beine der Frau streift. Die Frau schaut verwirrt an sich hinunter.
    Sie hat, für jeden ersichtlich, bei der möglicherweise von der Anzahl der Cocktails stark beeinträchtigten Rasur kein besonders sicheres Händchen bewiesen und sich den einen und anderen Schnitt zugefügt. Jetzt läuft Blut an ihren Beinen hinunter.
    Die Frau kreischt, rennt zurück ins Bad, verriegelt die Tür hinter sich und beginnt zu weinen. Der Mann klopft und beteuert, das alles sei doch nicht schlimm, aber die Frau hört ihm nicht zu. Sie fordert ihn auf, die Wohnung zu verlassen. Die beiden sehen sich nie wieder.
    Eine Lovestory ist das ganz sicher nicht.
    Was aber kann die Frau jetzt aus der Situation machen? Entweder schämt sie sich die nächsten zwanzig Jahre in Grundund Boden, oder sie lacht darüber und lässt es dabei bewenden – weil es sinnlos ist, sich um Dinge zu sorgen, die man ohnehin nicht mehr ändern kann. Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass sie diesen Fehler nie wieder macht.
    Ich würde ihr zur zweiten Möglichkeit raten, gepaart mit der Empfehlung, den jungen Mann noch einmal anzurufen. Wenn er nämlich wirklich nett ist und sie mag, stört ihn der blutige Zwischenfall nicht, und die beiden könnten – vorausgesetzt, aus der Sache wird etwas – noch jahrelang darüber lachen.
    Wenn er sich aber ohnehin nicht für sie interessiert, kann die Blamage dadurch auch nicht größer werden, als sie es sowieso schon ist.
Quintessenz
    Wie hätte sich die Frau verhalten können? Die einfachste Möglichkeit zur Vermeidung der Aufregung und Demütigung liegt auf der Hand: Sie hätte den jungen Mann nicht mit nach Hause nehmen sollen.
    Natürlich ist es nicht grundsätzlich falsch, gleich beim ersten Date mit einem Mann zu schlafen, aber wenn eine Frau zu einem solch frühen Zeitpunkt mit einem Mann ins Bett geht, kann das ihre Chancen auf eine gemeinsame Zukunft erheblich reduzieren.
    Die junge Frau traf die falsche Entscheidung. Sie verlor die Kontrolle über die Situation und damit auch den jungen Mann.
    So weit hätte es aber überhaupt nicht kommen müssen, denn selbst mit seinem Rausschmiss war noch längst nicht alles verloren. Hätte sie ihn am nächsten Tag angerufen, sich entschuldigt und ihn für einen anderen Tag auf einen Drink eingeladen, hätte er vielleicht zugesagt und sich auf ein neuerliches Treffen eingelassen. Die Übernahme der Kontrolle hätte ihr möglicherweise eine zweite Chance beschert.
Wieder allein
    Für jeden Single-Mann und insbesondere für den, der gerade erst wieder am Start ist, ist die Kontaktaufnahme mit Frauen, noch dazu in nüchternem Zustand, eine der großen Herausforderungen des Lebens. Was soll er sagen? Und wie kann er einen einigermaßen würdevollen Abgang hinlegen, falls sie ihn abserviert? Ich selbst stand beide Male, in denen ich nach längerer Abstinenz in die Single-Arena zurückkehrte, da wie der Ochs vorm Berg.
    Allerdings war ich im Besitz einer Geheimwaffe: Meinem Freund B.
    B wird in diesem Buch immer wieder mal auftauchen. Er ist einer meiner