Brunftzeit
über Giles’ Vorschlag nachdachte, desto vernünftiger erschien er mir.
Immerhin hatte ich zwei lange Beziehungen gehabt, diebeide letztendlich allerdings nicht wirklich funktioniert hatten. Mein zwanzigster Geburtstag lag weiter hinter mir, und alle meine Freunde waren in festen Händen. Um mich herum wurde geheiratet, was das Zeug hielt, Babys erblickten das Licht der Welt, während ich noch immer versuchte, erwachsen zu werden.
Mein Instinkt riet mir, mich mit der Frauensuche zu beeilen und so schnell wie möglich Nachwuchs zu zeugen. Ich aber beschloss, Giles’ Rat zu folgen: Ich würde mir die Zeit nehmen, mich selbst und den Typ Frau kennenzulernen, der zu mir passte. Den endgültigen Schritt würde ich hingegen erst wagen, wenn ich wirklich bereit war.
Mit dieser Entscheidung änderte sich auch meine Einstellung zu meinen Dates. Ich beurteilte die Frauen und meine jeweiligen Reaktionen vollkommen anders, viel detaillierter als jemals zuvor. Mein Liebesleben wurde zu einer Art Forschungsprojekt. Es war faszinierend.
Als echter Glücksfall erwies sich schließlich die Möglichkeit, Beruf und Privatleben miteinander zu verbinden: Eine Zeitung bot mir an, die Kolumne zum Thema »Dates« zu übernehmen. Mein Vorgänger hatte seine Tätigkeit aufgrund seiner Verlobung beendet (eine je nach Perspektive sehr ärgerliche oder hervorragende Nachricht), und nun bat man mich, seine Nachfolge anzutreten.
Damit wurde mein »Forschungsprojekt« plötzlich auf eine andere Ebene gehoben. Ich verabredete mich quasi professionell, so oft ich wollte, und hatte zugleich die beste Ausrede der Welt, schließlich trieb ich mich nicht aus Eigennutz herum, sondern für meine Leser. Die Leser wollten wissen, was im Kopf eines Single-Mannes vorgeht, und es war meine Aufgabe, es ihnen zu erklären.
Mein Job bot mir zudem die Möglichkeit, meine Nase in die Privatangelegenheiten anderer Leute zu stecken und so fragte ich männliche und weibliche Freunde hemmungslos über ihr Liebesleben aus. Ich hörte die verrücktesten Geschichten überDates, einige brachten mich zum Lachen, andere trieben mir die Schamesröte ins Gesicht und wieder andere machten mich sprachlos.
Nach fast zwei Jahren voller schonungsloser Berichte über meine persönlichen Liebesabenteuer und unermüdlichen Sammelns und Analysierens der Erfahrungen unzähliger anderer Menschen, näherte sich mein Forschungsprojekt schließlich dem Ende. Das Resultat war die Idee zu diesem Buch.
Mein erklärtes Ziel ist es, Frauen die Denkweise von Single-Männern näherzubringen; sie sollen verstehen, welche Fehler wir machen und warum wir sie machen, warum wir manche Frauen so und nicht anders behandeln, wie wir uns in den verschiedenen Phasen unseres Singledaseins verhalten und auf welche Signale wir positiv reagieren, während wir bei anderen panisch die Flucht ergreifen. In diesem Buch geht es also – schonungslos und offen – um Dinge, die um mich herum und mir selbst passiert sind, es geht um Geschichten, die ich gehört oder erlebt habe, um Ratschläge, die ich gegeben, erhalten oder in den Wind geschlagen habe. Es geht aber auch um die Weisheit, die ich im Lauf dieser Zeit erwarb, und um die Narben, die ich mir zuzog.
Meine Geschichten sollen Ihnen das Wissen vermitteln, das Sie bei Dates für Entscheidungen brauchen, die Ihre Chancen auf das bestmögliche Resultat (oder den Mann) erhöhen – ähnlich einem Pokerspieler, der seine Chancen und Risiken einschätzen können muss.
Mindestens ebenso wichtig wie die Enthüllungen über die Denkweise von Single-Männern finde ich die Feststellung, dass es – unabhängig davon, wie dumm man sich in Liebesdingen angestellt und wie gründlich man sich bei seinen Dates oder vielleicht sogar gegenüber einem Mann, der einem sehr am Herzen lag, blamiert hat – andere Menschen gibt, denen es noch sehr, sehr viel schlimmer ergangen ist. Jede Anekdote, die ich hier erzähle, ist wahr. Nicht alle habe ich selbst erlebt(mein Leben wäre dann ziemlich seltsam verlaufen), aber jede einzelne ist tatsächlich so passiert. Das Buch beinhaltet also glücklicherweise nicht ausschließlich meine persönlichen amourösen Höhenflüge und Tiefschläge, an einigen Stellen jedoch komme ich um die Beichte gewisser Erfahrungen nicht herum.
Das Beste aber kommt zum Schluss: Jede Single-Frau, die dieses Buch gelesen hat, kann gar nicht anders, als festzustellen, dass sie erstens nicht die schrecklichste und unvollkommenste Partnerin der Welt
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