Bruno Chef de police
und die Chance, ein paar Pluspunkte bei den holländischen Kollegen zu sammeln - wenn denn die Beweise ausreichen, um die Freunde dieses kleinen Luders hinter Gitter zu bringen. Außerdem können Sie Jacquelines Partygäste des
Front National
wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz drankriegen. Sie und Isabelle werden am Ende gut dastehen.«
»Ja, das wäre für sie ein schönes Abschiedsgeschenk«, sagte Jean-Jacques. »Sie wird nämlich nach Paris zurückgehen. Gestern Abend kam der Versetzungsbescheid. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, ihr davon zu berichten. Schade eigentlich, sie wird uns hier fehlen.«
»Das glaube ich gern«, entgegnete Bruno, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihm Jean-Jacques' Nachricht zusetzte. Dabei hatte er im Grunde mit einem solchen Ausgang schon gerechnet. Er war unausweichlich. Bruno gab sich alle Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu behalten. »Der Bürgermeister hat vorhergesehen, dass sie ins Ministerium berufen wird.«
»Wer weiß? Es würde mich jedenfalls nicht wundern«, erwiderte Jean-Jacques, der offenbar große Stücke auf Isabelle hielt. »In dem Versetzungsbescheid steht lediglich, dass sie am ersten September in der Zentrale antreten soll. Jetzt geht sie, um mit Napoleon zu reden, mit einem Marschallstab im Tornister. In ein oder zwei Jahren ist sie womöglich meine Vorgesetzte. Aber Isabelle wird immer eine Schwäche für uns Provinzler im Périgord haben, da bin ich mir sicher. Wir sollten ihr allerdings immer ausreichende Mengen
foie gras
zukommen lassen.«
Tavernier wusste bereits von der Beförderung. Mit heiterem Lächeln betrat er das Konferenzzimmer, schüttelte Isabelle die Hand und sagte: »Ich möchte Ihnen als Erster gratulieren, verehrte
Inspectrice
Perrault.« Als Jean-Jacques ihr das Schreiben aus Paris reichte, war Bruno gespannt auf ihre Reaktion, wandte sich dann aber ab. Er hatte ihre Augen aufleuchten sehen, und das reichte ihm.
»Wie ich höre, ist Ihnen im Fall al-Bakr der Durchbruch gelungen«, sagte Tavernier. »Neue Beweise aus Bordeaux. Klären Sie mich bitte auf.«
Bruno legte die Fotokopien aus den Soldbüchern der
Milice
und der französischen Streitkräfte auf den Tisch, so auch das Fax mit den Fotos von Hussein Boudiaf, Massiii Barakine und Giulio Villanova sowie den Bericht über den Einsatz der
Force mobile,
der Boudiafs Rolle beim Überfall auf die Ortschaften rund um Saint-Denis im Einzelnen darlegte.
»Unser Mordopfer war ein von der
Vichy-Milice
gedungener Killer, der sich anschließend unter falschem Namen in der französischen Armee versteckt hielt«, sagte er und setzte sich. »Darum hat ihm sein Mörder ein Hakenkreuz auf die Brust geritzt.«
Tavernier richtete seinen Blick zuerst auf Jean-Jacques, starrte dann Isabelle an und schließlich Bruno. Er versuchte ein Lächeln und schien darauf zu warten, dass ihm jemand sagte, es sei alles nur ein Scherz.
»Ich glaube, wir sollten unsere Vorgesetzten informieren und ihnen Gelegenheit geben, sich durch den Kopf gehen zu lassen, mit welchen Konsequenzen auf nationaler Ebene zu rechnen ist«, sagte Isabelle in nüchternem Tonfall. »Soweit ich weiß, ist der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt, welche Rolle die von der Vichy-Regierung rekrutierten Nordafrikaner in unserem Land gespielt haben. Das könnte sich jetzt allerdings ändern.«
Tavernier studierte die Unterlagen, die Bruno vor ihm ausgebreitet hatte.
»Vergleichen Sie die Daumenabdrücke auf den Soldbüchern miteinander«, sagte Isabelle. »Sie sind identisch. Unsere Kriminaltechniker haben natürlich auch vom Mordopfer Fingerabdrücke gemacht. Hier sind sie.« Sie legte ein weiteres Blatt auf den Tisch. »Wiederum identisch.«
»Was gedenken Sie zu tun?«, wollte Jean-Jacques von Tavernier wissen.
»Hätten Sie vielleicht einen Vorschlag? Wie werden Sie jetzt weiter vorgehen?«, fragte der Staatsanwalt.
»Wir haben eine Liste der in unserer Region ansässigen Familien, die mit der Résistance in Verbindung standen, einschließlich derjenigen, die den Anschlägen der
Force mobile
zum Opfer gefallen sind«, erklärte Isabelle. »Sie alle hätten ein Motiv für den Mord an al-Bakr. Es sind insgesamt vierzig Familien, und die müssten wir natürlich, eine nach der anderen, unter die Lupe nehmen.«
»Warum zum Teufel ist der alte Narr nach Saint-Denis zurückgekehrt? Ihm musste doch bewusst gewesen sein, dass er hier Gefahr lief, erkannt zu werden«, sagte Tavernier wie zu sich
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