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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Ich weiß nicht, ob ihr Ponys auch so gern habt. Ich mag nichts lieber als Ponys, mein ganzes Zimmer ist voll damit. Keine lebendigen: Fotos, Bilder, Postkarten an die Wand geklebt. »Deine Wände gehören dir, Petra«, sagte meine Mutter. Darin ist sie großzügig. Bei lebendigen Ponys wäre sie es bestimmt nicht. Verständlich in einer Stadtwohnung! Das ist es. Wir wohnen mitten in der Stadt. Ich bekomme nie ein Pony, niemals. Aber wünschen darf ich es mir und Bilder an die Wand kleben, soviel ich will.
    Ich fing damit an, als Ellens Abreise endgültig feststand. Ihre Eltern zogen in einen kleinen Ort in der Nähe von München. Ellens Vater hatte ein Bauernhaus geerbt. Aber er ist kein Bauer. Er verkauft Waschmaschinen und macht Gedichte. So etwas gibt es. Er ist aber trotzdem ganz normal.
    »Für die Waschmaschinen braucht er keinen Garten, aber für die Gedichte«, schwärmte Ellen, als sie mir davon erzählte.
    »Na, es gibt Leute, die dichten in der Küche oder im Autobus«, erwiderte ich ärgerlich, »deshalb braucht ihr doch nicht umzuziehen.«
    »Küchengedichte? Mein Vater denkt sich Blumen- und Gräsergedichte aus, und so etwas entsteht wohl besser im Garten«, antwortete sie ruhig. Ellen ist nie eingeschnappt.
    Und recht hatte sie, überlegte ich später. Außerdem hat Ellen vier kleine Geschwister, die überall in einer zu engen Wohnung herumpurzeln. Ich verstand es schon, Ellen war froh. Trotzdem! Abschied ist Abschied. Sie ist meine beste Freundin, auch wenn sie über ein Jahr älter ist und eine andere Schule besucht.
    Mit wem soll ich nun meine Probleme besprechen? Etwa mit Fredegunde? Sie sitzt in der Schule neben mir. Fredegunde! Schon der Name machte mich kribbelig. Nein, ich wollte weder von ihr noch von den anderen Mädchen etwas wissen.
    Und am Nachmittag nach meinem Gespräch mit Ellen, es war im Sommer, am ersten Ferientag, ging ich in ein Papierwarengeschäft. Ich wollte mein ganzes Taschengeld in Briefpapier anlegen, wollte lange Briefe an Ellen schreiben, wenn sie fort war. Und während der Verkäufer mir Bogen und Umschläge einpackte, sah ich die Postkarte mit dem schwarzen Pony. Es drehte den Kopf mit der dichten Mähne, die fast die Augen verdeckte, und sah mich an.
    Ich kaufte die Karte sofort und nebenan im Fahrradgeschäft Gummilösung. Von meinen Brüdern wußte ich, nichts klebt so gut wie Gummilösung. >Wenn Ellen nicht mehr bei mir ist, will ich wenigstens ein Pony haben<, dachte ich. Und als ich nach Hause kam, klebte ich auf die hellgrüne Tapete über meine Couch die erste Postkarte an die Wand.
    Es sah fabelhaft aus.
    »Hm«, meinte meine Mutter nachdenklich, als sie hereinkam und die verschönerte Wand besah. Dann blickte sie auf meinen Koffer. Der gähnte noch offen auf dem Fußboden. Überall lagen Wäsche, Pullover und Kleider herum. In zwei Tagen wollten wir auf die Ferieninsel fahren.
    »Heute abend bist du fertig?«
    »Natürlich.«
    »Sag auch den Jungen Bescheid. Ich muß noch etwas besorgen.« Damit ging Mutti hinaus. Ich blieb auf dem Fußboden sitzen und betrachtete mein kleines Pferd.
    »Simsalabim! Werde lebendig«, murmelte ich. Das Pony guckte. Ich nickte ihm zu.
    »Ich heirate nur einen Ponyzüchter, falls ich überhaupt heirate«, erklärte ich laut, »aber wenn ich an meine Brüder denke, vergeht mir die Lust zum Heiraten.«
    Ich seufzte, stand auf, machte drei Kniebeugen und ging auf den Flur hinaus. Im Jungenzimmer rührte sich nichts. Kaum drückte ich die Klinke nieder, hörte ich Rudis Geschrei: »Hinaus mit dir, anklopfen, Petersilie, dreimal!«
    Und Tom schrie gleich hinterher: »Ein für allemal, mit Hula ankündigen und laut rufen ich bin’s, Petersilie!« Er stellte sich mir in den Weg.

    »Ihr seid wohl«, ich schob mich an ihm vorbei. Aber Tom hielt mich fest. »Nein, nein, bleib draußen, wir haben wichtige Dinge zu basteln, zu besprechen und zu überlegen, von denen du nichts wissen sollst, die du nicht begreifst und die uninteressant für dich sind.«
    »So? Und wer soll euch die Knoten in Nylonschnüre machen? Heute mittag habt ihr mich darum gebeten.«
    »Du!« riefen beide gleichzeitig.
    »Tu ich aber nicht.«
    »Petersilie«, flötete Rudi auf einmal mit sanfter Stimme, seine hellen Augen blickten mich ebenso sanft an, »begreife doch, es ist eine hochwichtige Erfindung, und Erfindungen müssen zunächst geheimgehalten werden.«
    »Dann werde ich meine Erfindung, kleine Knoten in dünne Nylonschnüre zu machen, auch geheimhalten. Im

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