Buchanan - 06 - Schattentanz
stieß einen tiefen Seufzer aus. Er konnte dem Freund noch nichts sagen. »Ich brauche Koffein.«
»Pete wartet in der Cafeteria auf uns. Das Essen ist zwar nicht besonders, aber du solltest etwas zu dir nehmen. Ich habe schon etwas gegessen. Es war grauenhaft.«
»Tolle Werbung! Ich kann es kaum erwarten.«
Vor Pete stand ein unberührter Salatteller.
»Erinnert mich an die Mensa in meiner Studentenzeit«, sagte er naserümpfend und schob den Teller weg. »Aber lasst uns übers Geschäft reden. Einige Agenten sind an dem Fall interessiert. Sie wollen Pruitt unbedingt fassen, und zwar lebend.«
»Glauben Sie etwa, er wird noch einmal gegen Chernoffs Partner aussagen?«, fragte Nick.
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe keine konkreten Antworten bekommen.«
»Pruitt hat in Serenity drei Menschen umgebracht, und er hat auf Jordan geschossen. Dieses Mal wird er nicht straffrei davonkommen«, erwiderte Nick.
»Das haben wir nicht zu entscheiden.«
»Doch«, entgegnete Noah.
»Das sehe ich auch so«, warf Nick ein.
»Zufällig bin ich Ihrer Meinung«, sagte Dr. Morganstern.
»Wo befinden sich denn diese Bundesbeamten?«, fragte Nick.
»In der Stadt verteilt. Sie warten auf unser Okay.«
»Unser Okay wofür?«
Morganstern seufzte. »Mit der Suche nach Pruitt an die Öffentlichkeit gehen zu können.«
»Das ist doch Wahnsinn«, protestierte Noah. »Er wird untertauchen.«
»Und was schlagen Sie vor?«, fragte Pete.
»Pruitt glaubt, er ist im Moment in Sicherheit. Aber er weiß nicht, was in diesen Papieren steht und ob wir Informationen über ihn haben.«
»Woher wollen Sie so genau wissen, was er denkt?«
»Weil er in der Stadt ist. Alle halten Ausschau nach ihm, und er ist noch nicht aufgetaucht. Pruitt ist vorsichtig. Jordan hat mir gesagt, er habe seine Adresse auf den Forschungsunterlagen gesehen, die sie im Lokal vor sich ausgebreitet hatte. Er wird vermuten, dass sich in den Papieren noch andere belastende Informationen befinden.«
»Er glaubt immer noch, dass er das Schlimmste verhindern kann«, fügte Nick hinzu.
»Ja, und er hat bereits damit angefangen. Er ist in Jordans Wohnung eingebrochen«, erklärte Noah.
»Und jetzt?«, fragte Pete.
»Jordan«, antwortete Noah. »Pruitt wartet so lange, bis er hört, ob sie überlebt oder nicht.«
Der Doktor trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
»Wenn wir die Fahndung nach Pruitt öffentlich machen, verlieren wir ihn.«
»Genau«, sagte Noah. Nick nickte.
»Das dürfen wir nicht zulassen. Haben Sie einen Plan?«, fragte Morganstern.
»Ja, Sir, habe ich«, erwiderte Noah. »Wir stellen eine Falle für diese Ratte auf.«
»Wo?«, fragte Nick.
»Ich werde Pruitt in Jordans Wohnung locken«, sagte Noah. »Aber wir müssen uns beeilen.«
Nick lächelte, aber Pete runzelte die Stirn. »Und wie wollen Sie das machen?«
»Nur ein Anruf«, antwortete Noah. »Mehr ist dazu nicht erforderlich.«
43
»Angela, hier spricht Noah Clayborne.«
»Ach, du liebe Güte! Noah!«
Angela war ihre Überraschung deutlich anzumerken. Er hörte ein leises Krachen und fragte sich besorgt, ob die Kellnerin wohl einen Teller fallen gelassen hatte.
»Sie Ärmster! Wie geht es Ihnen? Wir waren entsetzt, als wir das von Jordan gehört haben. Ganz Serenity redet von nichts anderem. Wie geht es ihr? Es heißt, ihr Zustand sei immer noch kritisch?«
»Ja«, erwiderte er. »Ich versuche, nicht die Hoffnung zu verlieren, aber es ist schwer.«
»Oh, ich weiß. Wir beten alle für sie. Und auch für Sie.«
»Sie hat immer noch nicht das Bewusstsein wiedererlangt«, sagte er.
Er blickte auf seinen Zettel, auf dem er sich sieben Dinge notiert hatte, die er ihr weitergeben wollte, und strich eine Zeile durch.
»Nein? Oh, es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte etwas tun.«
»Der Grund, warum ich anrufe …«
»Ja?«, sagte Angela eifrig.
»Sie haben mir Jordans Sachen gegeben, und als ich ihr Handy ausschalten wollte, habe ich gesehen, dass sie sich aufgeschrieben hat, sie wolle Jaffee im Restaurant anrufen. Ich weiß nicht, ich habe mich gefragt, ob sie ihn wohl erreicht hat. Wenn ja, war Jaffee wahrscheinlich die letzte Person, mit der sie …« Noah versagte die Stimme.
Er strich die zweite Zeile durch. Übertrieb er? Angela schien es ihm jedenfalls abzukaufen.
»Nein, Jordan hat nicht mit ihm gesprochen. Sie hat mit mir geredet.« Angela keuchte. »Dann war ich vermutlich die letzte Person, mit der sie gesprochen hat. Sie wirkte glücklich und
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