Buerokrankheiten
pottaris)
Beschreibung:
Unvermögen, die privaten Kaffee- oder Teetassen anderer Kollegen unangerührt im Schrank stehen zu lassen
Ansteckungsgefahr:
Extrem hoch!
Symptome:
Der Tassendieb ist ein von Neid getriebener Mensch: Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken grundsätzlich süßer, das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist grüner, und keine Bürotasse vermag der eigenen in Sachen Hässlichkeit auch nur annährend das Wasser zu reichen.
Deshalb vergreift sich der Erkrankte gerne am Trink-Equipment seiner Kollegen – schließlich kommt es eindeutig cooler, mit einem »Büro ist Krieg«-Becher durch die Gänge zu laufen statt mit dem geblümten Gefäß, dass die Schwiegermutter einst im Rahmen ihres Serviettentechnik-Kurses für ihn gestaltete.
Das Problem an der Sache: Der bis dato gesunde und zufriedene (Ex-)Besitzer des »Büro ist Krieg«-Kaffeebechers krallt sich in seiner Verärgerung über den dreisten Tassendiebstahl wahllos ein anderes privates Trinkbehältnis, dessen Eigentümer wiederum dasselbe tut – ein fataler Teufelskreis mit gravierenden Folgen.
Statistisch gesehen kommt ein Angestellter in einem Unternehmen mit tausend Mitarbeitern somit lediglich alle 4 , 34 Jahre in den Genuss, seinen Kaffee aus der eigenen Tasse schlürfen zu dürfen. Die restlichen Arbeitstage werden hingegen mit Schlumpf-Bechern, FC -Bayern-Behältnissen, Prinzessin-Lillifee-Porzellan oder Blümchentassen versaut.
Büro ist eben doch nicht immer nur Krieg – ab und an kommt leider auch ein wenig Serviettentechnik hinzu.
Folgeerscheinungen:
Mitunter führt die Tassendieberei bei anderen Kollegen zu forensischen Zwangshandlungen wie der Fahndung nach der eigenen Tasse via Rundmail oder persönlich durchgeführten Bürodurchsuchungen (ggf. unter Androhung von Gewalt).
Verwandte Krankheiten:
Geschirramnesie, Kleptomanie, Spülmaschinenphobie
Behandlungsmöglichkeit:
Verwendung der in schlichtem Weiß gehaltenen Betriebstassen (das sind die, die man im Schrank meist nicht erkennt, weil sie mit anderem Kram – wie beispielsweise den privaten Trinkgefäßen – zugestellt sind)
[Krankheitsverzeichnis]
Tastenneurose
(lat. capsopenie)
Beschreibung:
Innerer Zwang, mit möglichst wenig Tasten auf der Tastatur in Berührung zu kommen; häufig einhergehend mit der Wahnvorstellung, dass die Nichtbeachtung von grammatikalischen und zwischenmenschlichen Regeln vom jeweiligen Gegenüber mit der Dringlichkeit des Anliegens assoziiert wird
Diagnose:
Die Krankheit wird hauptsächlich per E-Mail offenkundig. In Einzelfällen lässt sie sich allerdings auch mithilfe von Memos, Kurznachrichten oder Briefen diagnostizieren.
Verlauf:
Leichte Ausprägung : »hallo sabine, ines hat mir erzählt, sie hätte von birgit gehört, dass du thomas gesagt hättest, ich wäre eine verlogene schlange. wir beide sollten uns dringend mal unterhalten! gruss, bärbel«
Mittlere Ausprägung : »hi i wir müssen reden jetzt b«
Schwere Ausprägung : »schnepfe«
Verwandte Krankheiten:
AKW – Abkürzungswahn
Behandlungsmöglichkeit:
In harmloseren Fällen kann es bereits ausreichen, sich beim Erkrankten besorgt nach dem aktuellen Zustand seiner Tastatur zu erkundigen. Für Erkrankte im fortgeschrittenen Stadium bieten Volkshochschulen mittlerweile Kurse wie »Großschreibung und Interpunktion tun auch dir nicht weh« oder »Umgangsformen für Vollpfosten« an.
[Krankheitsverzeichnis]
Technische Legasthenie
(dt. [vulg.] Beamtenkrankheit)
Beschreibung:
Schwerwiegende Störung beim Erwerb von technischem Grundverständnis, oft in Kombination mit mangelnder Lernbereitschaft und akuter Beratungsresistenz
Symptome:
Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringen die Erkrankten mit Anrufen bei der technischen Hotline oder damit, ihre Kollegen »ganz kurz zu stören«. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Mal ist es ein offensichtlich vergessenes Passwort, mal ein Problem mit dem Diensthandy, und dann funktioniert wieder eine Software nicht so, wie sie es sich wünschen.
Typisch für dieses Krankheitsbild ist, dass die Betroffenen grundsätzlich nichts dafür können, dass sie ihr Passwort verschusselt haben, den Anschaltknopf am Handy nicht finden oder wieder einmal versuchen, mit PowerPoint ins Internet zu kommen. Schuld ist immer die Technik – oder der Kollege, der ihnen gerade helfen möchte.
Die Unbeliebtheit der Betroffenen bei den anderen Mitarbeitern (bzw. den Kollegen aus der technischen Hotline) resultiert jedoch
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