Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
Vom Netzwerk:
Rahmen.
    10 : 18 Uhr: In einer flammenden Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede hebt der Projektleiter die immense strategische Bedeutung des Projekts für die Zukunft des Unternehmens sowie den Weltfrieden hervor. Er fordert alle Anwesenden auf, seinem Beispiel zu folgen und sich fortan zu mindestens 200 % für das Projekt zu engagieren.
    10 : 21 Uhr: Der Projektleiter kündigt an, das Sick-Off-Meeting aufgrund eines dringlicheren Termins vorzeitig verlassen zu müssen.
    10 : 22 Uhr: Die Vize-Projektleitung übernimmt das Kommando und holt zu ein paar einführenden Worten aus.
    10 : 24 Uhr: Neues vom Beamer: Das Wunderwerk der Technik projiziert »Going to sleep« an die Wand. Mehrere Besprechungsteilnehmer kommen dieser Aufforderung umgehend nach.
    10 : 29 Uhr: Rückfrage aus dem Publikum, worum es in besagtem Projekt überhaupt geht. Der stellvertretende Projektleiter zuckt mit den Schultern und kündigt an, derartige Details im Rahmen kommender Besprechungen gemeinsam mit den Anwesenden erarbeiten zu wollen.
    10 : 30 Uhr – 10 : 45 Uhr: Kaffeepause.
    10 : 46 Uhr: Herr Müller aus dem Vertrieb erzählt eine lustige Geschichte aus seinem Thailandurlaub. Es geht um Elefanten.
    10 : 55 Uhr: Spontaner Jubel im Sitzungszimmer: Der Beamer wirft ein unscharfes »Herzlich willkommen!« auf das weiß gestrichene Gemäuer.
    10 : 59 Uhr: Die Vize-Projektleitung erklärt das Sick-Off-Meeting für beendet und zeigt sich positiv überrascht, wie weit man doch bereits gekommen sei.
    Verwandte Krankheiten:
    Klopfweh, Projektitis, Technische Legasthenie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Effizientes Projektmanagement
    [Krankheitsverzeichnis]
    Singzwang
    (lat. trallalose generalis, dt. Troubadix-Syndrom)
    Beschreibung:
    Krankhafter Tick, die angestaute Langeweile im Büro durch lautstarkes Vortragen eines Liedes abzulassen
    Verbreitung:
    Tritt regelmäßig in Kombination mit angeborener Unmusikalität und mangelndem Taktgefühl auf.
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form : Aktuelle Charts
    Mittlere Form : Der beste Musikmix aus den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren
    Schwere Form : Deutscher Schlager und Volksmusik
    Endstadium : »Danke für meine Arbeitsstelle; danke für jedes kleine Glück. Danke für alles Frohe, Helle und für die Musik …«
    Ansteckungsgefahr:
    Hoch! Insbesondere Kollegen, die mit den Erkrankten das Büro teilen müssen, sind einer extremen Infektionsgefahr ausgesetzt. Das angestimmte Musikstück (medizinisch »Ohrwurm« genannt) bohrt sich dabei tief ins Unterbewusstsein der frisch infizierten Kollegen und verlässt deren Sprach- bzw. Singorgan zu den unpassendsten Zeitpunkten und ohne dass sie es überhaupt bemerken.
    Nach Feierabend kommt es infolgedessen regelmäßig zu Konflikten im privaten Umfeld. In schwerwiegenden Fällen (zum Beispiel bei fragwürdigen Interpretationen von Howard-Carpendale-Songs) droht die komplette soziale Isolation.
    Präventionsmaßnahmen:
    Ohropax
    Nicht zu verwechseln mit:
    Fäulnis (innere)
    Behandlungsmöglichkeit:
    Knebel
    [Krankheitsverzeichnis]
    Somnus interruptus
    (span. siesta terminada)
    Beschreibung:
    Durch Schwerkraft hervorgerufene Zwangsunterbrechung des Büroschlafs

    Verlauf:
    Schnarch. Bumm. Aua.
    Symptome:
    Hämatome, Gehirnerschütterungen, Prellungen, Knochenbrüche
    Rechtliche Beurteilung:
    »Wer während der Arbeit einschläft, vom Bürostuhl fällt und sich dabei verletzt, hat dann einen Arbeitsunfall erlitten, wenn er infolge betrieblicher Überarbeitung vom Schlaf übermannt worden ist.« (Sozialgericht Dortmund, Urteil vom 22 . 09 . 1998 , AZ : S 36 U 294 / 97 )
    Behandlungsmöglichkeit:
    Bei leichter Ausprägung der Krankheit hilft meist entsprechende Schutzkleidung (zum Beispiel ein handelsüblicher Motorradhelm). In schwerwiegenden Fällen empfiehlt es sich, das Büro mit Schaumstoff auszupolstern.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Spanndemie
    (lat. oculose primitivum)
    Beschreibung:
    Unsitte, bestimmte Körperstellen ausgewählter Kollegen und Kolleginnen intensiver zu betrachten, als es für das berufliche Miteinander notwendig wäre; oft auf Fluren oder in Aufzügen
    Erscheinungsformen:
    Normale Form: fokussierter Blick, leicht erhöhter Speichelfluss
    Besorgniserregende Form: Augenzwinkern, sabbern, Pfeifgeräusche oder anzügliche Bemerkungen
    Verbreitung:
    Lange Zeit gingen Experten davon aus, dass dieses bösartige Bürovirus ausschließlich Männer befällt. Das ist selbstverständlich Unsinn! Der große Unterschied besteht lediglich darin, dass sich Frauen

Weitere Kostenlose Bücher