Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)
VORWORT
Mother is just a six letter word
Früher haben wir immer gesagt: Egal, was die anderen sagen, Hauptsache, Mutti gefällt’s. Das habe ich auch überall, in Interviews, in Talkshows und offiziellen Verlautbarungen, kundgetan. Das hat mir natürlich nicht nur Lacher, sondern auch – neben dem schwerwiegend missverstandenen (oder richtig verstandenen, wie Sie wollen) Vorwort »Viel Spaß« zu meiner ersten Spielzeit in Bochum – viel Ärger und Kopfschütteln eingebracht. Es war nicht dieses ungefährliche Kopfschütteln meines Lehrmeisters, des Herrn Knippert in der Berliner Druckerei, als er Boris Naujoks und mich zum ersten Mal an der Maschine 5 sah, der wir (und damit ihm) zugeteilt waren. Nein, es war dieses bildungsbürgerliche Gymnasial-Kopfschütteln, eine Mischung aus Enttäuschung und der Erkenntnis, dass sich die Investition in meine Person, die auf der Basis von Hoffnung und Vertrauen sowieso schon auf sehr unsicheren Füßen gestanden hatte, als grundsätzlich falsch erwies. Viele meiner Förderer sahen in mir nun das Monster eines Frankensteins, den sie schnell wieder loswerden mussten, zumal nichts schneller aufgebraucht ist als der New-Comer-Bonus.
So war es die Mutter, die nichts anderes und nichts weiter als den Sohn in mir sah, was nicht heißt, dass diese Sichtweise beruhigender ist, nicht für eine Mutter.
Meine Mutter hat lange als Kostümbildnerin gearbeitet, alte Schule, von energischer Art. Eine, die den Faden selbst durchs Nadelöhr gezogen hat, eine, deren Schritt beim Einkauf eines Hutes, einer Hose oder eines für andere vielleicht banal erscheinenden Knopfes schneller wurde, fast in den Bereich Sturmschritt kam. Eine von altem Schrot und Korn, der Schrecken der Praktikanten, eine, die ohne Kollateralschäden Frauen wie Margit Carstensen in Kostüme steckte. Eine, die noch richtig zeichnen kann, wo man alles auf der Skizze sieht, was es im Theater so nicht mehr, im Film aber schon noch gibt. Eine Person also, die alles über Uniformen und über Krawattenknoten weiß, eine, die mit großer Leidenschaft ihr Wissen umgesetzt hat, auch in vielen meiner Arbeiten.
Dieser Mutter also, die, wenn man so will, drei Kinder hatte, meine Schwester, mich und meinen Vater, gab ich als Erstes die Druckfahne des Buches zu lesen. Sie hatte sich große Sorgen gemacht, aus verschiedenen Gründen, die ich hier nicht aufzählen möchte, und streckte am Ende der Lektüre beide Daumen nach oben. Das bedeutete, freie Fahrt, das bedeutete, alles ist gut.
Da diese wichtige Person, ohne die es die Haußmanns, so wie es sie heute gibt, nicht geben würde, in diesem Buch eher am Rande vorkommt, sei ihr also hier die erste Seite gewidmet und damit das ganze Buch. Und ich denke, darauf können wir uns alle, wenn wir ganz ehrlich sind, einigen: Hauptsache, Mutti gefällt’s.
P. S. Obwohl mich auch interessieren würde, wie es Meister Knippert gefällt, an den ich komischerweise in letzter Zeit oft denken muss.
Scharnweberstr. 67, Berlin-Friedrichshagen, 1980
Entschuldigung
Alle Menschen, die in diesem Buch vorkommen, haben meinen großen Respekt. Sie haben, so es möglich war, vorab die Stellen gelesen, in denen sie vorkommen. Ich habe ausschließlich über Menschen erzählt, die ich mag und die über ein gerüttelt Maß an Selbstironie verfügen. Sie wissen, dass ich ein guter Mensch bin (zumindest daran arbeite) und natürlich auch weiß, dass sie es auch sind. Danke euch allen.
PROLOG
PROLOG
ALS ICH EINMAL MEINEN FREUND Frank Castorf fragte – er stand gerade (warum ich dabei war, weiß ich nicht mehr) unter einer Dusche –, wie er das denn alles hinbekomme mit den Freundinnen, über die er in einem fort jammert, und den vielen Kindern (sechs oder sieben sind es mittlerweile), und ob das nicht, vor allem organisatorisch, schwierig sei, musste er nicht einmal nachdenken, um mir zu antworten: »Weeste Leander, ick lass et einfach loofen.«
Ich verstand ihn sofort, war ein bisschen neidisch auf seine Freiheit und sage jetzt dasselbe: Ick lass et einfach loofen.
1 WER KOMMT DA DURCH DIE TÜR?
WER KOMMT DA DURCH DIE TÜR?
1 BEGINNEN WIR IN PORTUGAL. Genauer gesagt, in Porto. Ich bin wegen eines Filmfestivals hier. Mit meinem neuen Film. Meine Laune ist nicht die beste. Das hier ist ein Horrorfilm-Festival, mein Film ist eine Komödie, ich komme mir deplatziert vor. Niemand unternimmt den Versuch, mir diesen Eindruck zu nehmen.
Schon am Tag der Vorführung habe ich eine
Weitere Kostenlose Bücher