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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Jazzband.
    »Nein …«, stammelte er und stolperte einen Schritt zurück. Hinaus
aus der Nische und in den breiten Gang hinein. Damit verließ er die Deckung.
Adelheid wurde plötzlich klar, was das bedeuten konnte. Sie wollte ihn zurückziehen.
    »Nein!«
    Doch da war es bereits zu spät.
    Hambrock war der Blutspur am Boden gefolgt. Er musste Marlon finden.
Ihn von den Gästen isolieren und handlungsunfähig machen. Das hatte oberste
Priorität.
    Hinter dem Wandvorhang war eine Fluchttür, sie führte zu einem
verwaisten Gang. Marlon war jedoch nirgends zu sehen. Hambrock schlüpfte
hindurch und drückte sich gegen die Wand. Die Tür schloss sich wieder, und die
Schreie und das Stöhnen aus dem Saal verstummten.
    Auf den hellen Bodenfliesen waren Blutstropfen, die in Richtung
Foyer führten. Es lag nun an ihm, Marlon zu stoppen. Er war der Einzige, der
wusste, wo er sich befand. Offenbar war es ihm zugedacht, einen Menschen zu
töten, das erste Mal in seinem Leben. Er hatte immer gehofft, dieser Kelch
würde an ihm vorübergehen.
    Er schob alle Ängste und Zweifel beiseite und folgte der Blutspur.
Plötzlich sah er Marlon. Doch er war nicht allein. Zu seiner Überraschung war
da Adelheid, das Mädchen aus dem Gymnasium. Sie standen in einer Nische und
redeten lautstark miteinander.
    Hier gab es keine Deckung für ihn. Eilig schlich er zur
gegenüberliegenden Wand. Er musste warten, bis Marlon die Nische verließ. Sonst
gefährdete er Adelheid, die bei einem Schusswechsel zwischen die Fronten
geraten konnte.
    Er wartete. Was war da bloß los? Warum redete Marlon überhaupt mit
ihr? Statt sie einfach zu töten wie die anderen?
    Die Rockmusik, die aus der Großen Halle drang, war so laut, dass er
das Gespräch nicht verfolgen konnte. Plötzlich machte Marlon einen Schritt
zurück in den Gang. Es war so weit. Hambrock gestattete sich kein Zögern. Er
zielte.
    Da fiel ein Schuss. Marlon wurde von der Wucht des Einschlags zur
Seite gerissen, weg von Adelheid. Er schlug gegen die Wand und glitt mit einem
Aufstöhnen zu Boden. Blut trat aus seinem Mund, ein Zucken durchfuhr seinen
Körper.
    Hambrock starrte fassungslos hinüber. Er hatte nicht geschossen.
    Am anderen Ende des Flurs tauchte ein Uniformierter auf, gefolgt von
zwei weiteren Kollegen. Hambrock trat mit vorgehaltener Waffe aus seinem
Versteck, gab den Kollegen ein Zeichen und näherte sich Marlon.
    Der lag am Boden und spuckte Blut. Adelheid war inzwischen zu ihm
geeilt. Kniete vor ihm auf den Fliesen und legte vorsichtig ihre Arme um ihn.
Ihr Kleid war bereits voller Blut. Vorsichtig legte sie Marlons Kopf in ihren
Schoß. Sie weinte.
    Da war etwas an diesem Bild, was die Polizisten zögern ließ. Sie
zerrten sie nicht von Marlon fort. Stattdessen blieben sie mit gezogenen Waffen
stehen und beobachteten das Schauspiel.
    Marlons Blick begann zu flackern. Er hatte nur noch Augen für
Adelheid, die Polizei schien er gar nicht wahrzunehmen. Ein schmerzvolles
Lächeln trat in sein Gesicht.
    »Du bist so schön«, flüsterte er.
    Dann fiel sein Kopf zur Seite, und Leere trat in seine Augen.
    Draußen auf dem Platz sammelten sich die Besucher des Bullenballs.
Die Polizei hatte Absperrungen errichtet, um den Rettungskräften freien Zugang
zum Gebäude zu sichern. Krankenwagen jagten im Minutentakt mit Sirenengeheul
davon und machten Platz für nachkommende Wagen. Immer mehr Verletzte wurden aus
der Halle getragen. In der Menge herrschte sprachloses Entsetzen. Überall waren
erschrockene und besorgte Gesichter zu sehen.
    Vanessa entdeckte ihren Chef, der etwas abseits bei einer Gruppe von
Wirten und Veranstaltungstechnikern stand. Auch sie wirkten fassungslos. Leise
diskutierten sie das Geschehen. Als er Vanessa auf sich zukommen sah, hellte
sich sein Gesicht auf.
    »Mein Gott, Vanessa. Ein Glück, dir ist nichts passiert.«
    Sie zog die Geldkassette hervor, in der die Einnahmen vom
Cocktailstand waren. Zuerst hatte sie überlegt, das Geld einfach zu behalten.
Es mitzunehmen bei ihrer Flucht. Doch sie wollte noch keinen Verdacht erregen.
Durch diese Übergabe würde sie wertvolle Zeit gewinnen.
    Ihr Chef nahm das Geld erleichtert entgegen. »Danke.« Er rang sich
ein Lächeln ab. »Du hast aber hoffentlich zuerst an dich gedacht, bevor du
meine Einnahmen gerettet hast?«
    »Es geht mir gut. Uns ist nichts passiert.«
    Er blickte sich um. »Wo ist denn Ben?«
    »Er ist noch im Gebäude. Er wollte auf die Toilette, glaube ich.«
    »Du lieber Himmel. Er ist noch im

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