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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Gebäude?«
    »Geschossen wurde nur im Blauen Saal. Der ist meilenweit von den
Toiletten entfernt. Er wird bestimmt gleich mit den anderen nach draußen
geführt werden.«
    Einer der Veranstalter trat hinzu. Es war Evering, Vanessa kannte
ihn von der Vorbesprechung. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, wandte sich
an die Männer und nickte ihnen zu.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Der Typ ist tot. Ein Polizist hat ihn
erschossen.«
    »Das war ein Amokläufer, richtig?«
    »Das vermuten wir zumindest«, sagte Evering.
    »Ein Amokläufer. Hier bei uns auf der Landjugendparty. Ich kann es
nicht glauben.«
    »Weiß man schon was über die Zahl der Opfer?«
    Der Veranstalter schüttelte den Kopf. »Es sind eine Menge Leute
verletzt worden. Wie viele, kann noch keiner sagen. Aber es sind auch Tote zu
beklagen.«
    Die Männer schüttelten die Köpfe.
    Plötzlich hatte Vanessa eine Idee. Vielleicht würde dadurch der
Hundehaufen im Spind überflüssig werden. Aber das spielte keine Rolle. Es
zählte nur, Tim aus dem Weg zu räumen. Sie räusperte sich zaghaft. »Ist der
Tresor während des Chaos eigentlich bewacht worden?«
    Evering sah sie völlig verdattert an. Zuerst, weil sie sich in das
Gespräch gemischt hatte, und dann, weil die Worte zu ihm durchgesickert waren.
»Davon gehe ich aus«, sagte er. »Wieso fragen Sie das?«
    Sie gab sich schüchtern. »Ach, nur so. Ich dachte, ich hätte da was
gesehen.«
    Evering reagierte wie erwartet. »Was haben Sie denn gesehen, junge
Frau? Raus mit der Sprache.«
    »Also, als ich raus bin, war da ein Sicherheitsmann. Oben auf der
Balustrade. Der hatte eine Plastiktüte, die mit irgendwas vollgestopft war.
Erst habe ich nicht erkannt, womit. Aber dann segelten zwei Geldscheine raus.
Er hat sie zurückgestopft und ist mit der Tüte weggelaufen.«
    Evering war einen Moment lang sprachlos. Dann trat er näher an sie
heran. »Wie sah er aus?«
    »Klein und stämmig. Er hatte kurze blonde Haare und eine Menge
Pickel im Gesicht.«
    Evering nickte. »Ich weiß schon, wer das ist. Ich werde mich darum
kümmern.« Dann wandte er sich wieder den Männern zu. »Aber zuerst müssen wir
die Veranstaltung geregelt zu einem Ende bringen. In der Großen Halle läuft
immer noch Rockmusik. Wir müssen eine Durchsage machen. Die Leute sollen
geordnet das Gebäude verlassen.«
    Vanessa trat einen Schritt zurück. Keiner achtete mehr auf sie.
Langsam drehte sie sich um und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sie
musste sich beeilen. Mit dem Rucksack unterm Arm überquerte sie den Platz.
Schaulustige kamen ihr entgegen. Vanessa war die Einzige, die der Halle und dem
Geschehen den Rücken kehrte.
    Eilig überquerte sie die Straße. Vor ihr das beleuchtete
Bushäuschen. Der nächste Bus zum Hauptbahnhof würde in wenigen Minuten da sein.
Sie würde nicht mehr nach Hause gehen. Jetzt hatte sie genügend Geld, um sich
unterwegs alles zu kaufen. Morgen Mittag wäre sie schon in den Pyrenäen, und
wenn alles gut ging, hatte sie La Gomera erreicht, noch bevor irgendjemand nach
ihr suchte.
    Sie setzte sich auf die Bank und wartete. Ein berauschendes Gefühl
ergriff von ihr Besitz. Sie hatte es geschafft. Tim würde der Polizei ins Netz
gehen, während sie mit dem Geld unterwegs wäre zu den Kanaren.
    Sie griff in ihren Rucksack und zog die Colaflasche hervor. Von
Weitem waren schon die Scheinwerfer des Busses zu sehen. Mit der freien Hand
tastete sie in ihrer Hosentasche nach Kleingeld für das Ticket. Dann nahm sie
zufrieden einen tiefen Schluck.
    Im selben Moment fiel die Plastikflasche zu Boden. Vor Vanessas
Augen verschwamm alles. Sie verstand nicht, was passierte. Ihr blieb keine
Zeit, darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment verschwand die Welt aus ihrem
Bewusstsein, und der Bürgersteig raste auf sie zu.

23
    Am nächsten Abend saß Hambrock wieder bei Jamaine in der
Kneipe. Er war den ganzen Tag über im Präsidium gewesen, um das Geschehen
aufzuarbeiten und die Berichte zu schreiben. Es war ein langer und anstrengender
Tag gewesen. Hinzu kamen die Bilder, die ihm nicht aus dem Kopf gingen. Die
vielen Toten und Verwundeten auf der Tanzfläche, umrahmt von den Boxen und dem
Discolicht.
    In der Kneipe war nichts zu spüren vom Schrecken der vergangenen
Nacht. Studenten saßen an einem Tisch und plauderten. Ihnen gegenüber spielten
zwei tätowierte Männer Darts und flirteten dabei mit ein paar Frauen mittleren
Alters. Hambrock merkte, wie er sich langsam entspannte.
    Er war bereit gewesen, zu

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