Bullet Catcher 1: Alex
Wohnzimmer?
Sie hielt das Handy ans Ohr und drehte sich weg. »Hi! Ich bin’s … Jessica. Ich muss Sie dringend sprechen. Es ist sehr wichtig. Rufen Sie mich bitte auf dem Handy zurück.« Sie klappte das Gerät energisch zu und gab es ihm zurück. »Lassen Sie mir eine Nummer da, unter der ich Sie erreichen kann. Ich melde mich, sobald ich etwas von Parrish gehört habe. Sicher verstehen Sie, dass ich etwas zurückhaltend bin, wenn es darum geht, einen vollkommen Fremden in der Wohnung zu haben.«
Hier war etwas faul. Die Frau musste doch zumindest den korrekten Namen des Mannes kennen, der vor Kurzem ihren Fernsehsender gekauft hatte. Und sie hatte auch keine Ahnung gehabt, wo sich Lichtschalter und Alarmanlage befanden. Alex sah sich Jessica Adams noch einmal genau an, vom alles enthüllenden Top bis zu den schwarzen Stiefeln inmitten des chaotischen Inhalts ihrer Handtasche. Irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild.
»Ich werde es selbst versuchen«, sagte er und klappte das Handy wieder auf. »Ich habe seine Privatnummer.«
Er tat so, als würde er die Nummer eingeben, drückte aber auf Wahlwiederholung und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen, während er die Nachricht auf dem Anrufbeantworter abhörte.
Hier spricht Jessica Adams; bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich melde mich umgehend.
»Na so was«, sagte er und beugte seinen Kopf so weit zu ihrem, dass er fast Reste des Lippenstifts von ihrem Mund hätte wegküssen können. »Da hab ich mich doch glatt auf die falsche Miss Adams gestürzt.«
2
Er war Jazz so nah, dass sie sich in seinen pechschwarzen Pupillen spiegeln konnte. So etwas konnte auch nur ihr passieren, dass sie sich mit einem Mann anlegte, der aussah wie Antonio Banderas, gebaut war wie ein Athlet und allem Anschein nach die Findigkeit und Schläue von Sherlock Holmes besaß.
»Die falsche Miss Adams? Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
»Das wissen Sie genau.«
»Ich habe keinen blassen Schimmer.«
Ein weiterer durchdringender Blick aus diesen schwarzen Augen. »Wo ist Jessica?«
Verdammt gute Frage. »Ich bin Jessica.«
»Einen Scheiß sind Sie. Sie sind die Zwillingsschwester.«
Jazz unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. »Was macht das schon?«
»Ziemlich viel. Ihre Schwester ist in Gefahr.«
Eine ernüchternde Unruhe stieg in Jazz auf. »Woher wollen Sie das wissen?«
»Man hat mich schließlich angestellt, um sie zu schützen. Und man würde diesen teuren Aufwand nicht treiben, wenn es keine Bedrohung gäbe, die das rechtfertigen würde.«
Verflucht, damit hatte er recht! »Sie hat mir nie etwas von irgendwelchen Drohungen erzählt.«
Alex lehnte an der Rückenlehne eines Sofas, das in dem großen Wohnbereich stand, dem Jazz bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ihr Augenmerk war voll und ganz auf Alex Romero gerichtet, und das aus gutem Grund. Er war eine ganze Menge Mann, und alles an ihm war … faszinierend.
»Versuchen wir’s noch einmal«, sagte er mit einem Lächeln und streckte die Hand wieder aus. »Ich heiße Alex Romero. Und Sie sind … Jasmine Adams?«
Diesmal schlug sie ein. Seine Finger waren lang und kräftig wie alles an ihm, seine Hand fühlte sich warm an. »Sagen Sie Jazz. Sind Sie nun ein Stalker oder ein Bodyguard?«
Er lachte leise, als er ihre Hand wieder losließ, fuhr dann mit den Fingern durch das glatte schwarze Haar, das ihm ins Gesicht fiel und bis über den Kragen seines ebenfalls schwarzen Hemdes reichte. Sie hatte eine Handvoll von diesem Haar zu fassen bekommen und dabei an die dicke, seidige Mähne eines Vollbluts denken müssen.
»Ich bin Spezialist für Personenschutz.«
Nur Jessica konnte so einen Hauptgewinn als Bodyguard ziehen.
Jazz machte einen Schritt über ihre Tasche und die herumliegenden Gegenstände und ging an ihm vorbei. Sie sollte sich lieber die Wohnung und nicht den Mann anschauen. »Stürzen Sie sich immer so auf Ihre Kunden?«
»Klienten«, korrigierte er sie.
Sie spürte seinen Blick, als sie das vollkommen weiße Wohnzimmer inspizierte; ein paar ausgewählte Stücke aus Jessicas Sammlung wertvoller alter Gläser und Karaffen waren die einzigen Farbtupfer. Und die pinkfarbene viktorianische Bonbonniere, die sie Jessica zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, stand auf einem Ehrenplatz in der Mitte des Couchtisches.
»Ich habe Ihnen doch gesagt«, meinte er, »dass ich nur etwas deutlich machen wollte.«
Sie ging zu den Glasschiebetüren, hinter denen sich
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