Die Homoeopathie-Luege
Vorbemerkungen
Wer sich nicht eingehend mit der Homöopathie beschäftigt, dem muss sie als feste und gesicherte medizinische GröÃe erscheinen, die je nach Situation die herkömmliche Medizin unterstützen, ergänzen oder sogar ersetzen kann â sozusagen als Partner auf Augenhöhe. Der Eindruck von der Homöopathie als einer gut etablierten Richtung innerhalb der Medizin kommt nicht von ungefähr: Wie wir in diesem Buch zeigen werden, gibt es keinen Bereich des Gesundheitswesens, in dem sie nicht verankert wäre.
Wer aber stutzig wird und sich darauf besinnt, dass die in homöopathischen Arzneimitteln gar nicht oder nur in verschwindend geringen Mengen vorhandenen Wirkstoffe nichts bewirken können, weil von nichts nichts kommt, dem erscheint das Gedankengebäude der Homöopathie als Kartenhaus, als groÃe Illusion, die nur aufrechterhalten wird, weil viele gut damit fahren. Wer das realisiert, fühlt sich von Ãrzten und Apothekern, Politikern und Journalisten belogen und betrogen. So geht es offenbar auch Menschen, die sich bereitwillig auf die Homöopathie einlassen. So fragte die Nutzerin eines Internetforums in die Runde: »Homöopathie â alles Lüge???« Sie schilderte ihre vergeblichen Versuche, ihr Kind mit Globuli zu behandeln, und stellte fest: »Also von Homöopathie bin ich erst mal (leider) super enttäuscht!!! Habe mir etwas mehr davon erhofft.« Und sie beklagte: »Warum hilft das ganze Zeug nichts?«
Uns sind fundierte Kenner der Homöopathie bekannt, die zwar an sie glauben, aber dennoch Schwachstellen und Grenzen der Lehre benennen und auch Mitläufer und Profiteure in den »eigenen Reihen« kritisieren, die sich die Lehre nach ihrem Gutdünken zurechtformen, bis von der Homöopathie kaum mehr übrig bleibt als der prestigeträchtige Name. Diesen Experten bewusste Täuschungsabsichten unterstellen zu wollen, wäre wohl falsch. Doch indem sie sich ernsthaft und wissenschaftlich mit der Homöopathie auseinandersetzen, helfen gerade sie mit, die Homöopathie salonfähig zu machen.
Begriffe und Definitionen
Wir vermeiden die Unterscheidung in Schulmedizin auf der einen und Alternativ- oder Komplementärmedizin auf der anderen Seite. Die Begriffe sind zwar gebräuchlich, aber unzutreffend. Gerade die »Schulmedizin« folgt weit weniger einer »Schule« als die Homöopathie. Auch »Alternativmedizin« und »Komplementärmedizin« treffen den Sachverhalt nicht, weil die Homöopathie unserer Ansicht nach weder als Alternative noch als Ergänzung zur »Schulmedizin« zu sehen ist. Wir bringen die Homöopathie stattdessen eher mit Attributen wie Erfahrung, Glaube, wissenschaftlich nicht fundiert oder den Naturgesetzen widersprechend in Verbindung, die »Schulmedizin« mit Attributen wie evidenzbasiert, überprüfbar und wissenschaftlich fundiert. Wir wollen damit jedoch nicht behaupten â das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont â, dass jedes von »Schulmedizinern« praktizierte Verfahren wirklich wissenschaftlich gesichert ist. Auch sie berufen sich allzu oft auf ihre Erfahrung.
An vielen Stellen ist von »Wirkung« die Rede. Meist grenzen wir den Begriff ein. Wenn wir das nicht tun, meinen wir mit »Wirkung« den spezifischen biochemischen Effekt eines Arzneimittels auf den Stoffwechsel eines Patienten, wobei Auswirkungen des Effekts stichhaltig überprüfbar wahrgenommen werden können. Beispiel: Eine Kopfschmerztablette kann nachweislich Schmerzen lindern. Wir sind uns bewusst, dass in der medizinischen Forschung zwischen Wirkung, Wirksamkeit, Nutzen und Nettonutzen unterschieden wird. Es würde jedoch in einem populärwissenschaftlichen Buch wie diesem zu weit führen, die wissenschaftlichen Definitionen streng einzuhalten.
Wenn wir von »Homöopathika« sprechen und nicht genau kennzeichnen, welche Potenzen wir meinen, gehen wir grundsätzlich von Hochpotenzen aus, die kein Wirkmolekül mehr enthalten, sowie von solchen Niederpotenzen, die keine Wirkung im oben definierten Sinne haben.
SchlieÃlich verwenden wir durchgehend nur die männlichen Bezeichnungen wie Apotheker, Ãrzte und Politiker, schlieÃen damit jedoch auch Apothekerinnen, Ãrztinnen und Politikerinnen ein.
Wir haben auf FuÃnoten und dezidierte Quellenverzeichnisse verzichtet und unsere Quellen stattdessen direkt im Text so weit
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