Bullet Catcher 1: Alex
eine fantastische Aussicht auf das nächtliche Miami und die blinkenden Lichter in der Biscayne Bay bot. »Dafür gibt es einfachere Wege«, sagte sie. »Man kann jemandem auch einfach sagen, dass er in Gefahr ist. Das ist weniger anstrengend.«
»Ich habe mich nicht angestrengt.«
Ein wütender Blick von ihr schnitt ihm das Wort ab. »Sie hatten Glück, dass ich meine Waffe zu Hause gelassen habe.«
Er lachte auf, und sie warf unwillig den Kopf zurück.
»Ich habe eine Lizenz als Privatdetektivin, darf eine Waffe tragen und habe keine Scheu, sie zu benutzen. Jetzt habe ich sie nur nicht dabei, weil meine Schwester Angst vor Waffen hat. Deshalb habe ich mich breitschlagen lassen, sie zu Hause zu lassen.«
Er sah eher überrascht als beeindruckt aus. »Privatdetektivin? Davon stand nichts in den Akten.«
Diese Aussage beruhigte sie nicht gerade. Wie viel wusste er über sie beide? »Dann haben Sie vielleicht nicht alle Fakten, Mr Romero.«
Allerdings hatte sie ihre Detektei erst vor sechs Wochen eröffnet, das hätte auch einer gründlichen Hintergrundrecherche entgehen können. Das ganze letzte Jahr hatte sie im Grunde keine feste Anstellung gehabt, auch wenn sie Elliot bei mindestens zwanzig Fällen zur Hand gegangen war.
»Privatdetektivin, ja?« Er ging ein paar Schritte vor und ließ sich auf das Sofa fallen, sein langes schwarzes Haar, die dunklen Augen, die olivfarbene Haut und die tiefschwarze Kleidung bildeten einen starken Kontrast zur weißen Seide des Überzugs. Ein Meter neunzig und von Kopf bis Fuß dunkel-bedrohliche Männlichkeit.
»Sind Sie deswegen hier?«, fragte er. »Um zu ermitteln? Oder wollten Sie Ihre Schwester einfach besuchen?«
»Ich will sie nur besuchen.« Und für etwa eine Woche so tun, als wäre ich sie.
Wenn der Kerl nun mit Jessicas Konkurrenten unter einer Decke steckte und versuchte, ihr die Story abzujagen? Geheimhaltung war der Schlüssel für Jessicas Erfolg bei diesem Projekt; deshalb musste sie verschwinden, ohne dass irgendjemand etwas mitbekam, und dafür brauchte sie Jazz.
»Und wo ist sie?«
»Sie sagte, sie würde nach den Sechs-Uhr-Nachrichten nach Hause kommen. Ich hatte um halb acht mit ihr gerechnet. Jetzt ist es fast neun.«
»Muss sie denn nicht um zehn wieder im Studio sein?« Alex beugte sich vor und nahm die Bonbonniere in die Hand. Die zierlich geformten Ränder wirkten deplatziert in den kräftigen Händen. Er stellte die Schale vorsichtig wieder hin, als wäre ihm plötzlich aufgefallen, wie zerbrechlich sie war, und als wollte er nun nichts mehr mit ihr zu tun haben.
»Sie hat dafür gesorgt, dass jemand anders die Elf-Uhr-Nachrichten übernimmt, damit sie mit mir zusammen sein kann«, sagte Jazz. »Woher wissen sie so gut über ihre Termine Bescheid?«
»Ich habe ein komplettes Dossier über meine Klientin«, sagte er. Sie hätte schwören können, dass der Hauch eines Akzents in seiner Stimme mitklang. Romero. In Miami war ein Großteil der Bevölkerung lateinamerikanischer Abstammung. »Das gehört zu unseren Geschäftsgepflogenheiten.«
»Wer ist wir?«
»Mein Arbeitgeber.«
»Dieser Parrish?«
» Kimball Parrish.« Er betonte den Vornamen, und sie krümmte sich innerlich, weil sie offensichtlich einen Fehler gemacht hatte. »Hat Ihre Schwester ihn nie erwähnt?« Er klang nicht überzeugt.
Jazz setzte sich in einen cremefarbenen Klubsessel ihm gegenüber und ging im Kopf alle Mails und Nachrichten durch, die sie von Jessica erhalten hatte. Ein fotografisches Gedächtnis war ein wertvolles Werkzeug für jemanden, der neunzig Prozent des Tages damit verbrachte, verdächtigen Computerdaten nachzugehen. Sparte viel Papier und Tintenpatronen.
»Nein, aber ich habe den Namen schon gehört.«
Er beugte sich wieder vor, eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. »Sie hat Ihnen nicht erzählt, dass Adroit den Sender kürzlich übernommen hat?«
»Doch natürlich«, gab Jazz zur Antwort. »Sie war völlig aus dem Häuschen über den Kauf. WMFL gehört zu Metro-Net, und Jess war sicher, dass Yellowstone – der Multikonzern, der die Fäden im Hintergrund zieht – Adroit bei Laune halten will und deshalb dem Sender in Miami mehr Aufmerksamkeit widmen wird.«
Hinter was Jessica auch immer her war, eines stand fest: Die Geschichte würde in den oberen Etagen bei Adroit und Yellowstone Aufmerksamkeit erregen. So viel war aus den Mails hervorgegangen. »Und wer ist nun dieser Parrish?«, fragte Jazz.
»Ihm gehört Adroit.«
»Ihm gehört
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