Burnout
nun fast total ist, geraten sie in eine depressive Verzweiflung bis hin zur Suizidalität. Während in der Widerstandsphase noch zeitweise Energie vorhanden ist und die Burnoutpatienten mitunter sogar eine deutliche Aggressivität an den Tag legen, ist selbst hierfür nicht mehr die Kraft da. Vielmehr verfallen die Betroff enen in eine Resignation, welche leicht mit einer Depression verwechselt werden kann. Jetzt ist der Mensch richtig ausgebrannt.
Silvia
Ich quäle mich durch den Alltag
Silvia ist eine 45-jährige alleinerziehende Mutter. Nach jahrelangem zermürbendem Scheidungskrieg war sie nun für ihre 12- und 14-jährigen Kinder zuständig. »Erst habe ich gedacht, ich schaffe es allein. Meine Freundinnen machten mir Mut und meine Verwandten unterstützten mich, wo sie nur konnten. Aber es war gar nicht so leicht, eine Stelle zu finden. Nun bin ich zwar als Sekretärin halbtags tätig. In dieser Zeit muss ich aber fast so viel schaffen, wie andere mit einer Ganztagesstelle. Wenn ich nach Hause komme, bin ich ziemlich fertig. Doch dann muss ich mich noch um den Haushalt kümmern. Wäsche waschen, Wohnung putzen, Essen kochen – das hat mich immer mehr angestrengt. Die Kinder erwarten das alles einfach so und nehmen auf meine Bedürfnisse überhaupt keine Rücksicht. Anerkennung von seinen Kindern für die geleistete Arbeit darf man als Mutter wohl kaum erwarten. Aber seit die Kinder pubertäres Verhalten zeigen, wird alles noch schwerer. Zu den Anstrengungen im Job und im Haushalt kommen jetzt noch die frustrierenden Kämpfe, wie lange die Kinder abends wegbleiben dürfen, wie viel Taschengeld sie bekommen usw. Wir haben mit dem geringen Unterhalt und dem niedrigen Lohn ganz schön zu knappsen.
Ich glaube nicht, dass ich aus diesem Loch jemals herauskomme.
Wenn ich abends todmüde ins Bett falle, kann ich meist dennoch nicht schlafen, sondern wälze mich von einer Seite auf die andere und grübele, wie ich die Klassenfahrt meines Sohnes finanzieren soll, warum meine Tochter immer zickiger wird und warum in letzter Zeit einfach alles schief läuft. Je mehr ich nachdenke, desto wacher werde ich und desto zerschlagener bin ich am nächsten Morgen. Wenn ich in einem Geschäft oder an der Arbeit angesprochen werde, habe ich immer öfter Schweißausbrüche. Und dann weiß ich nicht, ob es einfach meine Dünnhäutigkeit ist oder ob schon die Wechseljahre kommen. Dann könnte ich anfangen zu heulen. Das sollten doch eigentlich meine besten Jahre als Frau sein. Und jetzt ist vielleicht schon alles vorbei. Ich werde von Tag zu Tag schwächer, darf aber doch keine Schwäche zeigen.
Ich habe auch schon daran gedacht, einfach Schluss zu machen. Aber ich kann meine Kinder doch nicht allein lassen. So quäle ich mich durch den Alltag. Aber ich habe keine Perspektive. Ich glaube nicht, dass ich aus diesem Loch jemals herauskomme.
Die Patienten in der Erschöpfungsphase wissen längst, dass sie in einem Burnout sind, aus dem sie allein nicht mehr herauskommen. Gerade wenn sie selbst »Durchhaltenaturen« sind (»ein Indianer kennt keinen Schmerz«, »bange machen gilt nicht«) oder in Berufen arbeiten, in denen ein Zurückschalten und ein Eingeständnis von Überforderung als persönliches Versagen angesehen wird (vor sich selbst und vor den anderen, die doch auch durchhalten), dann dauert es sehr lange, bis die »Reißleine gezogen wird«, um eine Bruchlandung zu verhindern. Nicht selten wird sie gar nicht gezogen, sondern die Patienten arbeiten bis zum totalen Zusammenbruch – der Fallschirm öffnet sich nicht, sie stürzen einfach ab.
Fragebogen-Test – Habe ich Burnout?
Im Folgenden finden Sie einen Fragebogen zu typischen Burnoutsymptomen. Es gibt drei Blöcke zu je 20 Fragen, die jeweils inhaltlich zusammengehören. Beantworten Sie bitte jede Frage. Wenn Sie sich nicht sicher sind und zwischen zwei Antwortmöglichkeiten schwanken, dann überlegen Sie nicht zu lange, sondern entscheiden sich für die Lösung, die Ihnen noch am nächsten liegt. Und nun geht‘s los:
Bewertung von Block 1: somatisch/ vegetative Beeinträchtigung
Dieser Block gibt an, inwieweit bei Ihnen bereits körperliche oder vegetative Beeinträchtigungen vorliegen. Eine körperliche Frage ist beispielsweise die nach Durchfall. Hierfür kann es natürlich auch andere Ursachen als Burnout geben, z. B. eine Milchzuckerunverträglichkeit oder eine Bauchspeicheldrüsenschwäche. Eine Frage wie die nach den kalten Füßen zielt auf eine
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