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Butter, Brot und Laeusespray

Butter, Brot und Laeusespray

Titel: Butter, Brot und Laeusespray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigald Boning
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schlägt’s dreizehn: Welcher Film ist denn mit «Film 12» gemeint? 12   Monkeys? 12   Runden? Männer? Geschworene? Uhr mittags? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, ganz im Gegensatz zur Frage, um was es sich bei den «Dadeln» handeln könnte. Nach langem Hin und Her meine ich die Antwort gefunden zu haben: Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die wohlschmeckenden Früchte der Dadelpalme.

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    Nun haben wir Rabatten und Parkplatz hinter uns und stehen vor dem Eingang des Supermarktes unserer Wahl. Im Regelfall befindet sich hier ein Mülleimer, der, sofern er nicht dummerweise soeben ausgeleert wurde, beste Bedingungen für die Zettelsuche bietet. Am Anfang meiner Sammlerkarriere mied ich den Müll, mittlerweile jedoch bin ich ausgesprochen abgehärtet, wenn es um gewissenhafte Eimerbesichtigung geht. Lidl und Penny-Märkte geben sich sammlerfreundlich; konisch geformte Drahtkörbe mit Klarsichtplastiktüte erleichtern dem Inspizienten seine Arbeit. Die V-Markt -Kette setzt hingegen auf geschlossene Container, in die man nur durch kleine Eingreife gelangt und deren Inhalt sozusagen blind ertastet werden muss.
    Natürlich, ein Herr, der, wenn andere arbeiten, in Supermarktmülltonnen herumstöbert – dieser Anblick kann zu Missverständnissen führen, und so wurde ich bereits mehrfach darum gebeten, meine Suche abzubrechen. In einem Kölner Konsumtempel Nähe Neumarkt wurde mir von einer erbosten Kassiererin sogar Hausverbot erteilt. Ein anderes Mal erklärte mir ein Obdachloser mit aufgeregter Stimme, diese Tonne «gehöre ihm»; nur er sei befugt, die darin enthaltenen Getränkebons in Bargeld einzutauschen. «Glauben Sie mir bitte, mir geht’s gar nicht um Getränkebons, sondern um die Einkaufslisten» erläuterte ich, eine Erklärung, die mein Rivale mit Unverständnis quittierte. Und nachdem er sich etwas beruhigt hatte, fragte der gute Mann mit hoffnungsvollem Blick: «Einkaufszettel, soso. Kriegt man dafür auch Geld?» Leider nein.
    Problematisch an der Mülldurchsicht ist vor allem der Müll. Er sorgt bisweilen für eine, nun ja, eine Beeinträchtigung der hygienischen Verhältnisse im Tonneninneren. Als Beispiel diene dieser nicht untypische Eimerfund. Auch der Fachmann täte sich schwer, auf Anhieb die Herkunft der Flecken zu bestimmen. Ob Fleischsoße oder Nusstorte, ließe sich mit Gewissheit erst durch eine Laboranalyse ermitteln. Sinnigerweise lesen wir auf dem Zettel: «Duschlotion, HH (Haushalts-)Rolle, Raumspray». Immerhin: Wenigstens liest sich dieser Zettel hygienisch einwandfrei. Und sollte der Fund tatsächlich gefährliche Krankheitserreger übertragen, ist als letzter Eintrag «Paracetamol» vermerkt. Danke; Hauptsache gesund.

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    Auch diesen Zettel angelte ich aus einem Mülleimer. Auf den ersten Blick mag man meinen, der Verfasser habe sein Dokument vor dem Wegwurf zerrissen, um es vor neugierigen Blicken zu schützen. Erzfalsch. Ich habe mir angewöhnt, zwischen dem sogenannten Vernichtungs- und dem Markierungsriss zu unterscheiden, der in diesem Beispiel zweifelsfrei vorliegt. Beim Markierungsriss schlendert der Einkäufer durch die Regalreihen und markiert die bereits im Wagen abgelegten Artikel mit einer manuellen Beschädigung des Schriftträgers. Der Markierungsriss ersetzt sozusagen das Häkchen bei Kulimangel und zeugt einerseits von Improvisationsvermögen, andererseits von beachtlicher Feinmotorik; abhängig von der Schriftgröße kann der Markierungsriss spitze Finger und ein intuitives Gespür für den Umgang mit Papier erfordern. Der Nutzer des vorliegenden Briefumschlags wurde diesen Erfordernissen kaum gerecht; während «Kräutersteak» und «Kaffee (billig)» sauber markiert, «Knödelteig» und «Spülmaschinensalz» nur annähernd getroffen wurden, ist die Bedeutung des linken Mittelrisses unklar. Brot oder Wurst – das ist hier die Frage. Die «(Zigaretten-)Hülsen» jedenfalls sind unmarkiert. Wahrscheinlich, weil diese normalerweise direkt an der Kasse liegen, also ohne weitere Verzögerung auf das Förderband gelegt werden und somit keiner Markierung bedürfen. Die Qualität der Risse verrät jedenfalls, dass der Verfasser ein mutiger Mensch ist, aber den selbstgestellten Herausforderungen nicht immer gerecht wird. Der Einkäufer «will was reißen», aber das Resultat ist: ein Verriss. Zwischen den Zeilen lauern hier nicht nur verirrte Markierungen, sondern auch: Selbstüberschätzung, ja Größenwahn.

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    Nachdem wir den

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