Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
Vom Netzwerk:
den See und das gegenüberliegende Ufer, was schon so manchen potenziellen Käufer in seiner Entscheidung beeinflusst hat. Wer möchte nicht auch in einer derart schönen Gegend wohnen? Der Ehrlichkeit halber sollte ich vielleicht erwähnen, dass mein Chef sich nicht gegenüber jedermann als Ekel gibt, sondern, ganz im Gegenteil, bei vielen Leuten vor Charme geradezu sprüht, was ebenso wie sein unerhörtes Verkaufstalent hauptsächlich zum Erfolg der Agentur beiträgt, und ich persönlich bin davon überzeugt, dass er sogar in der Lage wäre, jeden noch so heruntergekommenen Schuppen derart schönzufärben, dass er dafür einen Käufer findet (was er, nebenbei gesagt, auch schon getan hat).
    Für einen schönheitsliebenden Menschen wie mich ist es nicht ganz unwichtig, dass ich in einem edlen Ambiente arbeiten darf, und auch mein kurzer Arbeitsweg ist nicht unbedingt ein Nachteil. Im Sommer kann ich mit dem Rad fahren, es sei denn, ich habe einen engen Rock an, dann kutschiere ich meinen alten, klapprigen, aber heiß geliebten Mini, ebenso im Winter. Dieser Job sichert mir und meiner Tochter Naimi, genannt Nini, den Lebensunterhalt, und darum ertrage ich stillschweigend Herrn Aschenbrenners Launen und denke mir einfach mein Teil.
    Nini und ich sind ein tolles Team. Sie ist süße 17, und wir kommen super miteinander aus. Einen Vater von Nini hat es nie gegeben, ich meine, natürlich gab es einmal einen Erzeuger, aber er wurde bereits in der Schwangerschaft wegen Unzuverlässigkeit abgeschrieben. Ich weiß nicht, ob Nini je etwas vermisst hat, aber so strahlend und fröhlich, wie sie ist, kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen. Wir beide sind eher Freundinnen als Mutter und Tochter und leben in einer gemütlichen kleinen Wohnung in der Altstadt von Überlingen. Gut, Überlingen ist eine Kleinstadt, aber im Sommer, wenn die Touristen die Stadt bevölkern, ist ganz schön was los. Auf der mit Palmen gesäumten Uferpromenade reiht sich ein Café und Lokal an das andere, und ich liebe es, an einem lauen Sommerabend dort zu sitzen und die Menschen zu beobachten, die vor mir auf und ab flanieren. Steht man vor dem Haus, in dem wir wohnen, kommt es einem ein wenig windschief vor, aber das kann auch täuschen, besonders, wenn man an der Uferpromenade ein Gläschen Wein zu viel getrunken hat. Die Eingangstür ist blau wie die Tür aus dem Film ›Notting Hill‹, und nicht nur deswegen lieben wir unser Zuhause. Der Weg in unsere Dachwohnung führt über eine ausgetretene alte Holztreppe. Wir haben ein gemütliches kleines Wohnzimmer mit einem riesigen lilafarbenen Sofa, das mit unzähligen Kissen übersät ist, und einem tollen, mit Rosenstoff bezogenen Ohrensessel, davor ein kleiner, meist mit Modezeitschriften bedeckter Tisch, und an der einzigen nicht schrägen Wand steht ein großes Bücherregal. In einem Erker befindet sich mein Schreibtisch, der ähnlich überfüllt ist wie der in meinem Büro. Auf der gegenüberliegenden Seite nehmen wir unsere Mahlzeiten am Esstisch vor dem Fenster ein, und es gibt sogar einen winzig kleinen Balkon, der gerade Platz genug für zwei bequeme Korbstühle, einen Sonnenschirm sowie ein Tischchen bietet, wo wir im Sommer gerne frühstücken oder die Abendsonne genießen. Zwischen den Häusern kann man sogar ein Stückchen See sehen, natürlich nicht so spektakulär wie aus dem Fenster im Büro von Herrn Aschenbrenner, aber immerhin.
    Hier haben wir zwischen ein paar von Nini selbst bemalten Blumentöpfen mit Geranien schon so manch lustige Stunde verbracht, aber auch das eine oder andere Problem diskutiert.
    Außerdem gibt es in unserer Wohnung noch eine hübsche weiße Küche, ein rosa gestrichenes Bad mit einer altmodischen Wanne und für jede von uns ein Schlafzimmer. Ninis Zimmer ist zartgelb gestrichen und meines hellblau. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Blau eine beruhigende Wirkung auf die Psyche hat, und ich dachte, im Schlafzimmer könne das nicht schaden. Leider sehe ich von der Farbe meistens nicht viel, denn wenn ich ins Bett falle, bin ich so müde, dass ich sofort einschlafe. Deshalb liegen die Romane auf dem Nachttisch nur herum, denn gelesen werden sie auf dem erwähnten Sofa oder in meiner Mittagspause auf irgendeiner Parkbank am See. Mein Kleiderschrank ist viel zu klein, aber ich habe schon den größten ausgewählt, der in dem kleinen Zimmer Platz hat. Deshalb hängt immer ein Teil meiner Kleider entweder am Schrank oder liegt quer auf der Holzkommode, über

Weitere Kostenlose Bücher