Der krumme Hund
ZU DIESEM BUCH
Ein weiterer grotesk-komischer Band von Roald Dahl, dessen wohlige Schauergeschichten «Küßchen, Küßchen!» auch die deutschen Leser begeisterten. Gruseln und Entzücken rufen auch die hier vorliegenden düster-komischen Episoden hervor. Sie erzählen von einem Rattenfänger, der das Blut der getöteten Tiere als Delikatesse anpreist, von einer Leiche im Heu, einem Mann, der eine gigantische Madenfabrik für Angler aufbauen will und von seinem teuflischen Versuch, mit zwei Windhunden, die einander täuschend ähnlich sehen, die gerissenen Buchmacher übers Ohr zu hauen. Im Österreichischen Rundfunk, wie in zahlreichen ähnlichen Kritiken, hieß es: «Wer gescheit und anspruchsvoll unterhalten sein will, der greife nach Roald Dahls ‹Krummem Hund›.»
Roald Dahl wurde am 13. September 1916 in Llandaff / Südwales (England) als Sohn norwegischer Eltern geboren. Sein Vater war Schiffsmakler. Nach dem Besuch der Public School Repton arbeitete Roald Dahl von 1932 bis 1939 in einer ostafrikanischen Niederlassung der Shell-Company. Während des Zweiten Weltkriegs war er Pilot eines Kampfflugzeuges der R.A.F. In dieser Zeit begann er, gefördert von C. S. Forester, zu schreiben, vor allem über seine Erlebnisse als Flieger. Sein erster Band mit Erzählungen erschien 1946 («Over toYou»; dt. «... steigen aus... Maschine brennt...»; rororo Nr. 868) und erregte sofort das Interesse namhafter Kritiker. In «Sometime Never, a Fable for Supermen» (1948) entwarf er einen utopischen Stoff. Wie in «Kiss, Kiss...» («Küßchen, Küßchen!»; rororo Nr. 835) zeigte sich auch in «Someone Like You» («...und noch ein Küßchen!»; rororo Nr. 989) ein faszinierendes Talent, Geschichten zwischen Komik und Entsetzen zu erfinden. Seine makabre Phantasie erinnert an E. A. Poe. Im Januar 1970 erschien im Rowohlt Verlag als Sonderausgabe «Gesammelte Erzählungen». Dahl trat jedoch auch als Kinderbuchautor hervor («James and the Giant Peach»). Er ist seit 1953 mit der namhaften Schauspielerin Patricia Neal verheiratet, mit der er vier Kinder hat.
Roald Dahl
Der krumme Hund
Eine lange Geschichte
mit 25 Zeichnungen
von
Catrinus N. Tas
Rowohlt
Die vorliegende Geschichte wurde unter dem Titel «Claud's Dog» in dem Erzählungsband «Someone Like You» beimVerlag Alfred A. Knopf, Inc., New York, veröffentlicht.
Aus dem Englischen übertragen von FRITZ GÜTTINGER
Umschlagentwurf Catrinus N. Tas
1.-35. Tausend August 1967
36.-50. Tausend Mai 1968
51.-60. Tausend Januar 1970
61.-70. Tausend Februar 1971
Ungekürzte Ausgabe Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, August 1967
© Daniel Keel / Diogenes Verlag, Zürich, 1964
Zeichnungen © Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, 1967
Gesetzt aus der Linotype-Aldus-Buchschrift und der Palatino (D. Stempel AG)
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck/Schleswig
Printed in Germany
ISBN 3 499 10959 X
DER RATTENFÄNGER
Am Nachmittag kam der Rattenfänger zur Tankstelle. Leisen Schrittes pirschte er sich die Zufahrt herauf, einen Rucksack über der einen Schulter. Seine braunen Manchesterhosen waren unter den Knien mit weißem Bindfaden zusammengeschnürt; dazu trug er einen altmodischen schwarzen Kittel mit großen Taschen.
«Bitte?» fragte Claud, obwohl er genau wußte, wer da kam.
«Ungeziefervertilgung.» Rasch musterte er die ganze Lokalität.
«Der Rattenfänger?»
«Jawohl.»
Der Mann war mager und gebräunt, mit scharfen Zügen und zwei schwefelgelben Zähnen, die von oben über die Unterlippe ragten. Die Ohrmuscheln waren dünn und spitz und saßen weit hinten, gegen den Nacken hin. Wenn er einen mit den schmalen schwarzen Augen anschaute, blitzte etwas Gelbes darin auf.
«Sie sind aber rasch gekommen.»
«Sonderauftrag des Gesundheitsamtes.»
«Und nun wollen Sie also die Ratten fangen?»
«Jawohl.»
Der dunkle, verstohlene Blick, den er hatte, war der eines Tieres, das sein Leben lang vorsichtig aus einem Loch im Boden hervorspäht.
«Wie wollen Sie sie denn fangen?»
«Ah!» sagte der Rattenfänger geheimnisvoll. «Es kommt darauf an, wo sie stecken.»
«Sie stellen wohl Fallen auf?»
«Fallen!» rief er entrüstet. «Auf die Art würden Sie nicht viel fangen. Ratten sind doch keine Karnickel.»
Er streckte die Nase empor und zog die Luft ein, wobei die Nase merklich hin und her zuckte.
«Nein», sagte er geringschätzig. «Mit Fallen kommt man den
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