Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
hätte. Natürlich habe ich im Laufe der Zeit immer wieder mal einen Mann gehabt, mit dem ich gerne ausgegangen bin, aber irgendwie war nie einer dabei, der seine Zahnbürste in unser kleines Zuhause mitbringen durfte. Vielleicht bin ich zu romantisch veranlagt. Diejenigen, die mir gefielen, verzogen meist schon bei dem Satz ›Ich habe eine kleine Tochter‹ das Gesicht, weil sie dachten, wir suchten nur einen Ernährer. Dabei war das ja dank Herrn Aschenbrenner überhaupt nie der Fall, denn er zahlt mir zum Ausgleich für die Erduldung seiner Launen und die vielen Überstunden ein großzügiges Gehalt, das es uns ermöglicht, auf eigenen Füßen zu stehen. Gut, ich musste immer viel arbeiten, was manchmal nicht leicht war, zum Beispiel wenn Nini krank wurde. Zum Glück gab es aber meine Mutter Luise, die jederzeit und gerne auf die Kleine aufpasste.
Je älter Nini wurde, desto besser kamen wir allein klar und desto geringer wurde die Notwendigkeit, auf Biegen und Brechen eine neue Familie zu haben. Bis Leon kam. Er ist der erste Mann, mit dem ich mir wirklich vorstellen kann, zusammen zu leben . Ich meine, wenn wir die Nacht miteinander verbringen, dann bin ich nicht froh, wenn er morgens wieder geht, es sei denn, er läuft zum Bäcker, holt uns frische Brötchen und ich koche uns einen guten Kaffee. Er akzeptiert, dass ich viel Zeit für Nini und meine Arbeit brauche, und lässt mir meinen Freiraum. Ehrlich gesagt, für meinen Geschmack ein bisschen zu viel. Wir sind drei Jahre zusammen, da könnte man sich schon mal Gedanken über eine gemeinsame Zukunft machen, oder etwa nicht? Aber vielleicht will er sich das diesmal wirklich gut überlegen, bevor er wieder enttäuscht wird. Da bin ich mir ziemlich sicher, abgesehen davon, dass seine Zukünftige natürlich vor den Argusaugen Katharinas bestehen muss. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass eine gemeinsame Zukunft mich unweigerlich auf das Weingut führen würde, und ich weiß, dass dies der absolute Prinzessinnentraum ist, jedenfalls für viele. Nur ich bin mir manchmal nicht so sicher. Eigentlich bin ich glücklich mit meinem Leben und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daran etwas zu ändern, jedenfalls im Moment nicht. Zum Glück stellt sich die Frage derzeit nicht, denn offensichtlich hat auch Leon keine Absichten, an dieser Situation etwas zu ändern. Wie das natürlich in einigen Jahren aussehen wird, wenn Nini ihre eigenen Wege geht, weiß ich nicht. Das dauert ja noch ein wenig. Zuerst muss ich Katharina beweisen, dass ich doch die Richtige für ihren Sohn bin. Der heutige Abend wäre mal wieder eine gute Gelegenheit dafür.
Unglücklicherweise habe ich überhaupt keine Zeit, mich angemessen auf dieses Event vorzubereiten. Wie ich die drei Damen der Familie Römfeld kenne, haben sie den Tag beim Friseur, Masseur, bei der Kosmetikerin und mit einem entspannenden Mittagsschläfchen verbracht, damit sie entsprechend ausgeruht sind. Ganz zu schweigen davon, dass die angesagtesten Outfits seit geraumer Zeit auf diesen Anlass warten. Während ich mir jetzt die Zunge aus dem Hals hetzen muss, um überhaupt pünktlich fertig zu sein, und in diesem Moment nicht die geringste Idee habe, was ich heute überhaupt anziehen soll.
Seufzend tippe ich ein kurzes ›Freu mich auch, bis später, Küsschen‹ in mein Handy und fange an, den Notizzettel für das Rütli-Exposé zu suchen. Da klingelt bereits wieder das Telefon, diesmal das auf meinem Schreibtisch.
Kapitel 3
Das alte Haus oder Liebe auf den ersten Blick
» Was ist los, Maja?«, fragt mich Irma, die auf ihren schwindelerregend hohen Absätzen graziös einen Arm voller Aktenordner aus Herrn Aschenbrenners Büro bugsiert. Mir ist völlig klar, warum sie hier das ›Mädchen für alles‹ ist. Nicht nur, dass sie einfach unglaublich toll aussieht in diesem sexy Secretary-Style, sie hat auch einen Blick für das nicht so Offensichtliche, obwohl es wahrscheinlich klar ist, dass ich in diesem Chaos gleich die Nerven verlieren werde. Irma lässt die Akten fallen und nimmt den Telefonhörer ab.
»Für dich«, lächelt sie und gibt mir den Hörer.
Es ist meine Mutter, und sicher will sie mir nur einen schönen Tag wünschen oder von dem neuen Bild erzählen, das sie gerade gemalt hat. Diesmal scheint es aber doch etwas Wichtiges zu sein.
»Maaja, Liebes«, beginnt sie aufgeregt, »du hättest nicht heute ein Stündchen Zeit für deine olle Mutter? Ich weiß, du bist sehr beschäftigt, doch ich
Weitere Kostenlose Bücher