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BY702 - Heroin in harten Händen

BY702 - Heroin in harten Händen

Titel: BY702 - Heroin in harten Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin in harten Händen
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neutralen Wagen. Nicht zu luxuriös. Möglichst mit ein paar dekorativen Beulen.«
    »Habe ich nicht«, brummte Harper. »Wir haben genug damit zu tun, die Beulen zu reparieren, die dauernd reingefahren werden. Soll ich euch vielleicht einen Wagen erst noch einmal gegen die Mauer setzen, damit die gewünschten Beulen reingefahren werden?«
    »Nicht nötig.« Phil klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die Kühlerhaube eines unauffälligen grauen Oldsmobile. »Der hier tut es auch.«
    Harper wühlte nach den Wagenpapieren und warf uns den Schlüssel zu. »Schont ihn! Er ist gerade frisch lackiert!« rief er uns zu, während das Tor der Ausfahrt sich öffnete.
    Wir steuerten durch den um diese Zeit nicht mehr ganz so chaotischen Verkehr der 69. Straße und nahmen dann Kurs auf die Bronx. Nur noch Nachtschwärmer waren unterwegs. Wir kamen relativ schnell vorwärts.
    »Rekordzeit«, meinte Phil, als wir in der Nähe von Nick Louis’ Kneipe anhielten. »Mit dem Jaguar haben wir für diese Strecke schon länger gebraucht.« Ich würdigte ihn keiner Antwort. Mein roter Jaguar war zwar mit Pferdestärken reichlich ausgestattet, aber die nützten ihm nichts, wenn ich während der Rush hour durch die City fuhr. Phil feixte, während ich den Zündschlüssel abzog und den Wagenschlag öffnete.
    Wir sahen uns um.
    Die Kneipe, in der Nick Louis sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, lag hundert Yard links von uns an einer Straßenecke. Durch die verhängten Fenster drang schwacher rötlicher Lichtschimmer. Motten tanzten um die orangefarbene Neonröhre, die den Eingang markierte. Von den Leuten der City Police, die einen dichten Ring von Wagen und Männern um das Etablissement gezogen hatten, war nichts zu sehen.
    »Blendende Tarnung«, bemerkte Phil neben mir. »Captain Hywood hat ganze Arbeit geleistet.«
    »Hat er«, bestätigte ich. Dann ließ ich den Autoschlüssel in der Tasche verschwinden und setzte mich in Bewegung. Phil folgte mir und fluchte halblaut, als er mit dem Fuß gegen ein paar leere Konservendosen stieß.
    Als wir noch zwei Yard von dem Eingang entfernt waren, flog die Tür auf und ließ eine Gruppe lärmender, durcheinanderredender Gäste heraus. Ein Betrunkener rempelte mich an. Sekundenlang schlug mir der süßliche Geruch seines Atems ins Gesicht. Marihuana. Er grinste mich an und murmelte etwas. Seine Züge waren bleich und ausgemergelt, seine Augen flackerten. Schwankend machte er einen Schritt zur Seite und überquerte die Fahrbahn. Auf der anderen Straßenseite wurde ein Fenster aufgerissen. Eine keifende Frauenstimme kreischte irgend etwas von »friedlichen Bürgern« und »wohlverdienter Nachtruhe«.
    Ich kämpfte den Zorn nieder, der beim Anblick des Süchtigen in mir aufgeflackert war. Ein einziger Blick hatte mir gezeigt, daß der Mann einer von den unheilbaren Fällen war, die rettungslos immer tiefer sinken, wenn sie einmal in die Fänge des Rauschgiftes geraten waren, und denen zum Schluß nichts anderes bleibt, als auf den Tod zu warten. Nick Louis, der Cosa-Nostra-Boß, hatte ihn auf dem Gewissen. Vermutlich hatte er viele Menschen auf dem Gewissen.
    Aber jetzt war der Augenblick gekommen, wo er dafür bezahlen würde, daß er Menschen süchtig gemacht hatte.
    Entschlossen nahm ich die drei Stufen, die den Eingang der verkommenen Kneipe vom Gehsteig trennten, und stieß die Schwingtür auf.
    Ich hatte mich wieder völlig in der Gewalt. Langsam, die Hände in den Taschen vergraben, schlurfte ich auf die hohe, dicht umlagerte Theke zu und quetschte mich in die Lücke zwischen einem gestikulierenden Glatzkopf und einem hoch aufgeschossenen jungen Burschen, der unsicher auf den Beinen stand. Phil baute sich hinter mir auf.
    Einen Augenblick lang musterte ich unser Abbild in dem blinden, streifigen Spiegelglas, das hinter der Theke als Wandverkleidung diente. Wir hatten uns wirklich gründlich verändert. Phils dunkle Perücke glänzte genauso pomadig wie das Haar des angetrunkenen Jungen neben ihm. Mein schwarzer Schnurrbart gab mir im Verein mit der gelb und violett gestreiften Krawatte den fatalen Anstrich eines Westentaschenplayboys. Ich wollte noch einen Blick auf die Männer werfen, die sich um die Theke drängten. Da schob sich eine breite, gedrungene Gestalt zwischen mich und den Spiegel Nick Louis, der Rauschgiftboß.
    Das bullige, grobflächige Gesicht, über und über von Pockennarben bedeckt, war nicht zu verkennen. Er trug ein kurzärmeliges Buschhemd, das am Hals offenstand und die

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