BY702 - Heroin in harten Händen
beherrschte.
Er hatte einen Mord begangen. In Little Rock, Alabama. Und im Bundesstaat Alabama stand auf Mord die Todesstrafe.
Der Killer, der vorhin eiskalt geschwiegen hatte, zitterte jetzt um sein Leben. Mit angstverzerrtem Gesicht hing er im Stuhl, seine Augen flackerten, seine Zähne klapperten.
»Ich will nicht sterben!« schrie er endlich mit heiserer Stimme. »Kümmert euch doch um die Bosse! Um die Drahtzieher. Ich bin nur ’ne kleine Nummer! Kümmert euch…«
»Das werden wir gern tun«, sagte Phil freundlich. »Wie wäre es, wenn Sie uns dabei helfen würden?«
»Wenn ich euch die Namen nenne, werde ich dann…?«
»Wir können Ihnen nichts versprechen«, sagte ich ruhig. »Wir können aber dem Staatsanwalt gerne mitteilen, daß Sie uns bei der Aufklärung eines, Verbrechens geholfen haben.«
»Die können mich nicht hinrichten, wenn ich auspacke, oder? Kronzeugen werden doch nicht zum Tode verurteilt! Ich werde alles sagen!' Ich will nicht sterben! Ich werde…«
»Nennen Sie Ihren Auftraggeber, Nolan!« forderte Phil.
Der Killer atmete schwer. Seine Finger umklammerten die Tischkante. Die Zigarette ‘ verglimmte längst im Aschenbecher. Clark Nolan wurde nur noch von einem einzigen Wunsch beherrscht: seine eigene Haut zu retten. In seinen Augen stand das beinahe irre Funkeln der Hoffnung. Dann endlich kam der Name über seine Lippen: »Nick Louis!«
»Wer ist Nick Louis?«
»Der Mann, der Sie aus dem Wege haben wollte, Cotton.« Nolan sprach jetzt langsam und stockend. »Er hat eine Schnapsbude. In der Bronx. In Wirklichkeit… verschiebt er Koks — Heroin. Nick Louis ist Cosa-Nostra-Boß. Er ist der mächtige Mann in der Bronx. Er ist…«
»Wo lagert er seine Heroinvorräte?« warf Steve Dillaggio ein.
Nolan schluckte. »Die bringen mich um!« flüsterte er. »Die bringen mich um, wenn sie erfahren, daß ich gesungen habe.«
»Dazu werden sie keine Gelegenheit mehr haben. Also, reden Sie schon!«
»Ein Nebenraum der Kneipe hat eine Falltür.« Nolan wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Der Stoff liegt im Keller. In Beuteln verpackt. Außerdem hat Nick noch ’ne Menge Marihuanazigaretten. Auch im Keller.«
»Und wo finden wir diesen Nick Louis?«
Nolan nannte uns die Adresse der Kneipe:
Dann half Steve Dillaggio ihm auf die Beine. Der Killer ließ sich völlig willenlos hinausführen. Steve würde dafür sorgen, daß er für die Nacht in einer unserer Zellen untergebracht wurde.
Wir wußten genug.
»Und jetzt?« fragte Phil, nachdem die Tür zugefallen war.
»Jetzt haben wir uns einen doppelten Whisky in einer gemütlichen Kneipe verdient«, sagte ich sarkastisch.
»In einer ganz bestimmten Kneipe in der Bronx, nicht wahr?« Phil grinste. »Wir werden Großeinsatz brauchen. Die Herren der Cosa Nostra werden sich vermutlich freiwillig kaum festnehmen lassen.«
»Kaum.« Ich hielt bereits den Telefonhörer in der Hand, um unserem Chef Bericht zu erstatten. Mr. High, der Leiter des FBI-Distrikts New York, war auch um diese späte Stunde meist noch in seinem Office anzutreffen. Während ich ihm die Lage schilderte, hatte Phil schon Captain Hywood von der City Police an der Strippe. Wir mußten uns beeilen. Denn Nick Louis, der Rauschgiftboß aus der Bronx, würde zweifellos schnell erfahren, daß wir seinen Killer festgenommen hatten.
Eine halbe Stunde später war alles vorbereitet.
Captain Hywoods bei allen Polizeidienststellen New Yorks berühmte Donnerstimme meldete, daß das Viertel um Nick Louis’ Kneipe abgeriegelt sei.
Eine halbe Minute später rief Steve Dillaggio an und berichtete, daß er mit ein paar G-men in einem neutralen Wagen auf dem Parkplatz in der Nähe der Kneipe Posten bezogen habe.
»Alles klar«, sagte unser Kollege knapp. »Die Sache kann losgehen.«
Phil und ich begaben uns eilig zur Kleiderkammer und ließen uns stilechte Tarnanzüge verpassen. Entkommen konnte uns Nick Louis eigentlich nicht mehr. Aber für uns kam es darauf an, sein Hauptquartier auszuheben, ohne daß irgendwelche Schießereien das Leben Unschuldiger gefährden konnten. Mit den abgetragenen Anzügen, den grellen Krawatten und den öligen Schnurrbärten, die uns kleinen italienischen Gangstern zum Verwechseln ähnlich machten, würde uns das zweifellos leichter gelingen.
Ben Harper, der Leiter der Fahrbereitschaft, sah uns einigermaßen mißtrauisch entgegen, als wir seine Glaskabine betraten.
»Keine Angst, wir sind es wirklich«, beruhigte ihn Phil. »Wir brauchen einen
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