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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zornes auszusetzen. Da blieb nichts übrig als zu gehorchen… und so gehorchte man.
    Übrigens hatte dieser Mann von so erfindungsreichem Geiste einen ausgezeichneten Einfall gehabt, wie ihm deren unter ernsten Umständen immer welche kamen.
    Er hatte beschlossen, sein Stück zu vervollständigen, oder eigentlich, seine Inscenierung zu verstärken – man wird schon sehen, wie.
    Wir erwähnten, daß sich bisher, aus Mangel an hinreichenden Mitgliedern, die Räuber und Gendarmen nie dem Publikum gezeigt hatten. Wenngleich er nun das Räuberhandwerk ganz allein zu repräsentieren im stande war, so dachte Herr Cascabel sehr richtig, daß das Stück einen tieferen Eindruck machen würde, wenn die Figuranten bei der Lösung vollzählig wären.
    So war er auf den Einfall gekommen, einige Gehilfen für diese Vorstellung zu dingen. Richtig! er hatte ja Ortik und Kirschef bei der Hand. Warum sollten diese beiden wackern Matrosen sich weigern, die Rolle der Räuber zu übernehmen?
    Als man sich daher vom Tische erhob, wandte Herr Cascabel sich zu Ortik, erklärte ihm die Sachlage und fragte schließlich:
    »Würde es Ihnen passen, sich alle beide als Figuranten an der Vorstellung zu beteiligen?… Das wäre mir ein großer Dienst, meine Freunde!«
    »Sehr gern!« antwortete Ortik, »Kirschef und ich wünschen uns nichts besseres!«
    Da es in ihrem Interesse lag, mit der Familie Cascabel auf gutem Fuße zu stehen, so ist es begreiflich, daß sie diesen Vorschlag bereitwilligst annahmen.
    »Vortrefflich, meine Freunde, vortrefflich!« antwortete Herr Cascabel. »Übrigens werden Sie nur mit mir zu erscheinen haben, wenn ich auftrete, nämlich ganz am Ende!… Sie werden es so machen, wie ich, dasselbe Augenrollen, dieselben Geberden, dasselbe Wutgebrüll!… Sie werden sehen, es geht ganz von selber, und ich garantiere Ihnen einen erstaunlichen Erfolg!…«
    Nach einigem Nachdenken fügte er hinzu:
    »Aber da fällt mir ein, daß Sie zu zweien doch nur zwei Räuber vorstellen können!… Das ist nicht genug!… Nein!… Fracassar hat eine ganze Bande unter sich und wenn ich Ihnen noch fünf bis sechs andere Biedermänner zugesellen könnte, so würde die Wirkung größer sein!… Könnten Sie mir nicht einige beschäftigungslose Herren in der Stadt auflesen, denen eine gute Flasche Wódka und ein halber Rubel annehmenswert erschiene?«
    Ortik wechselte einen Blick mit Kirschef und erwiderte:
    »Das wird gehen, Herr Cascabel. Gestern sind wir im Wirtshause mit einem halben Dutzend wackerer Leute bekannt geworden…«
    »Bringen Sie sie her, Ortik, bringen Sie sie heute Abend und ich stehe für einen effektvollen Abschluß!«
    »Abgemacht, Herr Cascabel.«
    »Vortrefflich, meine Freunde!… Welch eine Vorstellung!… Welch eine Attraktion für das Publikum!«
    Und als die beiden Matrosen davongegangen waren, wurde Herr Cascabel von einem solchen Lachkrampfe ergriffen, daß sein Gürtel in Stücke flog. Cornelia glaubte, er bekomme einen Ohnmachtsanfall.
    »Cäsar, es ist nicht vernünftig, nach dem Frühstück so zu lachen!« sagte sie.
    »Ich?… lachen, meine Gute?… Aber ich bin ja gar nicht dazu aufgelegt!… Wenn ich lache, so geschieht es unbewußt!… Im Grunde bin ich sehr traurig!… Bedenke doch, es ist ein Uhr, und der treffliche Herr Sergius ist noch immer nicht zurück!… Und er wird nicht zur Stelle sein, um als Taschenspieler der Truppe zu figurieren!… Welches Pech!«
    Während Cornelia hierauf zu ihren Kostümen zurückkehrte, ging Cascabel aus, um einige Gänge zu thun, die ihm, wie er kurz sagte, unerläßlich erschienen.
    Die Vorstellung sollte um vier Uhr beginnen – wodurch die Beleuchtung überflüssig wurde, die im Permer Cirkus viel zu wünschen übrig ließ. War doch auch die junge Napoleone frisch genug und ihre Mutter selber hinreichend »wohl konserviert«, um das Tageslicht nicht scheuen zu müssen!
    Man kann sich kaum vorstellen, welchen Eindruck das Plakat Cäsar Cascabels in der Stadt gemacht hatte, gar nicht zu reden von der Trommel Clou-de-Girofles, der seine erstaunlichsten Wirbel eine volle Stunde lang in allen Straßen erschallen ließ. Er wäre im stande gewesen, sämtliche Reußen auf einmal aus dem Schlafe zu trommeln!
    Die Folge davon war, daß zur festgesetzten Stunde eine große Menge von Zuschauern zu den Eingängen des Cirkus strömte: der Gouverneur von Perm und seine Familie, eine gewisse Anzahl von Beamten, Offiziere der Citadelle, einige bedeutende Kaufleute des Ortes und auch

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