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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Darstellungen, abgesehen von der Leichtigkeit, mit welcher man in diesem Genre von Litteratur grammatikalische und anderweitige Fehler vermeiden kann.
    Vorstehend hieß es: Man hätte von Cäsar Cascabel keines jener Stücke nach heutigem Geschmacke verlangen dürfen und so weiter…. Cäsar Cascabel war nämlich der Verfasser dieses Jahrmarktsmeisterwerkes. Meisterwerk ist das rechte Wort dafür, da es auf dem alten und neuen Festlande zusammen dreitausendeinhundertsiebenundsiebzig Vorstellungen erlebt hatte. Mit Ausnahme des im Cirkus Franconi gegebenen Stückes: Der Bär und die Schildwache – welches den größten aller in den Annalen des Dramas bekannten Erfolge errungen –, hat kein Stück diese Zahl überstiegen. Aber selbst dieses olympische Werk ist unstreitig von geringerem litterarischen Werte, als » Die Räuber des Schwarzwaldes. «
    Zudem war dieses Stück eigens dazu erdacht worden, um die speciellen Talente der Familie Cascabel hervorzuheben, so bedeutende und mannigfaltige Talente, daß ein solches Künstler-Ensemble noch niemals von dem Direktor einer stationären oder ambulanten Truppe dem Publikum vorgeführt worden war.
    Die Meister des heutigen Dramas haben sehr richtigerweise den Grundsatz aufgestellt: »Im Theater muß man die Leute immer zum Lachen oder zum Weinen bringen, sonst gähnen sie.« Nun, wenn hierin die ganze Kunst des Dramaturgen liegt, so verdienten die » Räuber des Schwarzwaldes « hundertmal die Bezeichnung als Meisterwerk. Man lachte dort bis zu Thränen und weinte – ebenfalls bis zu Thränen. Es gab dort keine Scene, nicht einmal den geringsten Teil einer Scene, angesichts deren der gleichgültigste Zuschauer das Bedürfnis empfunden hätte, den Mund zum Gähnen zu öffnen. Und hätte ihn selbst infolge irgend einer Verdauungsschwierigkeit ein Gähnen angewandelt, so wäre dasselbe in einem Schluchzen oder Gelächter erstickt.
    Wie jedes gut gezimmerte Stück, war dieses klar, kurz gefaßt, einfach erdacht und einfach durchgeführt. Die Thatsachen folgten einander logisch darin. So sehr, daß man sich fragen konnte, »ob das nicht wirklich geschehen sei!«
    Man urteile darüber nach dieser Rezension, welche die meisten Kritiker sich zum Muster nehmen könnten.
    Es war die stark dramatisierte Geschichte zweier Liebenden, die einander vergötterten. Zum besseren Verständnis des Lesers erwähnen wir, daß Napoleone das junge Mädchen und Xander den jungen Mann spielte. Unglücklicherweise ist Xander arm, und Napoleonens Mutter, die hochmütige Cornelia, will nichts von dieser Heirat wissen.
    Ganz neu ist dabei, daß jener Liebe auch das Vorhandensein eines argen Einfaltspinsels, Clou-de-Girofles, im Wege steht, der ebenso reich an Geld als arm an Geist ist und in Napoleone verliebt, dieselbe heiraten will. Und – vielleicht erreicht das erfinderische Genie des Verfassers hier seinen Höhepunkt – die Mutter, welche auf klingende Münze sieht, verlangt nichts besseres, als Clou ihre Tochter zu geben.
    Es wäre wirklich schwer, eine Handlung geschickter einzuleiten und interessanter zu gestalten. Selbstverständlich kann der alberne Clou nicht den Mund öffnen, ohne eine Dummheit zu sagen. Er ist lächerlich in seiner Erscheinung, unbeholfen, mit einer ellenlangen Nase, die er in alles hineinzustecken pflegt. Und wenn er mit seinen Hochzeitsgeschenken angezogen kommt, dem gesichterschneidenden John Bull und dem Papagei Jako – dem einzigen unter den Künstlern, der im Stücke spricht –, so ist es rein, um sich zu wälzen.
    Indessen verstummt das Gelächter bald vor dem tiefen Schmerz der beiden jungen Leute, die sich nur insgeheim, sozusagen bei »Nacht und Nebel«, sehen können.
    Und nun ist gerade der Tag der Hochzeit angebrochen, zu welcher Cornelia ihre Tochter zwingen will. Napoleone hat ihren schönsten Putz angelegt, aber in Thränen zerfließend, in heller Verzweiflung! Und es ist wirklich abscheulich, wenn man bedenkt, daß dies hübsche Hühnchen einem so widerwärtigen Dorfhahn angehören soll!
    All das spielt auf dem Kirchenplatze Die Glocke läutet, die Thüren der Kirche sind geöffnet, man braucht bloß hineinzugehen. Xander kniet auf den Stufen der Vorhalle!… Der Weg wird nur über seine Leiche gehen!… Es ist außerordentlich packend!
    Plötzlich – und im ganzen dramatischen Repertoire der
Comédie Française
und des
Ambigu
ist vielleicht nie ein ähnlicher Theatercoup vorgekommen – plötzlich erscheint ein junger Militär mit solchem Affekt,

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