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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ausgegangen, dass er dem Pentagon – das von jedem Dollar, der für Geheimdienstzwecke aufgewendet wurde, 80 Cents verbrauchte – die Treue hielt. Auch diese Erwartung hatte sich als irrig erwiesen. Offenkundig wusste Gray über sämtliche Leichen im Keller Bescheid und hatte seine Kenntnisse genutzt, um beide Institutionen seinem starken Willen zu beugen.
    Stone bezweifelte, dass ein einziger Mann, ein fehlbarer Mensch, über so viel Macht verfügen sollte – am wenigsten jemand wie Carter Gray. Vor Jahrzehnten hatte Stone engen Umgang mit ihm gepflegt, doch Gray würde seinen alten Kumpel heute wohl kaum wiedererkennen. Vor Jahren hätte alles noch anders kommen können, nicht wahr, Mr. Gray?
    Unvermittelt wurde Stone das Fernglas aus den Händen gerissen, und er sah einem uniformierten, mit Maschinenpistole bewaffneten Sicherheitsbeamten in die Augen. »Wenn Sie den Mann noch mal begaffen, sind Sie Ihr Fernglas quitt, kapiert? Wüssten wir nicht, dass Sie harmlos sind, wären Sie es schon jetzt los.« Der Sicherheitsmann drückte Stone den Feldstecher wieder in die Hand und stapfte davon.
    »Ich nehme lediglich meine verfassungsmäßig garantierten Rechte wahr, Officer«, sagte Stone mit so leiser Stimme, dass der Sicherheitsbeamte ihn nicht hören konnte. Rasch steckte Stone das Fernglas ein und wich zurück in die Schatten der Straßenlaternen. Mit humorlosen Typen, die Maschinenwaffen mit sich führten, legte man sich lieber nicht an. Stone atmete tief durch. Sein Leben stand täglich auf der Kippe.
    Er kehrte ins Zelt zurück, öffnete den Rucksack und las im Licht der Taschenlampe mehrere Artikel durch, die er aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und in seine Kladden geklebt hatte. In den Artikeln ging es um Carter Gray und Präsident Brennan. Geheimdienstzar schlägt wieder zu , besagte eine Überschrift. Eine andere lautete: Brennan und Gray, das dynamische Duo.
    Alles war recht zügig über die Bühne gegangen. Nachdem der Kongress sich anfangs gewunden und geziert hatte, reorganisierte er die amerikanischen Nachrichtendienste radikal und setzte sein ganzes Vertrauen in Carter Gray. Als oberstem Chef sämtlicher Geheimdienste unterstand Gray auch der NIC, der National Intelligence Council, dessen dienstlicher Auftrag unter anderem darin bestand, die Vereinigten Staaten innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen mit allen Mitteln vor Terroranschlägen zu schützen.
    Doch anfangs hatten die Ergebnisse seiner Tätigkeit Grays hohem Rang ganz und gar nicht entsprochen: Es gab eine Reihe von Selbstmordattentaten in Großstädten, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Zwei ausländische Würdenträger wurden beim Besuch der Vereinigten Staaten ermordet; sogar ein direkter, glücklicherweise misslungener Angriff auf das Weiße Haus war unternommen worden. Obwohl daraufhin viele Senatoren Grays Rücktritt forderten, gab der Präsident ihm volle Rückendeckung – und verglich man die Washingtoner Machtspiele mit Naturkatastrophen, war Präsident Brennan ein Hurrikan plus Erdbeben im Pauschalangebot.
    Dann hatte sich allmählich eine Wende abgezeichnet. Ein Dutzend terroristischer Anschläge, die auf amerikanischem Boden erfolgen sollten, war vereitelt worden. Immer häufiger wurden Terroristen verhaftet oder getötet. Nachdem die amerikanischen Geheimdienste lange Zeit unfähig gewesen waren, die inneren Zirkel der Terrororganisationen zu knacken, gelang es ihnen endlich, den Gegner im eigenen Umfeld zu packen und seine Möglichkeiten zu mindern, den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten Schaden zuzufügen. Für diese Erfolge hatte Gray den Löwenanteil der Anerkennung eingeheimst.
    Stone sah auf die Armbanduhr. Die Sitzung stand kurz bevor. Allerdings war der Weg lang, und Stones Beine, sein gewöhnliches Fortbewegungsmittel, fühlten sich heute müde an. Er kroch aus dem Zelt und warf einen Blick in die Brieftasche. Sie enthielt kein Geld.
    In diesem Moment bemerkte er den Fußgänger. Unverzüglich hielt Stone auf den Mann zu, der eben die Hand gehoben hatte. Schon kam ein Taxi an den Bordstein gefahren. Stone beschleunigte seine Schritte und holte den Passanten ein, als der sich gerade ins Taxi schwang.
    »Haben Sie Kleingeld übrig, Sir?«, fragte Stone, den Blick gesenkt, die Hand ausgestreckt und in so unterwürfigem Tonfall, dass er dem Angesprochenen erlaubte, eine Haltung selbstgefälligen Großmuts einzunehmen. Der Mann zauderte, biss dann aber in den Köder, lächelte und zückte

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