Camel Club 01 - Die Wächter
seine Brieftasche. Stone machte große Augen, als er auf seinem Handteller einen frischen Zwanzigdollarschein sah.
»Gott segne Sie, Sir«, sagte Stone und schloss rasch die Finger um die Banknote.
So schnell er konnte, begab er sich zum Taxistand eines Hotels in der Nähe. Normalerweise hätte er einen Bus genommen, doch als Besitzer von zwanzig Dollar zog er es vor, sich zur Abwechslung eine Taxifahrt zu gönnen. Sobald er sich das lange, wirre Haar und den widerspenstigen Bart geglättet hatte, näherte er sich dem Taxi, das ganz vorn in der Warteschlange stand.
Als der Taxifahrer ihn sah, verriegelte er die Türen. »Zieh Leine!«, rief er.
»Die Vorschriften, die für Sie gelten«, erwiderte Stone durch das halb offene Wagenfenster und zeigte den Zwanzigdollarschein, »verbieten es Ihnen, jemanden zu diskriminieren.«
Die Miene des Taxifahrers bezeugte, dass er jeden diskriminieren würde, und aus jedem erdenklichen Grund, doch der Anblick des Geldscheins ließ seine Augen gierig funkeln. »Für einen Penner redest du ganz schön geschwollen«, sagte er. »Ich dachte, ihr habt alle einen an der Waffel.«
»Ich bin weder obdachlos, noch hab ich einen an der Waffel«, erklärte Stone. »Allerdings bin ich… sagen wir mal, ein wenig vom Glück verlassen.«
»Könnte das nicht jeder von sich behaupten?« Der Taxifahrer öffnete die Tür. Stone stieg ein und nannte ihm das Fahrtziel. »Vorhin hab ich den Präsidenten vorbeifahren sehen«, sagte der Taxifahrer. »Tolle Show.«
»Ja«, sagte Stone. »Irre Show.« Durch das Rückfenster des Taxis blickte er in Richtung Weißes Haus; dann lehnte er sich in den Sitz und schloss die Lider.
In was für einer interessanten Gegend ich doch wohne.
KAPITEL 2
Der schwarze Sedan fuhr langsam die einspurige, von dichten Baumreihen gesäumte Straße entlang und bog schließlich auf einen parallel verlaufenden Kiesweg ab. Nach dreißig Metern hielt das Auto. Tyler Reinke, Ende zwanzig, blond, von sportlicher Statur und hohem Wuchs, schwang sich vom Fahrersitz, während sich Warren Peters, Anfang dreißig, einsfünfundsechzig groß und mit schütterem schwarzem Haar, vom Beifahrersitz schob. Reinke schloss den Kofferraum des Fahrzeugs auf. Darin lag in nach vorn gekrümmter Haltung ein Mittdreißiger, dem man Arme und Beine straff mit Spanngurten gefesselt hatte. Er trug eine blaue Jeans und eine Windjacke mit dem Logo der Washington Redskins. Um den Mund war ihm ein dickes Tuch gebunden worden, und unter ihm lag eine Plastikplane. Doch im Gegensatz zu den meisten Personen, die verschnürt im Kofferraum verstaut wurden, war er noch am Leben, befand sich aber allem Anschein nach im Zustand tiefer Betäubung. Mit Hilfe der Plane hoben die Männer ihn aus dem Kofferraum und legten ihn auf den Boden.
»Ich hab die Umgebung ausgekundschaftet, Tyler«, sagte Peters. »Die Gegend ist günstig, nur das Gelände ist ein bisschen abschüssig. Wir tragen ihn in der Plane, dann bleibt nichts von uns an ihm hängen.«
»Alles klar«, erwiderte Reinke und schaute sich wachsam im zerklüfteten Gefälle des Terrains um. »Wir müssen langsam und vorsichtig vorgehen.« Behutsam machten sie sich an den Abstieg, stützten sich unterwegs wiederholt an Baumstämme. Zum Glück hatte es seit einer Weile nicht mehr geregnet, sodass das Erdreich einen festen Tritt gewährte. Dennoch erwies es sich als äußerst anstrengend, den Mann in der Plastikplane abwärts zu befördern, und sie mussten mehrere Pausen einlegen, in denen der untersetzte Peters mühsam um Atem rang. Schließlich gelangten sie auf ebenes Gelände. »Na endlich, wir sind fast da«, sagte Reinke. »Legen wir ihn erst mal ab und peilen die Lage.« Einem Kleidersack, den Reinke sich auf den Rücken geschnallt hatte, entnahmen die Männer zwei Nachtsichtgläser und unterzogen die gesamte Umgebung einer gründlichen Beobachtung. Als sie zufrieden waren, setzten sie den Weg fort. Fünfzehn Minuten später endeten der Lehm und die Felsen; da und dort ragten flache Findlinge aus der Oberfläche des gemächlich dahinströmenden Flusses.
»Geschafft«, sagte Peters. »Hier ist es.«
Reinke öffnete den Kleidersack, holte zwei Gegenstände heraus und legte sie auf den Erdboden. Vor dem größeren Gegenstand ging er in die Hocke und betastete die Umrisse. Sekunden später fanden seine Finger, was er suchte. Eine Minute darauf hatte das Schlauchboot sich vollständig aufgeblasen. Der andere Gegenstand, den der Mann ausgepackt hatte, war
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