Der Schönheitschirurg
ZU DIESEM BUCH
Beim Establishment der Chirurgen gilt der amerikanische Pionier Dr. Sarasen, der nach 1918 als erster schrecklich entstellten Kriegsverletzten wieder ein menschliches Aussehen gibt, als verdächtiger Quacksalber. Nur Dr. Graham Trevose, der Sohn eines exzentrischen Anatomieprofessors, ist fasziniert von dem genialen Operateur und seinen Visionen von den phantastischen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie. Zunächst als Partner Sarasens, dann allein, kämpft er um Anerkennung. Sie wird ihm erst zuteil, als er ein Mädchen aus den besten Kreisen heiratet. Mit Witz und Charme läßt der Autor den mit Tabus und Borniertheiten gepflasterten Weg einer ebenso erregenden wie zukunftsträchtigen Disziplin der Chirurgie sichtbar werden.
Richard Gordon ist der Autor des erfolgreich verfilmten Weltbestsellers «Aber Herr Doktor!» (rororo Nr. 176). Dieses Buch erreichte allein in der englischen Originalausgabe rasch eine Auflage von über 400 000 Exemplaren. Inzwischen hat der Autor, der im bürgerlichen Leben Dr. med. Gordon Ostlere heißt und der, bis er zur Feder griff, zunächst praktischer Arzt in Oxford und London war, dann Schiffsarzt, seine medizinische Laufbahn aufgegeben und weitere heitere Bücher geschrieben. Mehrere von ihnen wurden verfilmt. Auch seine Bücher: «Doktor ahoi!» (rororo Nr. 213), «Hilfe! Der Doktor kommt» (rororo Nr. 233), «Dr. Gordon verliebt» (rororo Nr. 358), «Dr. Gordon wird Vater» (rororo Nr. 470), «Doktor im Glück» (rororo Nr. 567), «Eine Braut für alle» (rororo Nr. 648), «Doktor auf Draht» (rororo Nr. 742), «Onkel Horatios 1000 Sünden» (rororo Nr. 953) und «Sir Lancelot und die Liebe» (rororo Nr. 1191) zeichnen sich durch den gleichen herzerfrischenden Humor aus, so daß es nicht verwunderlich ist, wenn Richard Gordons Einnahmen unterdessen so stattlich sind, daß er zu ihrer Verwaltung eine Familien-GmbH gründete.
Gesamtauflage der Werke von Richard Gordon in den rororo-Taschenbüchern: Über 1,1 Millionen Exemplare.
RICHARD GORDON
Der Schönheitschirurg
ROMAN
ROWOHLT
Titel der Originalausgabe «The Facemaker»
Aus dem Englischen übertragen von RENATE WELSH
Umschlagentwurf Jürgen Wulff
Ungekürzte Ausgabe
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg, Oktober 1970
© Paul Zsolnay Verlag GmbH, Hamburg/Wien, 1968
Gesetzt aus der Linotype-Janson-Antiqua
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck/Schleswig
Printed in Germany
ISBN 3 499 11346 5
Dies ist die erste von drei Geschichten über die Familie Trevose. Sie waren weder unmoralischer noch edler als die meisten Menschen, auch die, die sowohl die Diener als auch die Götter der anderen sind - die Ärzte.
Sie waren bloß ungeschickter im Vertuschen ihrer Laster, weiter nichts.
Der Jüngling, der Sir Graham Trevose, K. B. E., D. Sc., F. R. C. S., Chefarzt für plastische Chirurgie am Blackfriars Hospital und bei der Royal Air Force wurde, versuchte es nicht einmal.
1
Er war nun seit drei Monaten im Sanatorium und freute sich daran, daß langsam alle ihre Überzeugung von der Unabwendbarkeit seines nahen Todes unter Entschuldigungen revidieren mußten. Er wußte recht gut, daß er den fatalen habitus phthisicus hatte, wie ihn Hippokrates beschreibt. Seine Haut war weich, blaß und geädert. Das Weiße seiner Augen schimmerte blau. Seine Schulterblätter standen wie Flügel ab, und man konnte die Rippen an seiner flachen Brust beinahe vom anderen Ende des Zimmers sehen. Seine Brust war ganz und gar nicht von der Art, die man im Sanatorium gerne sah. Es war eine Brust, die der Tuberkulose erlag, ohne Gegenwehr auch nur vorzutäuschen. Eine feige Brust. Er sollte sich ihrer schämen.
Man steckte ihn in der kalten Januarluft ins Bett, mit einem wasserdichten Leintuch als Überwurf, das den Regen auffangen sollte, der monoton unter die Veranda tropfte. Man gab ihm einen Spucknapf mit Deckel, der wie ein deutscher Bierkrug aussah, fütterte ihn wie einen Kampfhahn, setzte ihn der Schmach von Bettschüsseln und Urinflaschen aus, wog ihn einmal in der Woche, untersuchte täglich sein Sputum und maß in vierstündigen Abständen seine Temperatur. Die Ärzte und Krankenschwestern sorgten geradezu zärtlich für ihn, was ihn deprimierte, da er bald herausfand, daß diese Fürsorge für die hoffnungslosesten Fälle reserviert war. Sie verboten ihm, sich zu waschen, zu rasieren und aufzusetzen. Er durfte nicht einmal lesen. Er konnte nichts tun, als den Gedanken in
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