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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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eigentlichen Thema zurückzukommen: Ihre Aufgabe hier ist ganz einfach. Es ist Ihnen erlaubt, sich unter den Versuchspersonen zu bewegen, mit ihnen zu sprechen und, soweit möglich, an ihrem täglichen Leben teilzunehmen. Und in kurzer Form zu berichten, worüber die Leute sich Gedanken machen, womit sie sich die Zeit vertreiben, und wie Sie selbst das ... wie soll ich es nennen ... das geistige Klima hier einschätzen. Ich nehme an, daß diese Arbeit Ihnen Freude machen wird.«
    »Vielleicht. Aber warum gerade ich?«
    »Eine der Versuchspersonen hat Sie empfohlen. Unter den verschiedenen Kandidaten, die wir in Erwägung zogen, schienen Sie für diese Aufgabe am besten geeignet - und außerdem waren Sie gerade greifbar. Um ehrlich zu sein - wir haben mit den Versuchspersonen ... Verständigungsschwierigkeiten. Übrigens war es ihr Anführer, Mordecai Washington, der uns vorschlug, Sie hierher bringen zu lassen und als eine Art Verbindungsmann oder ›Dolmetscher‹ einzusetzen. Erinnern Sie sich an Mordecai? Er war Schüler in dem Gymnasium, das Sie ein Jahr lang besucht haben. 1955.«
    »Im Zentralgymnasium? Sein Name kommt mir bekannt vor, aber an ihn selbst kann ich mich nicht erinnern. Möglicherweise kenne ich seinen Namen nur vom Hörensagen oder aus einer Anwesenheitsliste. Zu meinen Freunden hat er bestimmt nicht gehört. So viele hatte ich nicht, daß ich Ihre Namen vergessen würde.«
    »Sie werden hier genug Gelegenheit haben, dieses Versäumnis nachzuholen. Haben Sie weitere Fragen?«
    »Ja. Was bedeutet das A?«
    Sie sah mich verständnislos an.
    »Dr. A. Busk.«
    »Ach so. Aimée.«
    »Und wie heißt die private Stiftung, die dieses Projekt finanziert?«
    »Ich könnte es Ihnen sagen, aber wirklich, Mr. Sacchetti, glauben Sie nicht auch, daß es besser für Sie ist, wenn Sie es nicht wissen? Die Versuchspersonen wurden instruiert, in Ihrem eigenen Interesse über bestimmte Dinge nicht mit Ihnen zu sprechen. Denn Sie wollen uns doch sicher irgendwann wieder verlassen, nicht wahr?«
    Dr. Aimée Busk ließ mit einem leisen Nylonknistern das übergeschlagene Bein hinabgleiten und stand auf.
    »Die Wärter werden gleich kommen und Sie in Ihr Zimmer führen. Wir werden uns spätestens nächste Woche wiedersehen. Aber Sie können auch schon vorher kommen und mir Fragen stellen, die Sie unbedingt beantwortet haben wollen. Guten Tag, Mr. Sacchetti.«
    Drei Stechschritte, und sie war draußen. In dieser Runde hatte sie alle Punkte gemacht.

    Später
    Eine Stunde, nachdem ich diesen Bericht getippt hatte, kam ein Zettel von H. H.: »Sie ist siebenunddreißig. H. H.«
    Innerbetriebliche Rivalität? (Diese Frage brauchen Sie nicht zu beantworten!)

    7. Juni
    Ich hatte geglaubt, meine Migräne, die zweifellos psychisch bedingt war, sei durch psychotherapeutische Behandlung endgültig kuriert worden, aber seit der vergangenen Nacht martert sie mich schlimmer als je. Wo ich früher nur einen Stich gespürt habe, spüre ich jetzt sieben. Vielleicht hat die Busk, die ja in der Geheimwissenschaft eingeweiht scheint, mit irgendeinem Gegenzauber Dr. Mieris’ Heilerfolg zunichte gemacht. Vielleicht aber liegt es einfach daran, daß ich in einem Anfall von Dichteritis bis nach zwei Uhr aufgeblieben bin. Ich habe noch nicht genug Abstand zu meinem Gedicht, um sagen zu können, ob es die Schmerzen wert ist. Aber wer weiß - vielleicht ist das Gedicht eine Folge der Migräne.
    Soviel zu meinem Geistesleben. Das Ereignis des Tages war der Besuch des legendären Mordecai Washington. Von keinem Wärter angemeldet, erschien er kurz nach dem zweiten Frühstück. Er klopfte, wartete aber mein ›Herein!‹ nicht ab. »Darf ich?« fragte er, obwohl er schon im Zimmer stand.
    Selbst als ich ihn vor mir sah und seine Stimme hörte - eine laute Stimme, die gegen meine Migräne anhämmerte -, erkannte ich in ihm weder jenen angeblichen Schulfreund noch sonst jemand aus meiner Vergangenheit. Mein erster Eindruck: Er ist kein gutaussehender Mann. Ich gebe zu, daß mein Schönheitsbegriff ethnozentrisch ist, aber ich glaube, daß auch die meisten Neger Mordecai Washington nicht als gutaussehend bezeichnen würden. Er ist sehr dunkel, beinahe blauschwarz. Langes Gesicht, vorspringendes Kinn, breite Lippen (die jedoch eher flach ans Gesicht gepreßt als aufgeworfen wirken), eine winzige Nase und gekräuseltes Maori-Haar. Ein Brustkorb, den man vor hundert Jahren schwindsüchtig genannt hätte, kaum vorhandene Schultern, Säbelbeine, Füße wie

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