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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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die Hände vors Gesicht und begann wieder zu weinen nicht so sehr um Kitty, als um den Mann, der nun endlich seine Freiheit, die er mit zwanzig Jahren verloren hatte, wiedergewonnen hatte.
    Endlich frei! hörte ich ihn fast rufen; frei zu sein, wie er wollte, das zu tun, was und wie er wollte – und ich wäre ihm dabei beinahe im Wege gestanden.
    Was war das doch für eine verrückte Welt, daß ein Mann Liebe annehmen konnte und sie dann wegwarf? Cal wollte allein weitermachen.
    Ein Gefühl der Bitterkeit überwältigte mich.
    Vielleicht sollte ich mehr wie ein Mann sein, erst nehmen, dann verlassen und mir nicht allzuviel daraus machen. Ich würde mir nie einen Ehemann nehmen; nur Liebhaber, die ich verletzen und verlassen könnte, so wie Vater. Schluchzend faltete ich die Zeitung zusammen und verstaute sie in dem Netz an der Stuhllehne vor mir.
    Dann nahm ich aus einem großen, braunen Umschlag das Photo, das Tom mir noch gegeben hatte, kurz bevor er mit Fanny davongeeilt war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich dem keine Beachtung geschenkt. »Nimm das«, hatte er mir zugeflüstert, als wollte er nicht, daß Fanny es bemerkte. Da waren sie, Unsere-Jane und Keith, sie sahen älter, kräftiger und glücklicher aus. Ich starrte unentwegt auf das hübsche, gute Gesicht Unserer-Jane. Auf einmal ging es mir auf, mit wem sie Ähnlichkeit hatte – mit Annie Brandywine Casteel! Großmutter war in Unserer-Jane wieder zum Leben erwacht, ebenso wie ich Großvaters Züge in Keiths gutgeschnittenem Gesicht entdeckte. Ja, sie verdienten das Beste, das Allerbeste, und ich würde nichts unternehmen, was für sie böse Erinnerungen heraufbeschwören könnte.
    Meine Tränen trockneten. Ich war überzeugt, daß Fanny ihr Ziel erreichen würde, gleichgültig was sie dafür tun mußte.
    Und ich? Nun wußte ich, daß jede Erfahrung im Leben etwas am Menschen ändert – wer war ich jetzt? Bei diesem Gedanken reckte ich mich auf. Ab heute würde ich dem Leben mutig begegnen, ohne Furcht und Scheu und ohne mich zu schämen. Und niemand würde mich mehr ausnützen. Und wenn du mir auch sonst nichts gegeben hast, Kitty, so hast du mir die Kraft, die in mir ruht, bewußt gemacht; durch dick und dünn, durch die Hölle und wieder zurück – ich würde überleben.
    Früher oder später würde ich den Sieg davontragen.
    Was Vater betraf, er würde mich schon noch wiedersehen. Er mußte noch eine große Schuld bei mir begleichen. Und bevor ich diese Welt verließ, die so wenig Mitleid mit mir gehabt hatte, sollte er dafür bezahlen.
    Aber jetzt ging es nach Boston, dem Zuhause meiner Mutter. Dort würde ich wie von Zauberhand all das werden, was meine Mutter gewesen war – und noch mehr.

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