Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Schwäche angerichtet hatte, wieder gutmachen wollte. Als das Hauptquartier abgebaut wurde, wagte keiner, dem Legaten in die Augen zu sehen, so finster war sein Blick, der eine tiefe Furche in seine Stirn kerbte und ihm die Mundwinkel nach unten zog.
Nachdem sie ihre Ration Gerstenbrei verzehrt hatten, packten die Legionäre eilig ihre Sachen. Als die Sonne über dem Horizont aufging, formierten sich die Männer zu Zenturien und bereiteten sich auf den Abmarsch vor.
Als die Marschordnung durchgegeben wurde, stöhnten die Männer insgeheim. Vespasian hatte beschlossen, in zwei Abteilungen beiderseits des Trosses zu marschieren, jeweils mit einer Kohorte als Vor- und Nachhut. Die Veteranen fluchten lautlos über die übermäßige Vorsicht ihres Kommandanten, denn während der Tross den bequemen Weg über die Straßen nehmen würde, müssten die armen Schweine an den Flanken sämtliche Hindernisse überwinden, welche die Natur ihnen in den Weg stellte. Am Abend würden die Flankenkolonnen zerkratzt, erschöpft und durchnässt sein, und das alles nur deshalb, weil der Legat sich wegen einiger verlauster Briten Sorgen machte.
»Und du lässt dich unter keinen Umständen aufhalten, verstanden?«
Cato nickte und bemühte sich, das Pferd im Zaum zu halten.
»Du reitest zu Vespasian und sagst ihm, dass es sich um eine Falle handelt. Sag ihm, wie viele es sind, und weise ihn darauf hin, dass sie in den Wald eingedrungen sind, als wir sie zum letzten Mal gesehen haben.« Macro hatte schwere Bedenken, den Jungen allein loszuschicken, doch die anderen Männer waren einfach am Ende ihrer Kräfte.
»Und was ist mit dir, Herr?«
»Mach dir wegen mir keine Sorgen, mein Junge. Warne Vespasian. Also, worauf wartest du noch? AB MIT DIR!«
Macro klatschte dem Tier mit aller Kraft auf die Flanke, so dass das Pferd einen Satz nach vorn machte und Cato beinahe abgeworfen hätte. Im letzten Moment packte der Optio die Zügel und presste Schenkel und Fersen an die Flanke des Pferdes. Schlecht und recht hielt er sich im Sattel. Ein letztes Mal blickte er sich zu dem kleinen Häuflein der Männer um, die ihm besorgt hinterherblickten, dann trieb er das Pferd den Hang hinunter und wandte sich zum Lager der Römer, das in der Ferne zu sehen war. Cato war kein sonderlich guter Reiter, und so krampfte er die Finger in die wehende Mähne und zerrte an den Zügeln, wenn er die Richtung ändern wollte. Das Pferd, das seinen gewohnten Reiter vermisste, reagierte erwartungsgemäß. Es befolgte Catos Weisungen nur widerwillig und galoppierte einfach langsam weiter; die Antipathie beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit.
Als sie am Fuße des Hügels angelangt waren, schaute Cato in Panik hoch und bemerkte, dass das Lager nicht mehr zu sehen war. Anhand des Sonnenstands und der örtlichen Gegebenheiten vergewisserte er sich eilends, dass die Richtung noch stimmte, dann gab er dem Pferd erneut die Fersen. Er fragte sich, ob Vitellius das Lager wohl noch rechtzeitig erreicht hatte und ob sein wilder Ritt jetzt überhaupt noch nötig war. Doch so unangenehm die Begleiterscheinungen auch waren, hielt er es doch für dringend erforderlich, Vespasian vor der drohenden Gefahr zu warnen. Während er sich an den Zügeln festhielt und sein kleines Pferd vorwärtstrieb, sah er bereits im Geiste vor sich, wie man seine Nachricht dankbar entgegennehmen würde.
Zur Linken fiel ihm eine Bewegung ins Auge. Zu seinem Entsetzen kamen mehrere wie Briten gekleidete Reiter in spitzem Winkel auf ihn zugaloppiert. Sie waren kaum eine Viertelmeile entfernt und wollten ihm den Weg abschneiden, bevor er die nächste Hügelkupppe erreichte. Cato rammte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und brüllte es an, es solle um sein Leben rennen, so schnell wie der Wind. Das Tier spürte anscheinend die Gefahr, denn es legte die Ohren an, senkte den Hals und preschte in gestrecktem Galopp den Hang hoch. Als Cato den Kopf nach links wandte, sah er, dass die Briten näher gekommen waren. Mit erschreckender Klarheit begriff er, dass er es nicht schaffen würde. Das Lager war einfach zu weit entfernt, und in ein paar Augenblicken würde er tot sein – er meinte bereits, den Speer zu spüren, der sich in seinen Rücken bohrte.
Die Hügelkuppe war nur noch wenige hundert Fuß entfernt, und Cato flehte zu den Göttern, sein Pferd möge ein wenig schneller rennen. Dabei spürte er jedoch, dass es bereits von seinen letzten Kraftreserven zehrte. Die Verfolger waren ihm mittlerweile so
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