Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
für ein Mensch er ist. Du sagst, er hat versucht, dich und deine Leute umzubringen, als ihr die Truhe für mich geborgen habt. Diese Mission war geheim, streng geheim. Vermutlich wussten nur du, ich und der Junge neben dir, was sich in der Truhe befand. Und Vitellius natürlich. Die Truhe ist auch jetzt noch versiegelt und bereits unter schwerer Bewachung auf dem Weg nach Rom. Je weniger Menschen von dem Gold erfahren, desto besser. So wünscht es der Kaiser. Keiner würde es uns danken, wenn Vitellius vor Gericht gestellt und das alles öffentlich gemacht würde. Zudem wisst ihr vielleicht nicht, dass sein Vater ein enger Freund des Kaisers ist. Muss ich noch mehr sagen?«
Macro verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
Vespasian ließ seine Worte eine Weile wirken, da er den Ausdruck der Resignation, der sich auf den Gesichtern des Zenturios und seines Optios abzeichnete, sehr wohl verstand. Es war aber auch wirklich Pech, dass ausgerechnet Vitellius als Held und Saubermann aus dieser Situation hervorging, doch schien es wieder einmal typisch für das Glück des Tribuns. Dieser Mann war für ein hohes Amt bestimmt, und die Schicksalsmächte sorgten anscheinend dafür, dass dem nichts in den Weg kam. Dabei steckte hinter seinem Verrat weit mehr, als Vespasian diese beiden Männer jemals wissen lassen konnte. Neben seinen Pflichten als Tribun diente Vitellius nämlich Narcissus, dem obersten kaiserlichen Sekretär, als Spitzel. Sollte Narcissus jemals dahinter kommen, dass Vitellius ihn hintergangen hatte, wäre das Leben des Tribuns verwirkt. Aber von Vespasian würde Narcissus das niemals erfahren. Dafür hatte Vitellius gesorgt. Beim Ausspionieren der Offiziere und der Mannschaft der Zweiten Legion hatte Vitellius die Identität eines Verschwörers aufgedeckt, der in eine Intrige zum Sturz des neuen Kaisers verwickelt gewesen war.
Vielmehr einer Verschwörerin. Flavia Domitilla, Vespasians Ehefrau.
Im Moment bestand also eine Pattsituation zwischen Vitellius und Vespasian; jeder wusste etwas vom anderen, was tödlich sein mochte, sollte es Narcissus jemals zu Ohren kommen.
Vespasian, der plötzlich merkte, dass er seine Untergebenen nun schon eine ganze Weile mit leerer Miene anstarrte, wandte seine Aufmerksamkeit eilig wieder Macro und Cato zu, die er aus einem anderen Grund hatte rufen lassen.
»Zenturio, ich habe hier aber etwas, was dich aufheitern dürfte.« Vespasian nahm ein kleines, in Seide eingeschlagenes Päckchen vom Rand des Schreibtischs. Er schlug das Tuch behutsam auf, und darunter kam ein goldener Halsreif zum Vorschein, den er einen Moment lang betrachtete, bevor er ihn ins matte Licht der Öllampen hielt. »Kennst du den, Zenturio?«
Macro betrachtete ihn einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf. »Nein, leider nicht, Herr.«
»Das wundert mich nicht. Wahrscheinlich warst du mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als du den zum ersten Mal gesehen hast«, meinte Vespasian und lächelte gequält. »Es ist der Torques eines britischen Häuptlings. Früher gehörte er einem gewissen Togodumnus, der glücklicherweise nicht mehr unter uns weilt.«
Macro lachte, als ihm jetzt plötzlich die Erinnerung kam; er hatte den Torques um den Hals dieses riesigen Kriegers gesehen, den er vor einigen Tagen im Zweikampf getötet hatte.
»Hier!« Vespasian warf Macro den Reif zu, der völlig überrumpelt war und ihn ungeschickt auffing. »Ein kleines Zeichen der Dankbarkeit der Legion. Er stammt aus meinem persönlichen Beuteanteil. Du hast ihn verdient, Zenturio. Du hast ihn durch Sieg errungen, trage ihn also in Ehren.«
»Jawohl, Herr«, antwortete Macro, während er den Torques genau betrachtete. Verflochtene Goldbänder schimmerten im flackernden Licht, und jedes Bandende schloss sich spiralartig um einen großen Rubin, der funkelte wie ein blutdurchtränkter Stern. Sonderbare Wirbelmuster waren um die Rubine herum in das Gold eingearbeitet. Macro fühlte das Gewicht des Halsrings und überschlug im Kopf seinen Wert. Seine Augen weiteten sich.
»Herr, ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll.«
Vespasian winkte ab. »Dann lass es einfach sein. Wie ich schon sagte, du hast es verdient. Was nun dich angeht, Optio, so kann ich dir nichts geben außer meinem Dank.«
Cato errötete, und seine Lippen wurden schmal vor Bitterkeit. Ohne es zu wollen, musste der Legat über den jungen Mann lachen.
»Tatsächlich habe ich dir nichts Wertvolles zu geben. Aber jemand anderer schon, oder
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