Cato 09 - Gladiator
schärfer. »Mit euch beiden fange ich an. Also steigt ab und gebt mir die Pferde. Die Pferde und alle Wertsachen, die ihr bei euch habt.«
»Was?« Sempronius straffte sich im Sattel. »Wie kannst du es wagen?«
Cato war unterdessen eine Bewegung am Straßenrand aufgefallen; jetzt sah er mehrere Gestalten, die immer näher kamen. Er legte die Hand auf den Schwertknauf und flüsterte: »Herr, wir sind in Schwierigkeiten. Zieh das Schwert!«
»Schwierigkeiten?« Sempronius blickte sich um und erstarrte, als er die Männer aus dem Schatten hervorkommen sah, jeder mit einem Knüppel oder einer Mistgabel bewaffnet und alle ebenso zerlumpt wie der Sprecher. Es klirrte leise, als die beiden Römer die Schwerter zogen.
»Nicht übermütig werden, werte Herren«, sagte der Mann gelassen. »Wär doch schade, wenn jemand verletzt würde. Wir sind nun mal in der Überzahl. Wenn ihr kämpfen wollt, schneide ich euch den Bauch auf, worauf ihr einen fürstlichen Furz verwetten dürft. Also, immer schön mit der Ruhe. Werft die Schwerter weg und steigt ab.«
Cato hatte Herzklopfen, und er verspürte das wohlvertraute eiskalte Prickeln im Nacken, das bei ihm einem Kampf vorausging. Er biss die Zähne zusammen und knurrte: »Da du ja kein Blatt vor den Mund nimmst, warne ich dich zum letzten mal. Gib den Weg frei.«
Einen Moment lang herrschte Stille, und die beiden Römer musterten schweigend die sie umringenden Männer. Dann brüllte jemand:
»Auf sie, Männer!«
Die Schattengestalten rannten auf die Reiter zu. Cato gab seinem Pferd die Sporen. »Los, Herr.«
Sempronius trieb sein Pferd an, reagierte aber einen Moment später als Cato, und ehe er auch nur zehn Fuß weit gekommen war, ergriff jemand die Zügel, während von der Seite weitere Männer herandrängten.
»Cato! Hilf mir!«
Cato drehte sich im Sattel um und sah, wie der Senator mit seinem Kurzschwert auf die ihn umgebenden Angreifer einschlug.
»Scheiße!«, zischte Cato und riss das Pferd herum. Mit vorgestrecktem Schwertarm galoppierte er in das Gewühl der Angreifer hinein. Das Pferd schnaubte, als es gegen den Mann prallte, der die Zügel hielt, und Cato schwang das Schwert in weitem Bogen und trieb die anderen Männer zurück. Dann klammerte er sich mit den Schenkeln an den Flanken seines Rosses fest und schlug nach beiden Seiten auf die Hände ein, die noch immer die Zügel von Sempronius’ Pferd umklammerten. Die Klinge durchschnitt Fleisch und zerschmetterte Knochen. Ein Mann wich mit einem Aufschrei zurück und starrte entsetzt auf seine fast abgetrennte Hand. Cato beugte sich vor, packte die Zügel und hielt sie dem Senator hin. »Hier!«
»Römischer Bastard!«, schrie jemand. Cato fuhr herum und erblickte einen Mann, der mit angelegter Mistgabel auf sie zustürmte. Cato riss die Schwertklinge zurück und schlug auf die Zinken. Mit lautem Klirren traf Metall auf Metall, und die Zinken wurden nach unten abgelenkt, weg von Catos Brust. Im nächsten Moment jedoch bohrte sich eine der Zinken in seinen Oberschenkel, was sich anfühlte wie ein Faustschlag, und das Pferd wieherte auf, als sich die andere in seine Flanke bohrte. Cato keuchte auf, dann holte er knurrend aus und rammte dem Mann die Klinge unterhalb des Halses tief in die Brust. Der Angreifer brach röchelnd zusammen und ließ die Mistgabel los. Der Schaft sackte herab und zerrte an den Wunden von Mensch und Pferd, bis Cato die Zinken mit dem Schwert lösen konnte. Dann blickte er sich um und sah, dass er die übrigen Angreifer mit seiner Attacke eingeschüchtert hatte.
»Los, Herr!«, rief er Sempronius zu.
Diesmal wartete er, bis das Pferd des Senators die Angreifer hinter sich gelassen hatte, dann klatschte er seinem eigenen Pferd mit der Breitseite des Schwertes auf die Flanke und galoppierte Sempronius hinterher. Erst hörte er ein Grunzen, dann schoss zur Linken eine zweite Mistgabel dicht an ihm vorbei und verschwand im Dunkel. Er duckte sich und krampfte die Faust um das Schwert, damit es ihm nicht entglitt. Die Angreifer rannten ihnen wutheulend ein Stück weit hinterher, gaben die Verfolgung aber bald auf und schickten ihnen Beschimpfungen hinterher, die allmählich leiser wurden, als Cato hinter Sempronius her Richtung Gortyna ritt.
kapitel 6
M acro seufzte schwer, als er die Berichte überflog, die ihm die Offiziere und Schreiber der Hilfskohorte vorgelegt hatten. Es war inzwischen Nacht geworden, und durchs Fenster der Schreibstube sah er den von den Mauern der Akropolis
Weitere Kostenlose Bücher