Cato 10 - Die Legion
steckten, ähnelte die Formation einer riesige Klette. Nach und nach stellten die feindlichen Bogenschützen den Beschuss ein, um Munition zu sparen, und Catos Männer erreichten endlich Rufus’ sichere Stellung am Eingang des Dorfes. Man half den Verwundeten nach hinten, wo ihre Kameraden die Wunden so gut wie möglich mit Leinentüchern verbanden, die sie aus den vom Feuer verschonten Häusern geborgen hatten. Catos Wunde war nicht tief, und er wickelte sich rasch einen Stoffstreifen um die Brust. Als die Abenddämmerung in die Nacht überging, setzten Cato und Rufus sich in der Dunkelheit zusammen und erörterten ihre Handlungsmöglichkeiten.
»Wir können sie nicht frontal die Straße entlang angreifen«, entschied Cato. »Wir würden ihren Bogenschützen ein perfektes Ziel bieten, und sie könnten uns beim Angriff in die Flanken fallen.«
Rufus nickte.«Ich könnte versuchen, das Dorf zu umgehen und sie von der Seite und von hinten anzugreifen, während du sie von hier aus ablenkst, Herr«, schlug er dann vor.
Cato dachte kurz nach und nickte dann. »Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Das Problem ist nur, dass Ajax genau das erwarten wird.«
»Nur falls er da bleibt, wo er jetzt ist, Herr. Ich an seiner Stelle würde den Rückzug antreten. Er hat den größtmöglichen Vorteil aus dem Hinterhalt geschlagen und weiß, dass wir nun gezwungen sind, es mit einer indirekteren Vorgehensweise zu versuchen. Warum sollte er hier sitzen bleiben und abwarten? Vernünftig wäre es, wenn er eine kleine Nachhut zurückließe, um uns in dem Glauben zu wiegen, dass er noch immer da ist, und dann seine Flucht fortsetzte. Er wird wahrscheinlich versuchen, vor Sonnenaufgang noch eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. Mit etwas Glück könnte er einen so großen Vorsprung gewinnen, dass wir die Spur verlieren, wenn wir die Verfolgung bei Tagesanbruch wieder aufnehmen.«
»Du hast recht«, sagte Cato. Jetzt, da sie Ajax seit seiner Flucht von Kreta näher waren als je zuvor, durften sie ihm keine Chance geben, ihnen zu entschlüpfen. Er nickte Rufus zu. »Auf der rechten Seite wächst zu viel dichtes Gestrüpp – da würden sie dich kommen hören. Nimm die Hälfte der Männer und umgehe das Dorf auf der linken Seite durchs Gras hindurch. Vorhin, bei unserer Ankunft, habe ich dort allerdings in etwa hundert Schritt Entfernung zu den Häusern einen Deich gesehen, du wirst also keinen weiten Bogen schlagen können. Am besten wartest du vor dem Angriff noch eine Weile ab, bis die Flammen niedergebrannt sind, damit man euch nicht entdeckt.«
»Jawohl, Herr. Was wirst du tun, wenn es so weit ist?«
»Einen weiteren Angriff entlang der Straße versuchen.« Cato lächelte müde. »Was mir an Einfallsreichtum fehlt, werde ich durch größtmöglichen Lärm ausgleichen. Nun gut, gib jetzt den Männern Bescheid. Und sag ihnen, dass sie sich satt trinken können. Wenn alles vorbei ist, füllen wir die Trinkflaschen aus den Wasservorräten des Dorfes auf.«
Kapitel 13
W
ie viele Männer haben wir verloren?«, fragte Ajax, der die Römer am anderen Ende des Dorfes beobachtete.
Karim, sein engster Gefolgsmann, blickte von der Wunde an Hepithus’ Arm auf, die er gerade verband. »Zwei sind tot. Einer ist so gut wie tot, und vier sind verwundet. Aber alle Verwundeten können noch kämpfen.«
Ajax überdachte das Ergebnis des Hinterhalts: Er hatte zwei Männer verloren, aber zehn Römer getötet oder verwundet. Das Scharmützel war also zu seinem Vorteil ausgegangen. Allerdings hatte er gehofft, die Römer vollständig zu vernichten oder sie zumindest zu zerstreuen, sodass sie die Verfolgung nicht fortsetzen konnten. Seine Männer waren in einer schlimmen Verfassung gewesen, als sie das Dorf am Nachmittag erreicht hatten. Bei einigen von ihnen hatte er seine ganze persönliche Autorität einsetzen müssen, um sie dazu zu bringen, den Hinterhalt vorzubereiten. Die anderen, seine ehemaligen Gladiatorenkameraden, hatten es dagegen vorgezogen, sich ihren Verfolgern zu stellen, statt sich weiter durch den Mangrovensumpf zu quälen. Der kleine Sieg hatte ihren Glauben an ihn ein Stück weit wiederhergestellt. Genau, wie er es vorhergesehen hatte.
Ajax verstand die Mentalität der Gladiatoren, die ihm folgten, sehr gut, denn er hatte viele Jahre unter ihnen gelebt und in ihren Reihen gekämpft. Sie lebten, um zu kämpfen. Nachdem sie lange Zeit gezwungen gewesen waren, ihr Leben auf Geheiß ihrer Herren aufs Spiel zu setzen,
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